Premiere auf der Innotrans:Alstom stellt Wasserstoffzug vor

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Der Wasserstoffzug baut auf Alstoms konventionell angetriebener Modellreihe Coradia Lint auf. (Foto: Alstom)
  • Der französische Bahntechnik-Konzern Alstom stellt auf der Bahnmesse Innotrans in Berlin den weltweit ersten in Großserie gebauten Personenzug mit Wasserstoffantrieb vor.
  • Der iLint hat eine Reichweite von 600 bis 800 Kilometern und eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h.
  • Er soll ab Ende 2017 im niedersächsischen Nahverkehr eingesetzt werden.

Alternative Antriebstechnologien sind nicht nur in der Automobilbranche ein großes Thema. Ob in der Luft, zur See oder an Land: Die Idee, sich unabhängig von erdölbasierten Kraftstoffen und Verbrennungsmotoren zu machen, nimmt immer mehr Raum in den Entwicklungsabteilungen ein. So auch im Schienenverkehr. Dieselantriebe sollen dort künftig eine geringere Rolle spielen - und Wasserstoffantriebe eine größere.

Auf der am Dienstag startenden Bahnmesse Innotrans in Berlin stellt der französische Bahntechnik-Konzern Alstom den weltweit ersten in Großserie gebauten Personenzug mit Wasserstoffantrieb vor. Der Zug mit dem Namen Coradia iLint trägt einen Tank auf dem Dach. Der Treibstoff wird einer Brennstoffzelle zugeführt, in der durch eine chemische Reaktion mit Sauerstoff elektrische Energie entsteht. Diese treibt einen Elektromotor an, überschüssige Energie wird in Batterien zwischengespeichert. Statt Abgasen stößt der Zug Wasser und Wasserdampf aus.

Erste Einsätze in Niedersachsen

Der Zug erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h und kommt mit einer Tankfüllung etwa 600 bis 800 Kilometer weit. Eine zu geringe Reichweite für weite Strecken - zumindest so lange, bis eine Tankstellen-Infrastruktur existiert. Deshalb soll der Coradia iLint zunächst im Nahverkehr in Niedersachsen eingesetzt werden und auf der Strecke zwischen Buxtehude und Cuxhaven pendeln. Die ersten Exemplare seien fertiggestellt, im Herbst beginne das Zulassungsverfahren beim Eisenbahn-Bundesamt, berichtet die Welt. Von Ende kommenden Jahres an sollen 14 Wasserstoffzüge die ersten Fahrgäste transportieren.

Die neue Technik biete eine "echte Alternative zum Diesel", sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), dessen Haus das Projekt mit acht Millionen Euro fördert, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Sie sei "emissionsfrei, energieeffizient, kostengünstig". Außerdem arbeitet sie sehr leise, weshalb während der Fahrt lediglich die Wind- und die Abrollgeräusche der Räder zu hören sein sollen.

Alstom will sich auch um die Treibstoffversorgung kümmern

Bleibt das Problem der Treibstoffgewinnung und -versorgung. Normalerweise lässt sich Wasserstoff nur mit großem Energieaufwand herstellen, was einerseits der Umweltbilanz schadet und andererseits dafür sorgt, dass es kaum Tankstellen gibt. Das ist einer der Gründe, warum die Technik im Automobilbau bislang nicht sehr verbreitet ist. Alstom will das Problem gelöst haben, indem der Konzern den Wasserstoff aus Chemieanlagen bezieht, wo er als Abfallprodukt entsteht und sonst einfach verbrannt wird.

Um eine ganze Flotte von Wasserstoffzügen zu betreiben, wird das aber nicht ausreichen. Doch Alstom hat sich vorgenommen, ein Tankstellennetz entlang der Bahnstrecken aufzubauen und Wasserstoff künftig auch selbst zu gewinnen. "Wir werden ein entsprechendes Versorungssystem dafür aufbauen, einen Partner dafür haben wir bereits", sagt Didier Pfleger, Alstom-Vizepräsident für Deutschland und Österreich, der Welt.

Ob das klappt, wird entscheidend dafür sein, dass sich die Technik langfristig durchsetzt. Pfleger zufolge gibt es aus Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen Absichtserklärungen, die Züge ebenfalls einzusetzen. Auch die Niederlande, Dänemark und Norwegen sollen bereits Interesse bekundet haben.

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