Luxus-SUVs:Im Thronsaal durch den Großstadtdschungel

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Luxus-SUV: Studie des Lamborghini Urus (Foto: STG)

Lamborghini, Bentley oder Rolls-Royce wollen auch im SUV-Markt mitmischen. Hochglanz, Pomp und 600 PS haben mit Offroad aber nichts mehr zu tun. Doch das ist den Herstellern egal - die Luxuskundschaft will es so.

Von Georg Kacher

Modularität heißt das Zauberwort, das selbst kleinste Serien bezahlbar machen soll. Denn längst sind auch mächtige Geländewagen (SUVs) keine aus dem Vollen geschnitzte Einzelstücke mehr, sondern Facetten eines großen Ganzen. Diese Lego-Strategie hat die VW-Gruppe mit ihren Modulbaukästen perfektioniert. Selbst im SUV-Bereich wird längst vereinheitlicht, systematisiert und rationalisiert.

Der Lamborghini Urus teilt sich den Stammbaum mit dem VW Touareg III, der Bentley Falcon wird genauso wie der nächste Audi Q7 die neue SUV-Matrix mit langem Radstand nutzen. Auf ähnlichen Synergieeffekten fundieren die Geschäftsmodelle der Konkurrenz. Der Maserati Levante ist genetisch mit dem Jeep Grand Cherokee verbandelt, der Jaguar XQ verhält sich zur neuen Mittelklasselimousine X760 wie der Allroad zum A6, und auch der für 2018 erwartete Rolls-Royce-Crossover funktioniert erst im Schulterschluss mit dem entsprechend verlängerten BMW X7.

Lamborghini will mitnaschen

Wozu braucht Lamborghini einen Geländewagen? Die Antwort gibt der Kunde, und der will hoch sitzen, hinten die Kids festgurten, den halben Hausrat einpacken und trotzdem so flott unterwegs sein wie im Gallardo. SUVs sind gefühlt unkaputtbar, nahezu immun gegen Wetter und Wege, im Falle eines Unfalls fast immer die sicherere Wahl. Kein Wunder, dass Porsche längst deutlich mehr Cayennes verkauft als Sportwagen.

Auch Lamborghini will hier mitnaschen - mit dem Urus, der 2017 auf den Markt kommen wird. An der aufsehenerregenden Konzeptstudie sollen sich bis zum Serienanlauf nur mehr Details ändern. Motorisch sind die letzten Würfel allerdings noch nicht gefallen. Auguren berichten von einem doppelt aufgeladenen 4,0-Liter-V8 mit rund 550 PS und von einem kräftigen V6 Hybrid. Die Basis stammt von Audi, die Peripherie wird in Sant'Agata angemixt, Leistungscharakteristik und Drehmomentverlauf sollen dem sportlichen Selbstverständnis der Marke entsprechen.

Schon 2014 rollt der Maserati Levante zu den Händlern. Die Italiener versuchen, die Jeep-Connection klein zu reden, doch das ändert nichts daran, dass Teile der Karosseriestruktur, das Fahrwerkskonzept und die Elektronikplattform vom aktuellen Grand Cherokee übernommen werden. Die Idee, das Auto in Detroit zu produzieren, gilt dagegen als Schnee von gestern. Stattdessen ist italianitá angesagt - mit Leder von Poltrona Frau, Bremsen von Brembo und dem Q4-Allradantrieb von Maserati statt der Quadratrac-Technik von Jeep. Auch Lenkung, Federn und Dämpfer, die Achtgangautomatik und das Infotainment sind made in Europe. Als Topmotor fungiert ein Drehmoment-optimierter V8, wie er mit 530 PS im Quattroporte Dienst tut. Darunter rangieren zwei Sechszylinder, ein Benziner mit 330 PS und ein 275 PS starker Diesel. Mit 25 000 Stück soll der Levante schon 2015 rund die Hälfte des Maserati-Absatzes bestreiten.

Obwohl die Studie des Bentley Falcon bei ihrer Premiere auf dem Genfer Salon 2012 nicht besonders gut abschnitt, dürfte sich an den Proportionen nichts Grundlegendes ändern. Auch die frühestens Ende 2016 einsatzreife Serienversion ist ein großer, langer und relativ schwerer Premium-SUV mit drei verschiedenen Bestuhlungen: Fünfsitzer (Standard), Viersitzer (Luxus), Siebensitzer (Familienoption). Besonders feudal geht es im Innenraum zu, wo viel Leder, Holz und Chrom eine edle Clubzimmer-Atmosphäre schaffen. Die viel kritisierte Front wird nach Art des Hauses neu gestaltet. Anders als beim Flying Spur sitzen die kleineren Scheinwerfer innen und die größeren außen.

Eine SUV-Studie von Bentley in Genf 2012 (Foto: SV2)

Neuauflage des Audi Q7

Analog zum Continental GT soll auch der Crossover wahlweise mit dem 625 PS starken W12 oder mit dem 4,0-Liter-V8 angeboten werden, dessen Leistung auf 540 PS steigt. Darüber hinaus steht ein Plug-in-Hybrid auf der Wunschliste, und selbst der Diesel (V10?) ist nicht länger tabu. Der gleichen Basis bedient sich die zweite Auflage des Audi Q7, die ab Mitte 2015 als einziger Luxus-SUV mit einem Diesel-Hybrid bestellbar sein wird - einer der seltenen Fälle, wo die Bedürfnisse der europäischen Kunden Vorrang haben vor den Prioritäten des Weltmarkts.

Jaguar macht mit dem XQ - der auch Q-Type heißen könnte - ab Ende 2015 ganz bewusst einen Bogen um Land Rover/Range Rover. Der neue viertürige Crossover ist eher ein Mittelding zwischen Audi A4 Allroad und Q5/Q6. Die coupéhaften Proportionen suggerieren ein hohes Maß an Fahrdynamik, die leicht angehobene Dachlinie verspricht mehr Platz als ein Kombi, der von F-Type und XJ übernommene Allradantrieb stellt hohe Stabilität und Top-Traktion in Aussicht. Bei den Motoren wollen die Engländer die kleinen V6-Aggregate und neue 2,0-Liter-Turbo-Vierzylinder bringen - mit einer Leistung von rund 200 bis knapp unter 400 PS.

© SZ vom 03.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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