Heimische Tierarten:Die Bachforelle und die Zerstörung der Natur

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Die Bachforelle gilt als Indikator schlechthin für kalte, klare und sauerstoffreiche Bäche und Flüsse. (Foto: Andreas Hart/oh)

Im Böhmerwald und dem Bayerischen Wald startet ein grenzüberschreitendes Forschungsprojekt zu Fischbeständen. Was diese über den Zustand der Umwelt verraten.

Von Christian Sebald

Die Forelle ist die wohl bekannteste heimische Fischart. Je nach Lebensweise unterscheidet man zwischen der Bachforelle, die in der Regel ständig in Bächen und Flüssen lebt, und der Seeforelle, die in Seen beheimatet ist und nur zum Laichen in die jeweiligen Zuflüsse aufsteigt. Außerdem gibt es noch die Meerforelle. Sie ist wie die Seeforelle stark gefährdet, kommt in Bayern aber nicht vor.

Im Böhmerwald und im Bayerischen Wald startet jetzt ein großes Forschungsprojekt über die Bachforellen. Es ist auf drei Jahre angelegt und soll wichtige Hinweise liefern, wie die Bachforellen-Bestände nicht nur in den Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava, sondern auch außerhalb der Schutzgebiete langfristig gesichert werden können. Die Leitung haben die Tschechische Akademie der Wissenschaften (CAS) und die Südböhmische Universität in Budweis.

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Die Bachforelle, die am einfachsten an den roten Punkten auf ihrem Körper erkennbar ist und deshalb auch Rotgetupfte genannt wird, gilt als der Indikator schlechthin für fünf bis zehn Grad kaltes, klares und sauerstoffreiches Wasser. Deshalb gilt sie auch als Symbol für die Geschichte der Zerstörung und der späteren Erholung der Natur im Böhmerwald.

Seit den Fünfzigerjahren setzte dort der sogenannte saure Regen der Flora und Fauna massiv zu. Auf seinem Höhepunkt in den Sechzigerjahren führte er zu extremen Veränderungen der Gewässerchemie und zum Aussterben der Fischwelt in den höher gelegenen Böhmerwald-Seen und Bächen. Die Wende brachte erst die Genfer Luftreinhalte-Konvention 1979. In ihrer Folge kam es ab den Achtzigerjahren zu einer massiven Reduktion der Luftverschmutzung und einer allmählichen Erholung der Ökosysteme.

Seit 2021 schwimmen wieder Forellen im Lackensee

"Seit der Jahrtausendwende haben wir die Rückkehr des Lebens in die Gewässer erlebt", sagt der Leiter des Forschungsprojekts, Petr Blabolil. "2021 haben wir zum ersten Mal das Wiederauftauchen der Bachforelle im Lackensee bestätigt." Der Lackensee ist ein Gletschersee im Nordteil des Nationalparks Šumava unweit der Grenze nach Bayern.

Das Forschungsprojekt startet im September auf tschechischer Seite und wird 2024 nach Bayern ausgedehnt. In seinem Rahmen untersuchen die Wissenschaftler an mehr als 200 Punkten den "Bestand, den Zustand und die Gesundheit der Forellen", wie Blabolil sagt. Außerdem erforschen sie die genetische Variabilität der jeweiligen Populationen - also ihre Anpassungsfähigkeit an Umweltveränderungen. Die Ergebnisse des Projekts sollen mit Naturschützern, Gewässermanagern und Fischern in den jeweiligen Regionen diskutiert werden. Außerdem sind eine Reihe öffentlicher Vorträge geplant.

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