Erstkommunion:Katholische Kuchenschlacht

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Die Erstkommunion geht mit allerhand Traditionen einher und wird auch von denen gerne gefeiert, die sonst nicht mehr oft in die Kirche gehen. (Foto: imago)

Die Kirche verliert an Zuspruch, beim Brauchtum dauert das etwas länger. So wird die Erstkommunion auch von denen gefeiert, die sonst wenig mit Religion anfangen können.

Glosse von Katja Auer

Zurzeit wird in vielen Gemeinden Erstkommunion gefeiert, da sieht es beinahe so aus, als gäbe es das alte katholische Bayern noch, als hätte nicht Papst Benedikt XVI. die Reste davon mit in seine Ruhestätte unter dem Petersdom genommen. Nachdem ausgerechnet seine Papstwerdung die Volksfrömmigkeit - oder etwas, was danach aussah - im Freistaat noch einmal hatte aufleben lassen.

Die Kirchen leeren sich, aber wer sich von der Religion abwendet, muss ja nicht gleich das ganze schöne Brauchtum mit drangeben. Leonhardiritte, Fronleichnamsprozessionen, Christbäume, macht doch alles eine Menge her.

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Und so finden sich zur Erstkommunion auch jene ein, die den Kirchenbank-Triathlon Stehen-Sitzen-Knien nicht im richtigen Timing absolvieren können und beim Friedensgruß mit einem ratlosen "Guten Tag" die ausgestreckten Hände schütteln.

Der Rest ist einfach, Verwandtschaft, viele Geschenke, üppiges Essen, das ist heute nicht anders als vor 30 Jahren. Von neuen Smartphones auf dem Gabentisch ist jüngst berichtet worden, von Apple-Watches und allerhand teurem Technik-Tand. Zum Vergleich: Die Geschenke-Liste aus dem Jahr 1987 dokumentiert unter anderem eine Armbanduhr von der Taufpatin, einen - analogen - Fotoapparat vom Opa, zwei Glasfiguren von der Nachbarin, ein Pferdebuch mit fünf Mark drin von der anderen Nachbarin. Ordentlich niedergeschrieben damals, damit niemand beim Danksagen vergessen wird und damit angemessen zurückgeschenkt wird bei der nächsten Erstkommunion.

Wer heute ein Kommunionkind beschenkt, bekommt eine am Computer designte Dankeskarte, vielleicht sogar eine Flasche Sekt mit dem Konterfei des Jubelkindes auf dem Etikett. Früher musste selbstgebackener Kuchen verteilt werden. Drei Stücke Torte, unterschiedliche natürlich, dazu verschiedene Kuchenstücke, Apfel, Eierlikör, irgendwas mit Schoko. Und Küchla, Ausgezogene, die dafür zu Dutzenden hergestellt wurden, um dann nur diejenigen ohne Makel auszusuchen. Perfekt musste dieses Kuchenpaket aussehen und dabei mühelos. So, dass hernach niemand anders konnte, als nach dem Rezept der köstlichen Kokos-Ananas-Torte zu fragen.

Was das mit dem alten katholischen Bayern zu tun hat? Gar nichts, aber schade ist es doch um die schöne Kuchenchallenge. Denn wer kann heutzutage noch perfekte Küchla backen?

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