Bahnwerbung:Schöner reisen mit einem Alien

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Wer in Bayern mit der Bahn fährt, braucht oft ein hohes Maß an Frusttoleranz. In einem Werbeclip hat jetzt die DB Regio zwei Aliens auf große Fahrt durch den Freistaat geschickt. (Foto: Claus Weber/dpa)

Angesichts der vielen Probleme bei der Bahn braucht es über-, wenigstens aber außerirdische Hilfe. Die ist nun gelandet: in Form eines "Massmenschen", der in Lederhosen durch Bayern reist. Und es wird noch fantastischer.

Glosse von Maximilian Gerl

Das Schimpfen über die Eisenbahn hat eine gewisse Tradition, die zuletzt leider mehr gepflegt werden musste als nötig. Denn gerade in Bayern liegt hinter dem System Schiene ein wahrer Chaos-Sommer: voller Probleme, Ausfälle, Verspätungen, Streckensperrungen, Kommunikationspannen, überfüllter Züge, gefrusteter Passagiere... kurz: Um das Fahren mit der Bahn stand es hierzulande schon mal besser. Da braucht es über-, wenigstens aber außerirdische Hilfe.

Die ist nun gelandet: in Form eines Kurzfilms und eines Aliens. Der Clip namens "Massmenschen", zu sehen auf dem YouTube-Account der DB Regio Bayern und in ausgewählten Kinos, beginnt mit der Standardaufgabe der Erdzerstörung. Die geht jedoch schief. Der blau-grün-köpfige Marsianer Haudi Hera legt eine Bruchlandung im Allgäu hin, während sein Kollege Samma Mehra samt "Zerstörungsmaschine" im oberfränkischen Breitengüßbach strandet. Und ein Ufo für die Fahrt dorthin ist einfach nicht aufzutreiben. Also klaut Haudi notgedrungen Lederhosen von der Wäscheleine, steigt in den Untertassen-Ersatz Bahn, trifft in imposanter Kulisse auf bayerische Gastfreundlichkeit und lernt, wie man eine Maske korrekt über Mund und Nase trägt.

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All das klingt - abgesehen von der Maske, die auch Erdlinge im dritten Corona-Jahr motorisch überfordert - womöglich ein wenig weit hergeholt. Tatsächlich stellt es noch nicht mal das Unrealistischste an dem Film dar. Der ist übrigens keine Fortsetzung des Schienenchaos mit Mitteln des Marketings, sondern schon wegen der Szene sehenswert, die Breitengüßbach de facto zum Ende der Welt erklärt.

Wer die Handlung daher selbst in Augenschein nehmen will, sollte an dieser Stelle zu lesen aufhören. Alle anderen dürfen sich wundern. Wie zum Beispiel hat es das Alien geschafft, trotz bayerischen Tarifwirrwarrs an ein gültiges Ticket zu kommen? Welcher Einheimische empfiehlt eine Reise im Nahverkehr mit vier bis fünf Umstiegen als beste Reiseoption? Warum haben die Züge keine Verspätung und wirken die Passagiere so entspannt glücklich? Und taugt Bahnfahren in Bayern wirklich als Argument gegen die Zerstörung der Erde? Naja. Ist halt Science-Fiction. Die kann so was nicht nur: Die muss sogar im wahrsten Sinne fantastisch sein.

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