Kurz vor Beginn des Brechtfestivals in Augsburg muss sich dessen Leiter Julian Warner gegen Vorwürfe wehren, BDS-Unterstützer zu sein. Am Sonntag und am Montag distanzierte er sich von einer Unterschrift, die er 2020 unter einen offenen Brief mit dem Titel "Wir können nur ändern, was wir konfrontieren" geleistet hatte.
Den Brief unterzeichneten damals mehr als 1500 Kulturschaffende. Sie wendeten sich gegen eine Resolution des Bundestages, in der die gegen Israel gerichtete Boykottbewegung "Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen" (BDS) als antisemitisch verurteilt wurde. Die Unterzeichner kritisierten eine durch den Beschluss erzeugte "Polarisierung innerhalb der Kulturszene" und ein "Klima der Zensur". Am 11. Januar hatte das Internetportal Die Augsburger Zeitung von der Unterschrift Warners berichtet, daraufhin forderte die SPD eine "Aufklärung von Antisemitismus-Vorwurf".
Newsletter abonnieren:Mei Bayern-Newsletter
Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.
Warner erklärte nun, dass er sich von der damaligen Unterschrift ausdrücklich distanziere. "Ich lehnte damals und lehne heute den Israel-Boykott ab und bin zu keiner Zeit ein Unterstützer des BDS gewesen." Ihm sei es damals um interkulturellen Dialog und Räume gegangen, die er durch den Bundestagsbeschluss bedroht sah. Rückblickend müsse er sich eingestehen, dass der offene Brief "eher zu einer Normalisierung von israelbezogenem Antisemitismus beigetragen" habe. "Dies bedauere ich sehr."
Unterstützung erhielt Warner vom Augsburger Kulturreferat. Dessen Leiter Jürgen K. Enniger erklärte via Pressemitteilung, er stelle sich "voll und ganz vor unseren Brechtfestival-Leiter Julian Warner".