Bayerischer Jagdverband:Verfahren gegen Ex-Jagdverbandschef eingestellt

Lesezeit: 2 min

Jürgen Vocke war fast 26 Jahre lang Präsident des bayerischen Jagdverbands. Wegen des Streits um seinen Führungsstil ließ er das Amt seit Oktober 2019 ruhen. (Foto: dpa)

Gegen die Zahlung einer Geldauflage ist Jürgen Vocke vom Verdacht der Unterschlagung und Untreue entlastet. Die Prüfung des BJV durch die Finanzbehörden ist hingegen noch nicht abgeschlossen.

Von Christian Sebald, München

Es hatte sich schon seit Längerem abgezeichnet, nun ist es offiziell: Die Staatsanwaltschaft München I hat das Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Unterschlagung und Untreue gegen den früheren Präsidenten des bayerischen Jagdverbands (BJV) und langjährigen CSU-Landtagsabgeordneten Jürgen Vocke gegen eine Geldauflage eingestellt. Damit ist der strafrechtliche Teil des massiven Streits im BJV um das jahrelange Finanzgebaren des früheren Jägerpräsidenten beendet. Über die Höhe der Geldauflage schwieg sich die Staatsanwaltschaft aus.

Vocke, der sie ebenfalls nicht nannte, sprach in einer ersten Reaktion von einer "großen Genugtuung". Er sei sehr froh, "dass das Ganze jetzt ausgestanden ist", sagte der 78-jährige Jurist der SZ. Zwar sei er sich immer sehr sicher gewesen, dass sämtliche Vorwürfe haltlos seien und das am Ende auch herauskommen werde. "Denn das waren alles obskure Verdächtigungen und groteske Geschichten", so Vocke. Aber dennoch hätten sie die ganze Zeit schwer auf ihm und seiner Familie gelastet. "Ich bin gerade dabei, mich wieder zu stabilisieren" sagte Vocke. "Und natürlich bin ich sehr dankbar, wenn nun wieder Frieden einkehrt."

Führungswechsel
:Vor der Zerreißprobe

Der Jagdverband gilt als tief zerstritten. Ein Grund ist der Führungsstil des früheren Präsidenten. Die Wahl des Nachfolgers entscheidet auch über den inneren Frieden

Von Christian Sebald

Vocke war fast 26 Jahre lang - von 1994 bis 2020 - Präsident des bayerischen Jagdverbands. Wegen des Streits um seinen Führungsstil und sein Finanzgebaren ließ er das Amt allerdings seit Oktober 2019 ruhen. Zugleich erklärte er seinen Verzicht auf eine Wiederwahl und zog sich aus dem Verbandsleben zurück. Bei den Vorwürfen ging es im Kern um die 5000 Euro Aufwandsentschädigung, die Vocke monatlich steuerfrei und ohne Sozialabgaben für sein Ehrenamt bezogen hat, seinen Dienstwagen, und die Beschäftigung einer Familienangehörigen bei einer Tochtergesellschaft des Jagdverbands. Die Rede war von einem Gesamtschaden von bis zu 450 000 Euro für den BJV. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft kamen in Gang, als ein ranghoher Funktionär Vocke wegen der Vorwürfe anzeigte.

Im Jagdverband ist jetzt die Erleichterung groß. BJV-Präsident Ernst Weidenbusch, der die Organisation seit Dezember 2020 führt, zeigte sich sehr erfreut über die Einstellung der Ermittlungen gegen seinen Vorgänger. "Dem endgültigen Abschluss dieses unschönen Kapitels in der Geschichte unseres Verbandes und einer Rehabilitierung des langjährigen Präsidenten steht damit nichts mehr im Wege", sagte Weidenbusch, der ebenfalls der CSU angehört und Landtagsabgeordneter ist. Man sei beruhigt, dass "sich die teils unüberlegt und haltlos ausgesprochenen, denunzierenden Anschuldigungen" nicht bestätigt hätten. Weidenbusch kündigte eine "Würdigung von Vockes Lebenswerk" an.

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

Noch nicht abgeschlossen ist indes die Prüfung des BJV durch die Finanzbehörden. Laut Wirtschaftsprüfern, die das damalige Präsidium im Zuge des Streits eingeschaltet hatte, war wegen Vockes Finanzgebaren womöglich sogar die Gemeinnützigkeit des BJV in Gefahr. Außerdem, so hieß es damals, könnte der BJV gezwungen sein, Regressforderungen gegenüber Vocke anzumelden. Derzeit läuft eine Betriebsprüfung des BJV. "Die Finanzbehörden haben die Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft angefordert", sagte Weidenbusch zu diesem Komplex. "Deshalb ist die Prüfung noch nicht abgeschlossen." Man werde das Prüfergebnis abwarten und gegebenenfalls entsprechend handeln. Derzeit geht man an der BJV-Spitze allerdings nicht davon aus, dass der Verband Forderungen gegenüber Vocke erheben werde. Zu etwaigen Ansprüchen gegen Vocke sagte Weidenbusch, "dass diese zwar vom alten Präsidium behauptet, aber nie geltend gemacht wurden". Der BJV-Präsident wies zugleich darauf hin, dass Vocke "freiwillig einen Verjährungsverzicht erklärt habe, damit dem Verband auf keinen Fall Schaden entsteht". Außerdem hieß es aus Präsidiumskreisen, es gebe auch keinerlei Anzeichen, dass die Gemeinnützigkeit des BJV in Gefahr sei. Vocke selbst gab sich zuversichtlich, dass bei der aktuellen Betriebsprüfung ebenfalls "nichts herauskommt".

Der Bayerische Jagdverband ist die größte Jägerorganisation im Freistaat. Nach eigenen Angaben sind ungefähr 50 000 der aktuell etwa 75 000 bayerischen Jäger in ihm organisiert. Vocke, der im Landkreis Ebersberg lebt, hatte außer dem BJV-Präsidentenamt zahlreiche weitere Funktionen in jagdlichen Einrichtungen und Stiftungen inne.

© SZ vom 27.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSauschütt in Hohenlinden
:"Die Leute finden an allem was zu meckern"

Nach nur einer Saison hören die neuen Wirtsleute der Hohenlindener Sauschütt wieder auf. Werner Schmidt spricht über die komplizierte Personalsuche und das, was ihn an vielen Gästen am meisten ärgert.

Interview von Korbinian Eisenberger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: