Mitten in Bayern:Verloren auf dem Berg

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In diesem Fall nur eine Übung: Doch Bergretter müssen immer wieder Wanderer aus misslichen Lagen befreien, in die sich diese oft selbst gebracht haben. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Immer wieder geraten Bergsteiger in Not, oft aus eigener Schuld. Manchmal finden Retter sie aber auch im Parkhaus.

Glosse von Florian Fuchs

Zeitangaben sind relativ, das ist nirgendwo so gut zu beobachten wie in den Bergen. Wenn die Tour auf den Gipfel mit zweieinhalb Stunden angegeben ist, dauert sie für den Einheimischen eineinhalb, für manchen Touristen in Turnschuhen aber halt doch eher vier. Klar also, dass der Trend in den Alpen inzwischen zum intelligenten Wegweiser geht, der unterschiedliches Können und Kondition berücksichtigt. Die Schilder geben keine starre Zeit mehr an bis zum Zielpunkt, sie bleiben flexibel: Hast du bis hierhin eine Stunde gebraucht, sind es bis zum Gipfel noch drei Stunden, so zum Beispiel. Das kann helfen, die eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen.

Vielleicht wird noch eine entsprechende App entwickelt, wobei das auch nicht zwingend zielführend sein muss. Einem Bergsteiger in Bad Reichenhall hätte eher eine App geholfen, die ihn davor warnt, Apps zu benutzen. Der 24-Jährige hat so angestrengt auf sein Handy geschaut, dass er gar nicht gemerkt hat, wie ihn die Elektronik auf den falschen Weg führt. Anstatt eines leichten Abstiegs vom Hochstaufen stand er plötzlich auf einem steilen Steig. Da nutzte es auch nichts, dass er erst ein Stück auf dem Hintern weiterrutschte, bevor er einen Notruf absetzte. Die per Hubschrauber angeflogenen Einsatzkräfte schafften es nicht, ihn zu beruhigen, also führten ihn acht Bergretter seilgesichert ins Tal. Erst vor Kurzem musste die österreichische Bergrettung einen jungen Deutschen retten, der aus Versehen auf den falschen Gipfel gestiegen war. Oben angekommen bemerkte er den Irrtum, den Notruf setzte er allerdings erst ab, als er beim Abstieg aus Versehen den falschen Weg wählte.

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Würden sich Bergretter verschiedener Nationen zusammentun und ein Buch über die verrücktesten Rettungsaktionen schreiben, es würde wahrscheinlich ein mehrbändiges Werk, Brockhaus-Dimensionen. Da sind die Bergsteiger, die im letzten Moment vor den Rettern flüchten, weil sie die Rettung nicht bezahlen wollen, obwohl sie überhaupt nichts bezahlen müssten. Da sind aber auch die, die gar nicht wissen, wie ihnen eigentlich geschieht. Am Matterhorn ist erst ein Hubschrauber aufgestiegen, weil es bereits dunkel war und drei Bergsteiger vermisst gemeldet wurden. Der Hubschrauber hatte keinen Erfolg, dafür eine Polizeipatrouille, unten im Ort: Sie erwischten die Alpinisten im Parkhaus, auf dem Weg zu ihren Autos.

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