Wie funktioniert Whatsapp? Oder wie kriege ich das Deutschland-Ticket auf mein Smartphone? Die Antworten auf diese Fragen scheinen in einer digitalisierten Welt selbstverständlich zu sein. Doch nicht für alle: Laut einer Studie des Digitalministeriums haben 80 Prozent der Menschen in Bayern Weiterbildungsbedarf in dem Bereich. Aus diesem Grund ist ein Punkt des im März vorgestellten Digitalplans für Bayern die Stärkung der digitalen Alltagskompetenzen.
"Die Digitalisierung hält Einzug in alle Lebensbereiche", sagt Digitalministerin Judith Gerlach (CSU). Doch ohne die nötigen Grundkenntnisse funktioniere es nicht. "Deshalb wollen wir die Menschen dort unterstützen, wo sie es brauchen." In 30 Städten soll es niedrigschwellige Anlaufstellen für "digitale Einsteiger" und ihre Fragen rund um Smartphone, Tablet und Internet geben. Das Projekt "zusammen digital" ist bereits in 15 Städten in diesem Jahr gestartet.
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In Augsburg ist das Projekt bisher zu bestimmten Terminen in der Stadtbücherei oder bei Veranstaltungen anzutreffen. Wie jüngst beim Kinderfriedensfest im Botanischen Garten: Zwischen Hüpfburg und Bastelangebot sind dort ein Biertisch und eine Bierbank aufgestellt - ganz niedrigschwellig. Auf dem Tisch steht neben Flyern und Gummibärchen ein Glücksrad. Eine Familie dreht am Rad, der Zeiger landet auf Gelb. Nun sollen Oma, Mama und Kinder eine Frage beantworten: "Was ist ein Cookie?" Sie haben das schon mal gehört, können sich aber nicht konkret etwas darunter vorstellen. Die ehrenamtlichen Berater springen ein und erklären, was es mit diesem Cookie auf sich hat. Das Quiz solle als Einstieg zum Gespräch dienen, erklärt Katrin Mione von der Geschäftsstelle Digitalisierung der Stadt Augsburg. Ziel sei, dass die Menschen auf das regelmäßige Beratungsangebot in der Stadtbücherei aufmerksam würden.
Seit dem Start beim Digitaltag am 16. Juni hat es in Augsburg schon mehrere Beratungstheken bei Veranstaltungen und in der Stadtbücherei gegeben. Von Oktober an soll das Angebot dort regelmäßig einmal im Monat stattfinden. Andere Städte haben Bürgerzentren oder Mehrgenerationenhäuser als Standort gewählt oder sind erst mal nur auf Veranstaltungen unterwegs. Digitalministerin Gerlach betont, es sei wichtig, dass die Beratungstheken an zentralen Orten sind, an denen die Menschen sowieso vorbeikommen. "Zufällige Kontakte finden statt und auch ,Offliner' kommen mit digitalen Themen in Berührung." Das Ziel sei nicht nur, die Menschen zu erreichen, die sich schon interessieren und vielleicht schon ein Smartphone besitzen, sondern auch solche, die bisher nicht viel damit zu tun hatten.
Senioren und die Digitalisierung:"Ah, ist das das Internet?"
Immer mehr Dienstleistungen werden nur noch online angeboten, viele Senioren fühlen sich von der Digitalisierung abgehängt. Unterwegs mit dem Rentner Hartmut Hombach, der das verhindern möchte.
Das Angebot in Augsburg sei bisher gut angenommen worden, vor allem von älteren Menschen, sagt Mione. Doch sei der Bedarf generell da. Auch jüngere Menschen hätten Fragen, häufig rund um das Thema Datenschutz. Ältere stellten eher Fragen zum Grundsätzlichen. Mione findet, dass zum einen die Einzelberatung das Besondere an den Beratungstheken sei. "Das direkte Gespräch gibt den Menschen Sicherheit und nimmt ihnen die Scham." Zum anderen sei es das generationenübergreifende Konzept.
Ehrenamtliche, vor allem junge Menschen, führen die Beratungen durch, in Augsburg sind es die Medienscouts. Das sind AGs an verschiedenen Augsburger Schulen, in denen Schüler ab der siebten Klasse anderen Schülern bei Fragen rund um die Digitalisierung helfen. In anderen Städten wurden die Ehrenamtlichen über Schulen, Elternbriefe, Vereine oder bei Veranstaltungen gefunden. Medienpädagogische Fachkräfte des "JFF - Institut für Medienpädagogik" schulen die Freiwilligen. "Da geht es zunächst gar nicht ums Technische, sondern um das Zwischenmenschliche", erklärt Elif Binici vom JFF. Die jungen Berater müssten erst lernen, auf die Besucher der Theken einzugehen und sie nicht zu entmutigen.
Das Glücksrad beim Kinderfriedensfest in Augsburg ist eine Besonderheit für diesen Tag. Normalerweise kommen Menschen mit Fragen zum Umgang und zur Nutzung technischer Geräte zur Beratungstheke, ohne Termin. "Wir wollen Barrieren abbauen und zeigen, wir sind da", sagt Mione. Die Ehrenamtlichen versuchen dann die Fragen, so gut es geht, zu beantworten. Schritt für Schritt wird auf die individuellen Bedürfnisse eingegangen und erklärt wie der "Mediendschungel" funktioniert.