Energiewende:Naturschützer kritisieren Leitungsbau in Unterfranken

Viele Jahre lang protestierten Anwohner und Naturschützer gegen den Südlink, der einmal nach Bergrheinfeld in Unterfranken führen soll. (Foto: Swen Pförtner/dpa)

"Die Staatsregierung hat weit über zehn Jahre die Bürgerenergiewende verschleppt", sagt der Bund Naturschutz. "Deshalb werden jetzt umso mehr neue Stromleitungen gebraucht."

Der Bund Naturschutz (BN) übt Kritik daran, dass die neuen leistungsstarken Stromleitungen nach Bayern fast ausschließlich durch Unterfranken führen werden. "Die Staatsregierung hat weit über zehn Jahre die dezentrale Bürgerenergiewende verschleppt", sagt der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe. "Weil der Freistaat deshalb jetzt viel zu wenig grünen Strom produziert, werden jetzt umso mehr neue Stromleitungen gebraucht." Dies dürfe aber nicht zulasten der Bevölkerung und der sensiblen Natur in Unterfranken gehen, das bereits jetzt als Hitzehotspot besonders unter der Klimakrise leide.

Als Beispiele für seine Vorwürfe nennt Geilhufe nicht nur die beiden Gleichstromautobahnen Südlink und Suedwestlink, für den erst kürzlich auf Drängen von Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) ein Abzweiger nach Unterfranken in den Netzentwicklungsplan aufgenommen worden war. Sondern auch den Nordwestlink und die beiden Wechselstrom-Höchstspannungsleitungen Fulda-Main-Leitung und P540. Letztere hat die Staatsregierung ebenfalls lange abgelehnt, nun kommt sie aber doch. Das einzige große neue Leitungsprojekt von Norddeutschland nach Bayern, das nicht durch Unterfranken in den Freistaat geführt werde, sei der Südostlink. Er wird einmal durch Oberfranken und die Oberpfalz nach Niederbayern verlaufen.

Das Mindeste, was Staatsregierung und Netzbetreiber jetzt aus Sicht des BN liefern müssen, ist eine "Transparenzoffensive". Der Verband fordert dazu einen nachvollziehbaren Plan, wie die Klimaschutzziele der Staatsregierung - allen voran die Klimaneutralität 2040 - erreicht werden sollen. Vorrang müsse der massive und kurzfristige Ausbau der Windkraft haben, und zwar in allen Teilen Bayerns. Damit könne noch auf einige neue Leitungen verzichtet werden. Überall dort wo dennoch welche nötig seien, müsse mit Augenmaß und großer Sorgfalt geplant werden.

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