Bad Kissingen:Tarifkonflikt um Kurorchester eskaliert

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Im Sommer haben die Musikerinnen und Musiker des Kurorchesters Bad Kissingen auf schlechte Arbeitsbedingungen und zu wenig Geld aufmerksam gemacht. (Foto: DOV)

Das Ensemble der Staatsphilharmonie Nürnberg erklärt sich mit streikenden Musikern solidarisch.

Von Dietrich Mittler, Bad Kissingen/Nürnberg

Der Tarifkonflikt um das Bad Kissinger Kurorchester nimmt an Härte zu. Kürzlich erst waren zwei Ensemble-Mitglieder der Staatsbad Philharmonie Kissingen in der Probezeit entlassen worden, was zu Protestkundgebungen vor dem Rathaus geführt hatte. Nach Angaben der Deutschen Orchester Vereinigung (DOV) versuche die Arbeitgeberseite nun erneut, den Druck auf das Ensemble zu erhöhen. "Dabei verkündete sie, es werde praktisch keine Gehaltserhöhungen geben", heißt in einer Stellungnahme der Gewerkschaft DOV. Den einzelnen Orchestermitgliedern sei jeweils im Gespräch ein Individualvertrag vorgelegt worden. Tarifverhandlungen mit der DOV lehnt der Bad Kissinger Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD) indes auch weiterhin strikt ab. "Wir können und werden nicht von heute auf morgen einen Tarifvertrag einführen können, den wir nicht bezahlen können", ließ Vogel wissen.

Mittlerweile erhält das Bad Kissinger Ensemble Unterstützung von außen. In einem offenen Brief an Vogel bekundeten Mitglieder der Staatsphilharmonie Nürnberg ihre Solidarität mit den Kolleginnen und Kollegen des Kurorchesters in deren "Kampf für eine faire Tarifentlohnung". Die "hartnäckige Verweigerungshaltung und das intransparente Vorgehen" der Arbeitgeberseite seien inakzeptabel. Die derzeitigen Arbeitsbedingungen der Kissinger Kolleginnen und Kollegen entsprächen "in keiner Weise den körperlichen, mentalen und künstlerischen Herausforderungen professioneller Orchestermusiker und -musikerinnen", erklärte ein Sprecher des Nürnberger Ensembles.

Es werde "kein Wert mehr auf Qualität gelegt"

Insbesondere richtet sich diese Kritik an die Geschäftsführerin der Bayerischen Staatsbad Bad Kissingen GmbH, die das Kissinger Ensemble zu einem Treffen einberufen hatte. Orchesterleiter Burghard Tölke berichtete auf Nachfrage, die Arbeitgeberseite plane, die Angebotspalette des Orchesters auf reine Kurkonzerte zu beschränken. Es werde "kein Wert mehr auf Qualität gelegt", befürchtet Tölke. Das aber werde dem künstlerischen Anspruch, den das Ensemble an sich selbst stelle, nicht gerecht. "Man will uns das nehmen, was uns Spaß macht, die Schulkonzerte vor Kindern und Jugendlichen etwa", sagte er. Dabei werde aber vergessen, dass das Orchester in seiner bisherigen Darbietungsvielfalt und Qualität für Bad Kissingen "ein Werbeträger" sei.

Oberbürgermeister Dirk Vogel hat unterdessen in einer Erklärung herausgestellt, die Stadt stehe "nach wie vor dazu, dass wir die Kur-Musik für unser Staatsbad nicht als Dienstleistung einkaufen, sondern mit unbefristeten Arbeitsverträgen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine sichere und dauerhafte Lebensperspektive geben". Diese Äußerungen trug allerdings nicht dazu bei, im Ensemble Vertrauen aufzubauen. "Aus Sicht der Musikerinnen und Musiker wirkt dieses Verhalten wie eine Drohung und ein Versuch, das Orchester zu spalten", betonte DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens. Bad Kissingens OB Dirk Vogel wiederum forderte "Kompromissfähigkeit von beiden Seiten" ein.

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