Seilbahnen im urbanen Raum:Hoch über dem Stau

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In Mexico-City verbinden Seilbahnen mehrere Stadtteile miteinander. (Foto: Leitner)

Metropolen in Süd- und Mittelamerika setzen schon seit längerem auf Seilbahnen als Nahverkehrsmittel. In Europa macht demnächst Toulouse den Anfang.

Von Johanna Pfund

Bislang verbinden Europäer mit der Seilbahn eines: Naherholung. In den Bergen oder Gebieten mit Sehenswürdigkeiten wie Koblenz leistet das Verkehrsmittel seit Jahrzehnten gute Dienste. Und sobald eine Gartenschau oder eine andere Freiluftveranstaltung ansteht, scheinen die Verantwortlichen auch gerne eine Seilbahn aufzubauen, um sie dann häufig so schnell wie möglich nach Ende des Ereignisses wieder abzubauen, so geschehen bei der Expo in Hannover 2000 oder nach der Gartenschau in Rostock 2003. Nur die Seilbahn, die für die Internationale Gartenschau 2017 über die Gärten der Welt im Osten Berlins errichtet wurde, läuft noch und soll irgendwann einmal in den öffentlichen Nahverkehr der Hauptstadt integriert werden.

In den Metropolen Süd- und Mittelamerikas hat sich die Seilbahn hingegen als zuverlässiges, stauunabhängiges Verkehrsmittel etabliert. In der bolivianischen Großstadt La Paz/El Alto existiert das mit elf Linien größte urbane Seilbahnnetz der Welt. Weitere Netze gibt es in Medellin, Kolumbien, ebenso in Mexico City. Erst kürzlich wurde in Guayaquil eine weitere urbane Seilbahn eröffnet.

Viele Vorbehalte in Europa

Europäische Städte hingegen tun sich schwer mit dem Verkehrsmittel. Ein wichtiges Argument dagegen ist häufig, dass man von oben in Gärten und Wohnungen blicken könnte. Dennoch scheint das Interesse zu steigen. So vergab im vergangenen November das bayerische Verkehrsministerium Prüfaufträge für mehrere Seilbahnstrecken in München. Von Grünwald bis Pullach ist eine Pendlerseilbahn im Gespräch, eine weitere Strecke könnte von Pasing über Gräfelfing, Martinsried und Neuried bis Fürstenried West führen. Auch in Regensburg diskutierte der Stadtrat im Sommer 2021 über eine mögliche Seilbahn für den urbanen Nahverkehr, bislang allerdings ohne greifbares Ergebnis.

In Toulouse soll in diesem Jahr eine Seilbahn in Betrieb gehen. (Foto: Leitner)

In Frankreich hingegen steht die Eröffnung der ersten städtischen Nahverkehrslinie unmittelbar bevor: In Toulouse soll bereits in diesem Frühjahr eine Linie in Betrieb gehen; sie verbindet das Krebsforschungsinstitut Oncopole mit der Klinik Rangueil und der Universität Paul Sabatier. Drei Kilometer, drei Stationen - und laut Eigenwerbung des künftigen Betreibers dreißig Mal weniger Luftverschmutzung als mit vergleichbarem Autoverkehr.

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