Das Hausverbot für Stefan B. "wird nach Entscheidung von Herrn Nawratil nicht aufgehoben", schrieb die Compliance-Beauftragte der Kliniken in einer E-Mail, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Die Prüfer fügten sich und befragten B. in der Bezirksverwaltung. "Absurd und an Dilettantismus nicht zu überbieten, höchst fragwürdig und wenig vertrauenerweckend" sei all dies, sagt Stefan B. "Es ist doch skurril, wenn Herr Nawratil die Untersuchung, die sein Gebaren angeblich neutral prüfen soll, selbst organisiert oder über seine Sekretärinnen organisieren lässt."
Dies und den Umstand, dass die Gutachter von ihren Interviews keine Gesprächsprotokolle erstellen, hält der frühere Fachbereichsleiter für "nicht gerade vertrauenerweckend, was die Seriosität und Objektivität der Gutachter angeht". Auch andere Befragte sehen das so. Der im Fall B. zuständige Prüfer und ein Sprecher des Bezirks Mittelfranken wollten sich auf Anfrage unter Hinweis auf die laufende Untersuchung nicht äußern. Geredet wird am 17. September, wenn die Sonderprüfer ihr Gutachten dem Bezirkstag vorgelegen. Bereits am 11. September trifft sich der mit elf Bezirkspolitikern besetzte Klinik-Verwaltungsrat zu einer außerordentlichen nicht öffentlichen Sitzung. Einziger Tagesordnungspunkt: "Personalangelegenheiten". Das nährt Spekulationen, Nawratils Tage als Vorstand bei den Bezirkskliniken könnten angesichts der Umstände und unabhängig vom Ausgang der Sonderprüfung gezählt sein. Gespräche über eine vorzeitige Vertragsauflösung gab es bereits; sie scheiterten an Nawratils Bedingungen.
Während die CSU im Bezirkstag und Bartsch vorbehaltlos zu Nawratil stehen, geben SPD und Freie Wähler ein verschwommenes Bild ab. Lediglich die Grünen haben sich klar gegen Nawratil positioniert. "Er ist nicht mehr tragbar, er ist auch nicht das Opfer einer Kampagne, sondern Verantwortlicher", sagt Grünen-Bezirksrat Klaus Hiemeyer, der auch die Sonderprüfung angesichts ihrer Umstände zum Teil mit Skepsis verfolgt. Er nimmt Nawratil vor allem die fragwürdige Entlassung von Detlef Kohl übel, der bis 2016 Chefarzt des neurologischen Rehabilitationszentrums ZNR in Erlangen gewesen war.
Nachdem Kohl und Nawratil über Kreuz geraten waren, verschlechterten sich die wirtschaftlichen Daten des ZNR. Der Vorwurf der Misswirtschaft wurde dem Mediziner angelastet. Selbst Abrechnungsbetrug warf Nawratil ihm vor, grundlos, wie man heute weiß. Nach einem Streit mit Nawratil musste Kohl 2016 gehen. Inzwischen stellte sich heraus, dass die Klinikspitze das ZNR mit ungerechtfertigt hohen Umlagen künstlich überproportional belastet hatte. Alles in der Absicht, Kohl als ZNR-Chef schlecht aussehen zu lassen und ihn leichter loszuwerden?
In Abwesenheit von Nawratil räumte dessen Stellvertreter kürzlich Fehlbuchungen ein. Für Hiemeyer ist hingegen belegt, dass Nawratil den Verwaltungsrat "angelogen hat, um Herrn Kohl zu schaden". Allein deshalb schon sei er nicht mehr tragbar.