Hochwasserschutz:Naturschützer fordern mehr Engagement für kleine Bäche

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Ein Vorbild: Die Ebrach im oberbayerischen Landkreis Ebersberg ist in den vergangenen Jahren teils aufwendig renaturiert worden. Sehr viele andere kleine und mittlere Bäche in Bayern dagegen sind nach wie vor begradigt, kanalisiert und sogar verrohrt, obwohl der Freistaat verpflichtet ist, auch für sie etwas zu tun. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Freistaat müsse verstärkt kleine Gewässer renaturieren, sagt ein LBV-Experte. Andernfalls schade man nicht nur dem Hochwasserschutz, sondern auch dem Klima und der Artenvielfalt.

Von Christian Sebald

Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) hat die Staatsregierung aufgefordert, mehr Geld und Personal in die Renaturierung von kleinen und mittleren Bächen zu stecken. "Das ist nicht nur aktive Hochwasservorsorge", sagt LBV-Geschäftsführer Helmut Beran. "Sondern es fördert außerdem die Artenvielfalt und ist sehr effektiv gegen die zunehmende Trockenheit auch in Bayern."

Das Winterhochwasser in Deutschland habe abermals gezeigt, welch dramatische Folgen starke Regenfälle haben können. Solche Regenfälle träten aber wegen der Klimakrise immer häufiger auf. "Die Hochwassergefahr hat sich in Bayern in den letzten Jahrzehnten deutlich verschärft", sagt Beran. "Doch der Freistaat setzt vorrangig auf technische Lösungen wie den Bau von Rückhaltebecken, statt auf natürlichen Schutz wie die Wiedervernässung von Mooren oder eben die Renaturierung von Bächen."

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Der LBV verlangt schon seit Langem, dass der Freistaat bis 2028 Bäche auf einer Länge von mindestens 10 000 Kilometern wieder in einen möglichst natürlichen Zustand versetzt. Allein die Kommunen, die meist dafür zuständig sind, kommen damit nicht voran. Nach Angaben des Landesamts für Umwelt, das auch für die Gewässer in Bayern zuständig ist, hat die Hälfte von ihnen bisher nicht einmal ein Konzept, wie sie mit den Bächen auf ihrer Flur umgehen. Dabei müssen sie solche Konzepte gemäß der europäischen Wasserrahmenrichtlinie eigentlich vorlegen. Und der ist Freistaat demnach verpflichtet, die ökologische Qualität der Oberflächengewässer und damit auch der Bäche bis 2028 deutlich zu verbessern.

Flüsse, kleine und mittlere Bäche kommen in Bayern auf eine Gesamtlänge von ungefähr 100 000 Kilometern. Mindestens drei Viertel davon sind freilich kanalisiert und begradigt. Kleine Bäche und Gräben sind in der Vergangenheit vielfach sogar in Rohre verlegt worden. Das Ziel all der Maßnahmen: Das Wasser soll schnellstmöglich aus der Landschaft abgeleitet werden. Dadurch fallen die Bäche für den Rückhalt von Hochwasser aus und verstärken die Gefahr bisweilen sogar, weil das Wasser so schnell abfließt, dass bei starkem Regen Dämme und Deiche in ihren Unterläufen überfordert sind und sie schnell über die Ufer treten.

Außerdem kritisiert der LBV, dass nach wie vor Moore trockengelegt und Feuchtwiesen mit Drainagen entwässert werden, damit die Bauern bessere Erträge erzielen. "Damit schadet der Freistaat nicht nur dem Hochwasserschutz massiv", sagt Beran, "sondern auch dem Klimaschutz und der Artenvielfalt." Intakte Moore halten nämlich nicht nur viel Wasser zurück, sondern sind zudem CO₂-Speicher ersten Ranges. Zugleich sind sie Refugium für zahlreiche bedrohte und streng geschützte Arten wie die Bekassine oder den Sonnentau.

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