Für die Berliner taz war der Fall am Mittwoch klar: "Joachim Herrmann beweist im Fernsehen, wie rassistisch viele Bayern ticken. Ausbürgerung wäre eine Lösung." Das ist in vielerlei Hinsicht eine interessante Feststellung, unter anderem deshalb, weil man also in der taz von einem Menschen auf viele schließen darf. Die Form der Beweisführung wird in der Regel von Dumpfbacken angewandt, wenn sie beispielsweise über Albaner oder Rumänen herziehen. Oder, wie in diesem Fall, über die Bayern.

Debatte um Bayerns Innenminister Herrmann:Warum Weiße nie "Neger" sagen sollten
Der Begriff steht für rassistische Unterdrückung. Wer ihn als Weißer benutzt, rechtfertige Gewalt, sagt ein Historiker.
Insofern passt sie aber gut in die Debatte um Herrmanns Äußerung in der ARD-Labersendung "Hart aber fair". Herrmann hat dort gesagt: "Roberto Blanco war immer ein wunderbarer Neger, der den meisten Deutschen wunderbar gefallen hat." Im Internet startete daraufhin sofort ein gigantisches Empörungsgeschwader zum Flächenbombardement auf Herrmann the Munster, die CSU, Seehofer, Bayern und das Böse in der Welt südlich des Mains.
Wer sich aber nur kurz Zeit nehmen wollte, der konnte in der ARD-Mediathek nachsehen, dass Herrmann sich den Begriff Neger nicht zu eigen gemacht hatte, sondern sich damit auf eine Zuspielung ein paar Minuten davor bezog. Und zwar so eindeutig, dass es daran keinerlei Zweifel gibt, es sei denn man will Herrmann böswillig Rassismus unterstellen. Oder man leidet unter einer Störung des Kurzzeitgedächtnisses. Herrmann gibt nun schon seit Jahren in Talkshows den Alarmisten aus Bayern, der abschiebt, verschärft und bestraft, also über das umfangreiche Folterbesteck eines CSU-Innenpolitikers verfügt.

Roberto Blanco und Joachim Herrmann:"Ich war immer stolz auf meine Hautfarbe"
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann nennt bei Frank Plasberg Roberto Blanco einen "wunderbaren Neger", die Aufregung ist groß. Und was sagt der Sänger selbst dazu?
Damit droht er wie die Winkerkrabbe mit ihrer Schere. Er ist dazu da, dass sich Rote und Grüne vor ihm gruseln. Diese Erwartung hat er diesmal eher unfreiwillig erfüllt. Dabei hätte er durchaus wissen können, dass zwischen der Einspielung und seinem Neger-Satz ein paar Minuten lagen, was im Twitter-Zeitalter unendlich lange ist. Jetzt kann Herrmann machen, was er will: Er ist der, dem einfach mal so das N-Wort rausgerutscht ist. Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause empörte sich, Herrmann denke "ganz offensichtlich in Rassenkategorien". Der Ausspruch wird an ihm hängen bleiben. Zu Unrecht.