Flugblatt-Affäre:Iris Berben wirft Aiwanger Schäbigkeit vor

Iris Berben ist bekannt für ihren jahrelangen Einsatz gegen Antisemitismus. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Berben setzt sich seit Jahren gegen Antisemitismus ein. Das Flugblatt sei ein "widerwärtiges Stück Papier." Und auch Söder wird von der Schauspielerin kritisiert.

In der Affäre um ein antisemitisches Flugblatt aus Schülerzeiten hat Schauspielerin Iris Berben dem bayerischen Vizeregierungschef Hubert Aiwanger ein schäbiges Verhalten vorgeworfen. Aber auch bei Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vermisst sie Haltung. Das Flugblatt sei "ein so unanständiges, gemeines und widerwärtiges Stück Papier" gewesen, sagte die 73-jährige Berben beim Ständehaus Treff der Rheinischen Post in Düsseldorf.

Bayerns Freie Wähler-Chef Aiwanger habe sich zwar nach langem Zögern entschuldigt, zugleich aber gesagt, er sei nicht der Autor gewesen. "Wofür entschuldigt er sich dann?" Es komme aber darauf an, wie der erwachsene Aiwanger heute damit umgehe, so Berben. Eine halbe Stunde, nachdem er von Söder "Absolution" erhalten habe, sei Aiwanger in einem Zelt aufgetreten und habe sich feiern lassen als vermeintliches Opfer der Medien. "Das ist schäbig", sagte die preisgekrönte Schauspielerin, die sich seit Jahren gegen Antisemitismus einsetzt.

SZ PlusAffäre um Hubert Aiwanger
:Als äußerst rechts in Erinnerung

Frühere Mitschüler des bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger berichten, er sei als Jugendlicher mit extremen Ansichten aufgefallen. Der will auf Anfragen dazu keine Auskünfte geben.

Von Katja Auer und Sebastian Beck

Söder warf sie zugleich "Machtkalkül" vor, auch wenn er in einer "Zwickmühle" gewesen sei. Der Regierungschef habe ihrer Ansicht nach in der Flugblatt-Affäre nur verlieren können, egal wie er sich entschieden hätte. "Aber ich finde, vielleicht muss man mal darüber nachdenken, für welches Verlieren man sich entscheidet."

Aiwanger hatte bestritten, zu Schulzeiten ein antisemitisches Flugblatt geschrieben zu haben, über das die Süddeutsche Zeitung berichtet hatte. Aiwangers Bruder sagt, er sei der Verfasser gewesen. In der Folge wurden weitere Vorwürfe zu Aiwangers früherem Verhalten erhoben. Nach mehreren Tagen entschuldigte er sich, beklagte aber zugleich eine Kampagne gegen sich. Bayerns Ministerpräsident Söder hält an seinem Stellvertreter und Wirtschaftsminister jedoch fest: Eine Entlassung sei "nicht verhältnismäßig".

© SZ/DPA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusPolitischer Frühschoppen am Gillamoos
:"Wir woll'n den Hubert seh'n"

Das traditionelle Zusammentreffen der Spitzenpolitiker im niederbayerischen Abensberg steht fünf Wochen vor der Landtagswahl ganz im Zeichen der Flugblatt-Affäre. FW-Chef Hubert Aiwanger wird gefeiert - und verhält sich Bierzelt-untypisch.

Von Thomas Balbierer, Roman Deininger, Andreas Glas, Nina von Hardenberg, Matthias Köpf, Johann Osel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: