Autonomes Fahren:Sprechen lernen wie K.I.T.T.

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Automatisiertes Fahren

Autonomes Fahren: Was noch eine Zukunftsvision ist, dürfte schon bald zur Realität werden.

(Foto: Continental)

Was die Kultserie "Knight Rider" vorgemacht hat, dürfte bald Wirklichkeit werden: In Zukunft wird der Fahrer intensiver mit seinem Auto kommunizieren. Das ist die Voraussetzung dafür, dass autonomes Fahren reibungslos funktioniert.

Von Joachim Becker

Es ist der TV-Serien-Traum der 1980er-Jahre: Ein Sportwagen mit künstlicher Intelligenz, der sich über eine Armbanduhr herbeirufen lässt. Diese Mini-Computer am Handgelenk kommen heutzutage groß in Mode. Auch das autonome Fahren, wie es "Knight Rider" vorgeführt hat, soll nach mehr als 30 Jahren Entwicklungszeit serienreif werden. "In der Stadt der Zukunft wird das Verkehrsgeschehen sehr stark von selbstfahrenden Autos bestimmt", ist Herbert Kohler überzeugt, "dabei sind gesellschaftliche Aspekte mindestens genauso wichtig wie die Sensoren im Auto", so der Leiter der Daimler-Konzernforschung. Momentan beschäftigen sich die Forscher intensiv mit der Kommunikation zwischen Mensch und maschineller Intelligenz.

Aus gutem Grund: Vor einem Jahr hat Mercedes mit der Bertha-Benz-Gedächtnisfahrt von Mannheim nach Pforzheim gezeigt, wo die Grenzen heutiger Roboterautos liegen. Die Kameras über dem Cockpit konnten zwar Zebrastreifen und querende Fußgänger erkennen. Als ein älteres Paar die Straße jedoch nicht überqueren, sondern dem Wagen Vorrang am Fußgängerüberweg einräumen wollte, fuhr die hochgerüstete S-Klasse nicht weiter. "Das ist ein ganz elementarer Punkt. Wie kann ich sicher sein, dass ein autonomer Roboter mich erkannt hat und rechtzeitig stehen bleibt? Welche Rolle können Lichtsignale, Gestensteuerung oder ganz andere Interaktionsformen in dieser Situation spielen", fragt sich Christopher Lindinger vom Ars Electronica Futurelab in Linz.

Ein rotes Leuchtband an der Fahrzeugfront wie bei K.I.T.T. in "Knight Rider" reicht jedenfalls nicht aus für die Verständigung zwischen Mensch und Maschine. Auch der Smiley auf der Front der eiförmigen Google-Testfahrzeuge ist nicht mehr als ein Gag: "Diese starre Gesichtsmaske hilft bei der Kommunikation beispielsweise an Kreuzungen gar nichts", moniert Daimler-Zukunftsforscher Alexander Mankowsky.

Roboter sind Schwarmwesen - das wird bei autonomen Autos nicht anders sein

Um den Dialog mit selbstbewegenden Maschinen zu erproben, experimentieren die Daimler-Forscher mit den sogenannten Spaxels des Ars Electronica Futurelab. Die leuchtenden Quadcopter können sich dank aufwendiger Sensorik und Steuerungselektronik autonom im Raum bewegen und unmittelbar auf menschliche Gesten reagieren.

Wer das Ballett der hochfrequent sirrenden Riesenhummeln erlebt, weiß sofort, was den Verkehr der Zukunft von der TV-Serie "Knight Rider" unterscheidet: Autonome Autos sind nie allein, sondern agieren immer vernetzt. Durch die ständige Kommunikation untereinander und mit zentralen Datenservern werden sie sich synchronisiert bewegen. Dieser Rhythmus erinnert an die Schwarmintelligenz von Vögeln oder Fischen und kann bei hoher Bewegungsenergie durchaus bedrohlich wirken. Wehe dem, der an Hitchcock's "Die Vögel" oder an Science-Fiction-Filme mit Roboterarmeen denkt.

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