Mühelos gleitet das Auto über den Teer, weicht orangenen Hütchen aus, legt sich in die Kurve. Der Mann hinter dem Lenkrad hat seine Hände in den Schoß gelegt und sieht zu. Das Auto hat alles unter Kontrolle. Es ist ein eindrucksvolles Video, das BMW auf dem Las Vegas Motor Speedway produziert hat, um das Forschungsprojekt "hochautomatisiertes Fahren" zu demonstrieren. Sieht so die Zukunft aus: Ein Computer lenkt, der Mensch schaut zu?
Technisch ist das keine Utopie mehr. Nicht nur BMW werkelt an selbst fahrenden Autos; auch VW und Audi zeigen auf Messen autonome Prototypen. Alleine Googles Roboterfahrzeuge haben bereits rund eine Million unfallfreie Kilometer auf dem Zähler. Sind autonome Autos unter sich, läuft alles überraschend glatt.
Die Hürde für die Autos der Zukunft ist immer weniger die Technik, sondern zunehmend der Mensch. Oder eher: seine Gesetze. "Europaweit bedrücken die Hersteller rechtliche Probleme", sagt der Jurist Eric Hilgendorf von der Universität Würzburg. Denn je selbständiger Fahrzeuge agieren, umso delikater werde die Frage: Wer haftet, wenn etwas schiefgeht? "Das Gesetz verpflichtet den Fahrer, aufmerksam am Steuer zu bleiben", sagt Hilgendorf. "Zugleich werden neue intelligente Systeme entwickelt, um ihn zu entlasten. "
Risikofaktor Mensch
Einen "Widerspruch zwischen Zielsetzung der Technik und juristischem Anspruch" nennt der Jurist das. Dieser Zwist fängt schon bei der elektrischen Einparkhilfe an. Wenn sie fehlgehe und jemanden verletze, "könnte sich der Autofahrer auf den Standpunkt stellen: Es hat doch tausendmal funktioniert", sagt Hilgendorf. Neben dem Fahrer könnten deshalb auch die Hersteller haften. "Und davor haben die Konzerne Angst."
Hilgendorf leitet in Würzburg die Forschungsstelle "Robotrecht". Dort diskutieren Juristen rechtliche Fragen, die autonome Maschinen aufwerfen . Im Rahmen des 25 Millionen Euro schweren EU-Projektverbunds "Adaptive" erforscht Hilgendorf auch das Recht der autonomen Autos.
Wenn Maschinen nun den Menschen das Lenkrad aus der Hand nehmen, übernehmen sie die Haftung für Unfälle? "90 Prozent der Fahrfehler gehen vom Mensch aus, nicht von der Technik", gibt Adaptive-Projektkoordinator Aria Etemad von VW zu bedenken. Eine Maschine am Steuer wird hingegen nie schläfrig, sie startet keine waghalsigen Überholmanöver oder starrt auf ihr Handy. In Deutschland ist ein Autofahrer im Durchschnitt alle 1,5 Millionen Kilometer in einen Unfall mit Personenschaden verwickelt. Diese Strecke dürften die autonomen Autos bereits locker unfallfrei zurückgelegt haben.