All dies macht Here in einzelnen Kooperationen schon möglich. Dazu arbeitet das Unternehmen nicht nur mit Auto- und Handyherstellern zusammen, um das Kartenmaterial auf den Bildschirm im Armaturenbrett oder auf den von Smartphones zu bringen. Es kooperiert auch mit der Bahn, die Einblick in den aktuellen Zugverkehr gewährt, und mit Städten, die ihre Daten aus der Verkehrsplanung inklusive der Belegung in Parkhäusern offenlegen.
Das Kartenmaterial für mehr als 200 Länder, aber auch viel Knowhow stammen von dem amerikanischen Unternehmen Navteq, das sich die Finnen vor sieben Jahren gesichert haben. Es steckt immerhin in jedem vierten Neuwagen mit eingebautem Navi, aber es steckt auch in einigen anderen Geräten - bislang etwa in Amazons Kindle und den Windows-Phones.
Doch Nokia setzt alles daran, auch den Sprung auf Smartphones anderer Hersteller zu schaffen. Ein großer Pluspunkt ist die Möglichkeit, sich auch ohne Internetverbindung den Weg weisen zu lassen. Dazu können Karten von mehr als 100 Ländern vorab heruntergeladen und dann auch ohne Internetverbindung genutzt werden.
Tomtom hat die Daten von 700 000 Jahren Autofahrten gespeichert
Das ist der größte Nachteil bei Googles Dienst Maps. Der bietet zwar inzwischen auch eine Navigation mit Ansage an, doch muss man dafür entweder online sein oder sich den geforderten Kartenausschnitt vorher herunterladen. Für die aktuellen Verkehrsinformationen ist in jedem Fall eine Internetverbindung nötig. Und man muss dem Datensammler Google natürlich auch erlauben, das Handy oder Tablet, auf dem der Kartendienst läuft, zu orten.
Viele Kunden werden zumindest für eine Zeit lang aber lieber noch bei den gewohnten Kästchen für die Windschutzscheibe bleiben. Auch die haben sich schließlich weiterentwickelt. Die neuesten Tomtoms zum Beispiel kommen mit lebenslangen Updates und Internetanbindung. Das dient vor allem einem Zweck: "Der Verkehr ist unser größtes Problem", sagt Alain de Taeye, Navis würden daher zunehmend auch auf bekannten Strecken eingesetzt - um Staus zu vermeiden. Aber nicht nur die einzelnen Fahrer wollen möglichst schnell und staufrei ans Ziel kommen. Auch Städte und Kommunen nutzen Daten der Navigationsanbieter, um die Verkehrsströme besser zu lenken, oder als Input für die Planung der Infrastruktur.
Ungeheure Datenmengen
Eine wichtige Rolle spielen dabei die Daten, die die Anbieter über die Jahre gesammelt haben. "In acht von zehn Fällen können wir den aktuellen Verkehr auf der Grundlage historischer Daten vorhersagen", erzählt etwa der Nokia-Entwickler Jussi Koski. "Wir haben sehr früh angefangen", sagt auch Alain de Taeye von Tomtom. 280 Milliarden Kilometer haben Nutzer von Tomtom bereits zurückgelegt. Wenn ein Einzelner das schaffen wollte, müsste er 700 000 Jahre lang ununterbrochen am Steuer sitzen. Die entsprechenden Algorithmen zu ihrer Auswertung, die in jahrelanger Arbeit entstanden sind, gehören daher neben den Verkehrsdaten selbst zu den wichtigsten Geschäftsgeheimnissen der Navigationsfirmen, die streng gehütet werden. Die Firmen horten ungeheure Mengen dieser Daten, aber in anonymisierter Form.
Nicht zuletzt deshalb sehen sich die Navigationsspezialisten durchaus auch ein wenig als Gegengewicht zum Internet-Konzern Google, der Daten in mittlerweile nahezu allen Lebensbereichen erfasst - von der Heizung bis zum Pulsschlag.