Auf zwei Geburtstage hat die FDP im Landtag neulich im kleinen Kreis und mit ein paar Gästen angestoßen - Fraktionschef Martin Hagen wurde 40 und Landtagsvize Wolfgang Heubisch 75 Jahre alt. Bei den wahrlich nicht zu knapp gehaltenen Lobreden auf die beiden wurde Hagens guter Riecher in sozialen Netzwerken erwähnt; tatsächlich ist er dort nicht nur sehr präsent, sondern macht oft auch durch knackige Kommentare von sich reden. Eins aber habe der Altvordere dem jüngeren voraus, hieß es: eine Präsenz auf Tiktok, dem unter Teenagern äußerst beliebten Kurzvideo-Portal, auf dem in der Regel allerlei Albernheiten zu finden sind (oft, sehr oft wird getanzt), erst allmählich Politik-Postings. Der Ex-Wissenschaftsminister Heubisch ist dort aktiv. Und beliebt - 60 000 Menschen folgen ihm, anderthalb Millionen Likes erreichte er bereits mit den Videos.
Klick-Hit war ein Video zur Frage "Wie ich mir einen AfD-Antrag durchlese". Darin zu sehen: Heubisch, Papiere zerknüllend und durch den Raum pfeffernd. Die AfD echauffierte sich da prompt, "Hetze von ganz oben, Vizepräsident entgleist komplett", meinte deren Abgeordneter Uli Henkel, wie Heubisch aus München. Der FDP-Mann versuche sich auf Kosten der AfD, "bei einem jungen Publikum anzubiedern".
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Dies hat Heubisch nicht tangiert, ebenso wenig, dass die ZDF-heute-Show im Format "So reagieren Influencer auf den digitalen Wahlkampf" kaum mit Spott sparte. Da war ein Tiktok-Beitrag von Heubisch im Fokus, in dem er Luftgitarre spielt, um Vorschläge für die Unis in Pandemiezeiten zu untermalen. "Der arme Mensch, der weiß gar nicht, was hier alles passiert", meinte ein Influencer. Oder: "Bitte nehmt doch nicht euren Opa, der einfach nur seine Ruhe haben will." Der Blick auf die Like-Zahlen ließ die Tester dann allerdings staunen.
Ideen und technische Umsetzung für das Format liefern offenbar seine Mitarbeiter, doch Heubisch macht den Trend bewusst mit: "Wie soll ich auch sonst für jüngere Generationen Politik machen, wenn ich nicht auf ,ihren' Kanälen mit ihnen kommuniziere?" Und er gleicht sich sogar der Tiktok-Community an: Es gibt einen tanzenden Heubisch. Da trifft er beim Schwofen zu Latino-Pop-Musik Entscheidungen. Ein Move für Steuersenkungen, gegen Tempolimit und für Gendern.
