Maskenaffäre:Andrea Tandler: Vorladung in den Landtag

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Die PR-Unternehmerin und Tochter des CSU-Granden Gerold Tandler soll zu den Maskendeals aussagen, die sie vermittelt hat. Und zu den dafür kassierten Provisionen in Millionenhöhe.

Von Klaus Ott, München

Das Schreiben ist kurz und klar. Andrea Tandler, PR-Unternehmerin aus München und Tochter des CSU-Granden Gerold Tandler, wird für Freitag, 29. April, um 9.15 Uhr in den Landtag geladen. Konferenzsaal, Maximilianeum, München, lautet die Ortsangabe. Dort soll die Tandler-Tochter, die bei Maskendeals kräftig kassiert hat, als Zeugin im Masken-Untersuchungsausschuss aussagen. Es wäre der erste öffentliche Auftritt der PR-Unternehmerin, seitdem vor mehr als einem Jahr ihre Rolle bei Geschäften der Schweizer Handelsfirma Emix mit Corona-Schutzkleidung bekannt geworden ist.

Andrea Tandler hatte kurz nach Beginn der Pandemie über CSU-Kanäle Verkäufe von Emix für mehr als 700 Millionen Euro an die Gesundheitsministerien in Bayern, Nordrhein-Westfalen und vor allem im Bund vermittelt. Von Emix hat die Tandler-Tochter dafür zusammen mit einem Partner Provisionen in Höhe von 48,3 Millionen Euro bekommen. Das Geld stammt letztlich aus Steuermitteln. Fragen dazu beantwortet die PR-Unternehmerin nicht. Sie gibt keine Interviews und tritt auch sonst nicht öffentlich auf.

Auch im Untersuchungsausschuss ist damit zu rechnen, dass Andrea Tandler jedwede Aussage verweigert, wie die Maskendeals genau gelaufen sind. Als Beschuldigte in einem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft München I hat die Unternehmerin auch in einem Untersuchungsausschuss das Recht, zu schweigen. Gegen Andrea Tandler wird wegen Geldwäscheverdacht ermittelt; sie weist das zurück. Die Ampel-Opposition aus Grünen, SPD und FDP dürfte darauf bestehen, dass die Tandler-Tochter erscheint und eine eventuelle Aussageverweigerung persönlich zu Protokoll gibt.

Diese Gelegenheit könnten die Abgeordneten dann auch nutzen, trotzdem Fragen zu stellen, auch wenn diese nicht beantwortet werden. In Oppositionskreisen gibt es jedenfalls wenig Neigung, Andrea Tandler einen solchen Auftritt zu ersparen. Für Grüne, SPD und FDP wäre das eine willkommene Gelegenheit, die auch auf guten CSU-Kontakten beruhenden Provisionen in Millionenhöhe noch einmal umfassend in die Öffentlichkeit zu bringen.

Für den 29. April sollen auch die Züricher Jungunternehmer Jascha Rudolphi und Luca Steffen, die Emix betreiben, als Zeugen geladen werden. Sie müssen als Schweizer Bürger allerdings nicht kommen. Emix soll nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft München I rund 300 Millionen Euro Profit mit den deutschen Corona-Geschäften gemacht haben. Emix erklärt dazu, die deutschen Behörden hätten "keine Kenntnis über die Beschaffungs- und sonstigen Kosten", die das Züricher Unternehmen bei diesen Geschäften gehabt habe. "Ohne Kenntnis aller relevanten Zahlen beziehungsweise Kosten lassen sich durch Dritte keine korrekten Gewinn- bzw. Margenberechnungen durchführen." Der Gewinn bei den Geschäften in Deutschland habe "effektiv erheblich weniger als 50 Prozent" des Handelsvolumens betragen. Das Handelsvolumen lag, wie erwähnt, bei gut 700 Millionen Euro.

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