Forschung:Bayerische Universität schließt chinesische Studenten aus

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An der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg gibt es Beschränkungen für Promotionsstudenten aus China. (Foto: Daniel Karmann/picture alliance/dpa)

Wer für eine Promotion mit einem Stipendium des chinesischen Staats anreist, wird vorerst an der FAU Erlangen-Nürnberg nicht mehr angenommen. Der Schritt ist deutschlandweit einmalig.

Von Maximilian Gerl, Erlangen

Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) will bis auf Weiteres bestimmte Studierende aus China nicht mehr aufnehmen - als erste Uni in Deutschland. Der neue Beschluss betrifft in der Regel Promotionsstudenten, wenn sie über ein Stipendium des staatlichen China Scholarship Council (CSC) nach Bayern kommen. Offenbar wird befürchtet, dass auf diesem Wege Wissen aus der Forschung nach China abfließen könnte. Zuerst hatten die Deutsche Welle und das Rechercheportal Correctiv berichtet und sich dabei auf eine interne Mail der Uni-Verwaltung bezogen.

Die FAU bestätigte der SZ den Beschluss. Wer bereits promoviere oder hierzu eine schriftliche Einladung erhalten habe, sei aber nicht betroffen, teilte eine Uni-Sprecherin mit. "Im Augenblick handelt es sich dabei um eine mittlere zweistellige Zahl von Personen." Das CSC ist eine chinesische Regierungsbehörde, die unter anderem Auslandsstipendien vergibt, dafür aber Gehorsam erwartet: Laut Recherchen von Deutscher Welle und Correctiv müssen Interessenten Knebelverträge unterschreiben, in denen sie unter anderem der Volksrepublik die Staatstreue garantieren. Wer sich nicht daran halte, habe rechtliche Konsequenzen zu befürchten.

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Von Spionage möchte bei der FAU - die im technischen Bereich Forschungskooperationen mit der Industrie pflegt - dennoch niemand sprechen: Vielmehr heißt es, bei einer Prüfung des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) sei man "sensibilisiert" worden, dass hier womöglich Probleme mit den BAFA-Anforderungen entstehen könnten. Daher werde man vorerst keine Stipendiaten aufnehmen, die nur über das CSC finanziert seien. Bei Bewerberinnen und Bewerbern, die über eine Co-Finanzierung durch "Institutionen mit Reputation und Verankerung im demokratischen System" verfügten - wie etwa dem Deutschen Akademischen Austauschdienst -, sehe man keinen Ablehnungsgrund. Auch für Bachelor- und Masterstudierende aus China soll es Ausnahmen vom Beschluss geben.

An anderen deutschen Unis wird das Thema ebenfalls diskutiert, wenngleich eher ungern öffentlich. Regelungen, die den Ausschluss chinesischer Studenten vorsehen können, finden sich bereits an Hochschulen in Schweden, Dänemark oder in den USA. Das Verhältnis zwischen China und der westlichen Welt gilt als angespannt, trotz Annäherungsversuchen: Gesucht wird hierzulande ein Weg, mit dem autoritären Regime wirtschaftlich weiter zusammenzuarbeiten, ohne dabei in noch stärkere Abhängigkeiten zu geraten. Eine Deutschlandreise im Juni nutzte Premierminister Li Qiang auch für einen Abstecher nach München, wo er von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) empfangen wurde. "Wir setzen auf Kooperation statt Konfrontation", schrieb Söder anschließend auf Twitter.

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