Mitten in Bayern:Zugtaufe mit Hindernissen

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Ein neuer Zug, ein Name, eine Flasche Sekt - und eine Streckensperrung: Im Berchtesgadener Land klappt dank der täglichen Bahnprobleme eine Zugtaufe nicht ganz so wie gewohnt.

Von Maximilian Gerl

Zu einer gescheiten Schiffstaufe gehören vier Dinge: eine Flasche Schampus, ein Name, eine juchzende Menschenmenge und ein Stapellauf, der das Schiff in die Welt entlässt. Ein schöne Zeremonie also, die darum auch in anderen Verkehrsbereichen begangen wird. Doch bei der Zugtaufe, die diesen Montag in Bad Reichenhall gefeiert wurde, musste man sich auf drei Aspekte konzentrieren. Ausweislich des Reichenhaller Tagblatts fehlte es weder am Sekt noch am erfreuten Publikum. Auch einen Namen hatte die Bayerische Regiobahn (BRB) für den neuen Triebwagen parat, er heißt nun Berchtesgadener Land. Nur das mit dem Stapellauf erwies sich als problematisch - wegen einer Streckensperrung. "Bayerische Regiobahn feiert und tauft Zug - fährt aber nicht", bilanzierte das Tagblatt.

Tatsächlich ist es ja mit dem Fahren auf Bayerns Gleisen derzeit so eine Sache, nicht nur im Südosten des Landes, auch wenn sie dort jetzt unfreiwillig als neues Beispiel herhalten müssen. Erst war der Abschnitt zwischen Reichenhall und Berchtesgaden von der Infrastrukturbetreiberin DB Netz von Freitag bis Sonntag gesperrt worden: "zu Kontrollzwecken", wie die BRB damals mitteilte. Am Montag war die Sperrung immer noch da oder schon wieder. Grund diesmal: ungewöhnlich "hoher Verschleiß an den Rädern der BRB-Züge" - laut örtlicher Presse womöglich hervorgerufen durch eine steile Langsamfahrstelle am Hallthurner Berg. Irgendwas ist schließlich immer, gerade noch mehr. Zahlreiche dieser Langsamfahrstellen bringen Fahrpläne durcheinander und kurzfristig angesetzte Streckensperrungen Reisepläne. Als Fahrgast kann man sich aktuell nie ganz sicher sein, ob der gestern erreichbare Bahnhof morgen nicht schon in weiter Ferne liegt. Gute Fahrt? Viel Glück!

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Dieses ist dem Triebwagen Berchtesgadener Land in einem Punkt hold - obwohl unter Seebären Probleme bei der Schiffstaufe eigentlich als böses Omen gelten. Der Frachter Melanie Schulte etwa blieb 1952 beim Stapellauf stundenlang hängen und verschwand ein Jahr später im Atlantik. Zwar wundert einen mittlerweile gar nix mehr angesichts des Lage auf Bayerns Gleisen, doch ein ähnliches Schicksal wird dem frisch getauften Zug erspart bleiben: Die letzten Kilometer bis zum Königssee führen keine Gleise, auf denen ein Zug verschollen gehen könnte.

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