Bayern:Firmen beklagen Probleme bei der Einstellung von Flüchtlingen

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Flüchtlinge lernen den Wiederaufbau von Häusern und die Arbeit mit einem Schweißbrenner. (Foto: dpa)

Die Unternehmen bilden junge Leute aus, die machen gute Abschlüsse - und trotzdem ist es für sie schwierig, in den Beruf einzusteigen.

Von Maximilian Gerl, Augsburg

Die Integration schreitet voran, doch bekannte Probleme bleiben. Zum Beispiel in Schwaben. Dort verlassen zum Monatsende rund 2000 Flüchtlinge die Berufsintegrationsklassen, 200 von ihnen haben laut der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Augsburg bereits einen Ausbildungsvertrag in der Tasche. Nur wie viele von ihnen zum September tatsächlich ihre Ausbildung antreten werden können, ist derzeit ungewiss.

Von den potenziellen Azubis sind knapp ein Drittel Afghanen - und damit qua Herkunft von einer Abschiebung bedroht. In vielen Fällen steht offenbar eine Arbeitserlaubnis durch die Behörden noch aus. "Wir brauchen für diese ausbildungsreifen jungen Menschen eine schnelle und pragmatische Lösung", sagt IHK-Präsident Andreas Kopton. "Die Unternehmen suchen händeringend Bewerber für ihre offenen Stellen."

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Nicht nur in Schwaben, überall in Bayern werden Azubis dringend gesucht und zu wenige gefunden. So gut wie alle Branchen sind betroffen. Wirtschaftsvertreter hoffen, dass junge Flüchtlinge die Bewerberlücke zumindest ein wenig verkleinern könnten. Theoretisch gäbe es dafür sogar ein Instrument: Laut der sogenannten Drei-plus-zwei-Regelung darf fünf Jahre in Bayern bleiben, wer eine Ausbildung beginnt. Praktisch sieht die Sache anders aus. Da klagen Verbände, Unternehmer und Flüchtlingshelfer regelmäßig, dass ihre Schützlinge trotz eines Ausbildungsvertrags abgeschoben würden.

Das Problem betrifft inzwischen nicht mehr nur potenzielle Neu-Azubis. Die IHK Schwaben hat in ihrem Kammerbezirk bislang 1100 Flüchtlinge durch ein Förderprogramm geschleust; allein dieser Tage haben 60 davon ihre Abschlussprüfungen erfolgreich abgelegt. Viele haben in technischen Berufen ihre Ausbildung gemacht, waren in der Logistik oder im Einzelhandel tätig - also in Branchen, die besonders unter dem Fachkräftemangel leiden.

Fast alle Absolventen haben laut IHK nun Angebote für eine Weiterbeschäftigung vorliegen. Statt einer Arbeitserlaubnis für zwei Jahre - wie es die Regelung vorsähe - sollen einige aber nur eine sogenannte Ermessensduldung für drei Monate von den Behörden erhalten haben. "Von Planungssicherheit bei den betroffenen Unternehmen sind wir mit dieser Praxis weit entfernt", sagt Kopton.

Wie viele Flüchtlinge und Betriebe derzeit bayernweit von Problemen bei der Drei-plus-zwei-Regelung betroffen sein könnten, lässt sich nicht verlässlich ermitteln. Generell wird auf Ausbildungsverträgen das Geburtsland, nicht aber ein Fluchthintergrund abgefragt. Das macht eine statistische Erfassung dieser Personengruppe schwierig. Zudem gibt es für das neue Ausbildungsjahr vorerst nur regionale Zahlen.

So verzeichnet die Handwerkskammer München und Oberbayern 350 neue Lehrverträge mit Menschen, die wahrscheinlich einen Fluchthintergrund haben. Im IHK-Bereich sind es in Oberbayern rund 460 neue Verträge. Beide Werte entsprechen in etwa denen des Vorjahrs. Traditionell herrscht aber im August viel Bewegung auf dem Lehrstellenmarkt. Es könnten also noch einige Azubis dazu kommen - oder wegfallen.

© SZ vom 26.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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