Nach den Manipulationen beim ADAC-Preis "Gelber Engel" gehen die Autokonzerne auf Distanz zu dem Automobilclub. "Wir erwarten jetzt eine gründliche Aufklärung", sagte ein Volkswagen-Sprecher der Süddeutschen Zeitung. Der Club werde um eine "Umstrukturierung nicht herumkommen".
Das Golf-Modell der Wolfsburger war am vergangenen Donnerstag vom ADAC in München mit dem "Gelben Engel" ausgezeichnet worden. Am Wochenende räumte der ADAC dann ein, dass bei der Leserwahl zum "Lieblingsauto" der Deutschen die Zahl der abgegebenen Stimmen geschönt worden war, und bestätigte damit einen entsprechenden SZ-Bericht. "Wir müssen jetzt sehen, wie wir mit dem Preis umgehen", hieß es nun bei VW. Fest stehe bereits, dass - anders als üblich - nicht mit dem Gelbe-Engel-Preis geworben werde. Entsprechende Anzeigenpläne seien zurückgezogen worden.
Gibt VW den Gelben Engel zurück?
Für Autobauer wie VW werden die Manipulationen beim ADAC somit zu einem Image-Problem. Die jährliche ADAC-Veranstaltung in München ist eines der wichtigsten Treffen der Branche, und die Bilder der Automanager, die mit dem ADAC-Preis vor Kameras posieren, gehen durch die Medien.
Volkswagen bekam bereits zum zweiten Mal den "Gelben Engel". In Wolfsburg wird derzeit nicht ausgeschlossen, dass man die Auszeichnungen wieder zurückgeben werde. Die Entscheidung darüber bleibe erst einmal offen, hieß es. Vieles hänge nun davon ab, wie der ADAC den Fall intern aufkläre. Auch BMW und Daimler, die in den vergangenen Jahren ebenfalls Träger des Preises waren, forderten eine umfassende Aufklärung.
Für den Club ist der Fall nach dem Rückzug seines Kommunikationschefs Michael Ramstetter offenbar erledigt; weitere personelle Konsequenzen soll es nicht geben. ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair betonte, dass man in Ramstetter "einen Hauptverantwortlichen" habe. Der frühere Pressesprecher sei "kein Bauernopfer, sondern eine hochrangige Führungskraft des ADAC" gewesen, der die Abstimmung "in einer unglaublich dreisten Art und Weise" verändert habe. Obermair kündigte an, für eine lückenlose Aufklärung auch externe Prüfer ins Haus zu holen.
Kritik von CSU-Chef Seehofer
Organisatorische und strukturelle Veränderungen sollten sicherstellen, dass sich derartige Manipulationen nicht wiederholen könnten. Doch nicht überall in der Branche glaubt man an die Schuld eines Einzelnen. "Dass der Chefkommunikator hier etwas tat, ohne dass es die Führung wusste, ist unrealistisch", sagte ein Manager eines deutschen Herstellers.
Inzwischen kommt die Kritik auch aus der Politik. CSU-Chef Horst Seehofer sagte, er sei "nicht überrascht". Er habe schon beim Streit über die von der CSU geforderte Pkw-Maut festgestellt, dass man "immer andere Zahlen" habe als der ADAC. Bundesverbraucherschutzminister Heiko Maas (SPD) forderte, die Manipulationen umfassend aufzuklären. "Das Vertrauen der Autofahrer hat durch die Manipulationsvorwürfe gelitten." Die Verbraucherschutzbeauftragte der Unionsfraktion, Mechthild Heil, sagte, es stelle sich die Frage, ob der ADAC auch andere Statistiken im Eigeninteresse verfälscht habe.