Nissan Juke im Test:Durstiger Provokateur

Der Nissan Juke ist zwar gefälliger geworden, aber immer noch eine Ausnahmeerscheinung im SUV-Allerlei. Wenn bloß sein Spritverbrauch nicht wäre.

Von Felix Reek

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(Foto: Christian Colmenero Martín / Zo; Nissan)

Viel Platz auf den Straßen, statt quälendem Stop-and-Go endlich freie Fahrt: Autofahren in diesen Zeiten ist eigentlich so, wie es sich viele zuvor gewünscht hätten. Doch die neue Freiheit hat einen Beigeschmack, das Corona-Virus hält die Welt fest im Griff, die Deutschen bleiben zu Hause. Außer, sie sind dienstlich unterwegs. Auf der Autobahn fahren nur noch Lkws, Handwerker in ihren Transportern, vereinzelte Privatautos. Auf den Landstraßen und in den kleinen Orten um München herum ist es auf der Testfahrt noch bedrückender: absoluter Stillstand. Kein Auto, kein Fahrrad, nicht einmal Fußgänger sind unterwegs.

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(Foto: Christian Colmenero Martín / Zo; Nissan)

Der Nissan Juke ist der letzte Testwagen, der es vor den Ausgangsbeschränkungen in den Verlag schafft. Ein sogenannter Crossover, ein Zwitter aus allen möglichen Gattungen: SUV, Kleinwagen, Coupé, für jeden etwas oder im Zweifelsfall auch einfach zu viel des Guten. Vor zehn Jahren war Nissan damit ein Vorreiter, heute hat jeder Hersteller so ein Mini-SUV im Programm. Fiat 500X, Skoda Kamiq, Renault Captur, VW T-Cross, die Liste ist lang.

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(Foto: Christian Colmenero Martín / Zo; Nissan)

Die erste Generation des Nissan Juke polarisierte mit ihrer Frosch-Optik, der neue ist immer noch erfrischend anders mit seinen langgezogenen schmalen Scheinwerfern und den nach hinten fliehenden Formen.

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(Foto: Christian Colmenero Martín / Zo; Nissan)

Die Fensterlinien sind hoch, die C-Säule ist breit, die Heckscheibe bietet nur einen schmalen Durchblick. Das hat natürlich Nachteile. Rückwärts einparken entwickelt sich eher zu einer Gefühlssache, es sei denn eine Kamera am Heck ist an Bord. Die gibt es aber erst in der Modelllinie "Acenta".

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(Foto: Christian Colmenero Martín / Zo; Nissan)

Mit dieser Ausstattung kostet das kleine SUV bereits 21 000 Euro, für die Basisversion muss der Käufer 19 000 Euro bezahlen, 2500 Euro mehr als für den Vorgänger. Der Hersteller erklärt das mit dem größeren Platzangebot. Im ersten Nissan Juke bekamen bereits Kinder auf der Rückbank Nackenstarre, jetzt können auch Erwachsene dort passabel Platz nehmen. Die Decke ist höher, der Radstand ist um zwölf Zentimeter gewachsen, das macht sich vor allem auf den Vordersitzen mit mehr Sitzkomfort bemerkbar.

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(Foto: Christian Colmenero Martín / Zo; Nissan)

Der Kofferraum fasst 422 Liter und liegt damit beispielsweise deutlich über dem aktuellen VW Golf.

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(Foto: Christian Colmenero Martín / Zo; Nissan)

Überhaupt hat Nissan im Juke einiges verbessert. Die Innenausstattung ist hochwertiger, im Testwagen wechseln sich Kunststoff und Alcantara ab und es gibt eine durchaus eindrucksvolle Auswahl an Sicherheitssystemen. Besonders hervorzuheben ist das teilautonome Fahren, in dieser Klasse eher selten: Der Juke beschleunigt, lenkt und bremst dann eigenständig. Das ist am Anfang ziemlich ungewohnt, da das System ständig minimal den Kurs korrigiert, obwohl dafür eigentlich kein Anlass besteht. Kostenpunkt: 1200 Euro Aufpreis.

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(Foto: Christian Colmenero Martín / Zo; Nissan)

In der Basisversion gibt es nur einen Spurhalter, der sich durch ein heftiges Vibrieren des Lenkrads bemerkbar macht und einen Notbremsassistenten. Der ist aber zumindest laut Stiftung Warentest der beste auf dem Markt. Der Tacho ist weiterhin analog, zwischen Geschwindigkeitsanzeige und Drehzahlmesser gibt es ein kleines Display. Ein weiteres ist aufgesetzt auf die Mittelkonsole, wie auch bei Mercedes schon gesehen. Das unten abgeflachte Lenkrad erinnert eher an Audi. Was sich allerdings nicht über die Fahrleistungen sagen lässt.

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(Foto: Christian Colmenero Martín / Zona IV Producciones; Nissan)

Aktuell gibt es nur einen Motor im Angebot, einen Dreizylinder-Benziner mit 1,0 Liter Hubraum und 117 PS. Mögliche Varianten mit Elektro-Unterstützung oder als reiner Stromer sind bisher nicht angekündigt. Der einzige Motor tut zumindest, was er soll. Die Automatik ist gut abgestimmt, die Spreizung der einzelnen Fahrmodi subtil, aber vorhanden. In "Sport" wird es ein wenig ruppiger, in "Eco" etwas zäher. Dies gilt generell für alle Geschwindigkeiten jenseits der 100 Stundenkilometer.

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(Foto: Christian Colmenero Martín / Zona IV Producciones; Nissan)

Hier kommt der kleine Motor deutlich an seine Grenzen und beschleunigt nur noch mühsam. Das wäre vertretbar, wenn der Nissan Juke erfüllen würde, wofür der Dreizylinder konzipiert ist: den Spritverbrauch senken. 4,9 Liter gibt der Hersteller im Schnitt an.

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(Foto: Christian Colmenero Martín / Zona IV Producciones; Nissan)

Nur zeigt sich das Mini-SUV im Test wesentlich durstiger: 8,63 Liter sind es, fast doppelt so viel wie angegeben. Fazit: Der Nissan Juke bietet ein durchaus stimmiges Gesamtpaket, das aus dem SUV-Einheitsdesign herausragt. Doch wenn ein Auto schon bei ungewöhnlichen Verkehrsbedingungen so viel mehr Sprit verbraucht, will man sich den Kleinwagen nach der Corona-Auszeit lieber nicht in der Rush-Hour einer Großstadt vorstellen. Hinweis der Redaktion Ein Teil der im "Mobilen Leben" vorgestellten Produkte wurde der Redaktion von den Herstellern zu Testzwecken zur Verfügung gestellt und/oder auf Reisen präsentiert, zu denen Journalisten eingeladen wurden.

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