Unter Bayern:Einheit auf weiß-blauem Grund

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Zu Zeiten des Hambacher Fests stand das namengebende Schloss noch in Bayern. (Foto: Thomas Muncke/dpa)

Die Pfalz hat mal zu Bayern gehört. Dann muss das Hambacher Fest von 1832 wohl eine urbayerische Veranstaltung gewesen.

Kolumne von Matthias Köpf

Jetzt nicht, dass es gleich wieder heißt: die Bayern und ihre ewige Kleinstaaterei! Gut, aus München, Mühldorf oder Miesbach haben sich anno 1832 angeblich nicht allzu viele einheitsfreudige und freiheitsliebende Demokraten aufgemacht zum Hambacher Fest in die Pfalz. Aber die Pfälzer, die selber den größten Teil der Hambacher Festgäste stellten, hatten auch keine gar so weite Anreise nach Neustadt, obwohl das zu jener Zeit noch gar nicht "an der Weinstraße" lag. Und noch kürzer war dann der Fußweg von dort hinauf zum Hambacher Schloss. Bei 30 000 Menschen gab es da bestimmt auch schon Verkehrsprobleme, denen der Stadtrat aber noch nicht mit einer deutlichen Erhöhung der Parkgebühren begegnen wollte, so wie er es neuerdings will und wie auch jeder Gemeinderat an einem altbayerischen Ausflugsziel das wollen würde.

Vor allem aber - so viel zur bayerischen Kleinstaaterei - waren diese demokratiefreudigen und einheitsfeiernden Pfälzer damals echte bayerische Staatsbürger. Sie waren das infolge der üblichen territorialen Hütchenspielerei und aus gewissen dynastischen Gründen, denn auch sie waren Untertanen der Wittelsbacher. Das allerdings wieder eher ungern, weil den Feiernden von Hambach die Freiheit vom Fürstenjoch eben erklärtermaßen lieber gewesen wäre.

Ludwig I., dem sein Königreich auch kaum groß genug sein konnte, sah das aber schon aus beruflichen Gründen anders und schickte bald Truppen, Ankläger und Zensoren. Vielleicht liegt es daran, dass es in der Neustädter Stiftskirche noch viel weiß-blaues Dekor zu sehen gibt und keins in den Farben Schwarz, Rot und Gold, die am Hambacher Fest schon eifrig kombiniert wurden, wenn auch nicht immer in der heutigen Reihenfolge. Jene Stiftskirche haben sich Protestanten und Katholiken übrigens der Quere nach aufgeteilt. Abgesehen von der dazu eingezogenen Mauer könnte selbst dieses konfessionelle Arrangement an Bayern erinnern, ein paar Jahre zumindest noch.

Den König Ludwig I. scheinen die Leute in der Pfalz jedenfalls bis heute interessant zu finden. In Speyer ist ihm gerade eine Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz gewidmet - und das nicht nur, weil er der Stadt vor lauter Griechenbegeisterung 1825 endgültig ihr stylisches Ypsilon verpasst haben soll, genau wie seinem ganzen Königreich. Die Sonderausstellung sollte vor ein paar Tagen schließen. Stattdessen wurde sie bis Anfang September verlängert.

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