Waldkraiburg:Mutmaßlichem Schleuser wird siebenfacher Mord vorgeworfen

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Der für höchstens neun Personen ausgelegte Kleintransporter verunglückte mit 23 Menschen an Bord. Sieben von ihnen starben. (Foto: Christof Stache/AFP)

Er soll den Kleintransporter mit 23 Menschen an Bord gefahren haben, der am Freitag verunglückte. Die Polizei nimmt inzwischen fast täglich Schleuser fest.

Nach dem Schleuser-Unfall mit sieben Toten auf der bayerischen Autobahn 94 ist der mutmaßliche Fahrer in Untersuchungshaft gekommen. Dem 24-Jährigen werden unter anderem siebenfacher Mord, 15-facher versuchter Mord und das Einschleusen von Ausländern mit Todesfolge vorgeworfen, wie die Polizei mitteilte.

Der staatenlose Mann mit Wohnsitz in Österreich soll am Freitagmorgen mit 23 Menschen in einem Kleintransporter unterwegs gewesen sein, wie es weiter hieß. Vor einer versuchten Kontrolle der Bundespolizei sei er mit 180 Stundenkilometern geflohen. An der Autobahnabfahrt Ampfing/Waldkraiburg (Landkreis Mühldorf) verunglückte der für höchstens neun Menschen ausgelegte Wagen.

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Alle Insassen wurden verletzt. Sieben von ihnen starben, darunter auch ein sechs Jahre altes Kind. Auch der 24-Jährige wurde verletzt. Die Passagiere stammten aus Syrien und der Türkei. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Traunstein wurde der mutmaßliche Schleuser noch am Samstag einem Ermittlungsrichter vorgeführt. Dieser erließ den Angaben nach den Haftbefehl.

"Wir gehen gegen die Schleuser und ihre Hintermänner weiterhin sehr hart vor. Wir wollen so Menschenleben schützen und Straftätern das Handwerk legen", betonte der Leiter der Staatsanwaltschaft, Wolfgang Beckstein. Es gehe bei dem Ermittlungen in diesem Fall auch darum, die Hintergründe aufzuklären und die Hintermänner zu identifizieren und festzunehmen.

Zwei Schleuser-Fahrzeuge versuchen, vor einer Kontrolle zu fliehen

Beckstein sagte weiter, in den letzten Monaten würden durch die Staatsanwaltschaft Traunstein beinahe täglich mehrere Haftbefehle wegen Schleusungsdelikten erwirkt. "Leider haben wir inzwischen fast täglich Fälle, in denen 15 bis 20 Personen ungesichert in Kleintransportern eingeschleust werden", so der Staatsanwalt.

Am Samstag etwa kamen in Bayern zwei mutmaßliche Schleuser in U-Haft. Sie saßen in einem von zwei Fahrzeugen, die sich laut Bundespolizei mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit auf der B 307 einer Kontrolle entzogen hatten. Beide Autofahrer seien zurück nach Österreich gerast, hieß es. Zuvor sei einer der voll besetzten Mietwagen am Sylvensteinsee-Damm auf einen Bundespolizisten zugesteuert worden. Dieser habe sich mit einem Schritt zur Seite gerettet. Eines der Fahrzeuge sei schließlich in Österreich an einer Straßensperre zum Stehen gekommen. Alle fünf Insassen seien geflüchtet, später aber gefasst und festgenommen worden, teilte die Polizei Tirol mit.

Das zweite Fahrzeug wurde am Rastplatz Hochfelln gestoppt, wie die Bundespolizei weiter mitteilte. Im Wagen befanden sich nur noch Fahrer und Beifahrer. Die beiden gebürtigen Syrer mit schwedischen Pässen wurden festgenommen, am Samstag ordnete ein Richter U-Haft an.

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