Die Durchfallquote bei den Führerscheinprüfungen steigt. Im Jahr 2017 lag sie für alle Führerscheinklassen durchschnittlich bei 36,8 Prozent. Doch wie ging es den Fahrschülern selbst bei der Prüfung - ob bestanden oder nicht? SZ-Leser haben uns einen Einblick gegeben.
"Autofahren konnte ich nach 18 Fahrstunden noch nicht, verwechselte beim Blinken rechts und links und hätte in der Prüfung fast einen Radler angefahren. Der Prüfer sagte daraufhin, ich solle anhalten und könne gehen. In der schmalsten Lücke, die ich sah, parkte ich ein. Fahrlehrer und Prüfer stiegen aus und meinten, keine Handbreit passe zwischen Reifen und Bordstein, und 'nicht einmal touchiert!' Ich durfte weiterfahren und bestand." Peter R., 69 Jahre
Führerschein:Immer mehr Fahrschüler fallen durch die Prüfungen
Mehr als jeder dritte Führerscheinanwärter scheiterte 2017 an der Theorieprüfung. Auch den praktischen Test bestehen immer weniger Bewerber. Das liegt jedoch nicht unbedingt an mangelndem Können.
"Ich habe die theoretische Prüfung gleich beim ersten Mal bestanden. Doch die Praxis... Mein erster Fahrlehrer gab mich nach den Pflichtstunden auf. Er meinte, ich sei absolut nicht bereit, die Führerscheinprüfung anzutreten. Ich soll es doch mal mit der Kollegin probieren. Sie sah das anders und prompt wurde ich zur Führerscheinprüfung angemeldet - ganze drei Mal, und immer fiel ich durch. Ich war nun schon bei knapp 4000 Euro Kosten und musste mir etwas überlegen. Ich meldete mich bei einer anderen Fahrschule an, mit einem sehr motivierten und netten Fahrlehrer, der auf meine Schwächen und Stärken einging. Ich ging ein viertes Mal zur Prüfung und bestand. Die Fahrschule war für mich eine zermürbende und kostspielige Erfahrung." Seli T., 20
"Ich bekam zwei Tage vor meiner Prüfung einen neuen Fahrschulwagen, den ich auch in der Prüfung fahren sollte. Entsprechend verlief die Fahrstunde: Gefühlt an jeder Ampel starb der Motor ab. Die nächste Fahrstunde war zwar solide, was jedoch nicht bedeutete, dass ich mich bereit fühlte, zur Prüfung anzutreten. Nach einer unruhigen Nacht saß pünktlich um elf Uhr der Prüfer im Auto. Eine Stunde später standen wir wieder auf dem Parkplatz. Und der Prüfer begann mit seinem Urteil: 'Tja, Herr S., wenn sie ein paar Stunden mehr Fahrpraxis gehabt hätten, hätte das heute ganz anders ausgesehen.' Dann setzte mein Gehirn kurzzeitig aus und ich bekam erst den letzten Satz wieder mit: 'Trotzdem kann ich Ihnen den Führerschein überreichen.' Gerade so bestanden." Kai S.
Angeschrien vom Fahrprüfer
"Meine erste Führerscheinprüfung machte ich mit 17 Jahren, und sie war schrecklich. Schon die Begrüßung des Prüfers verlief wenig freundlich. Nachdem ich ein paar Sachen am Auto erklären musste, fuhr ich einige Meter bis zur Kreuzung und hielt an der Straßenmündung. In der Straße, die ich überqueren musste, war rechts von mir ein Zebrastreifen, den eine Frau überquerte. Da ich noch ein paar Autos abwarten musste, bevor ich wieder anfahren konnte, wartete ich zusätzlich noch kurz ab, ob die Frau vom Zebrastreifen auch meine Straße überqueren würde. Wie aus dem Nichts schrie mich der Prüfer an und schimpfte lauthals über mein zögerliches Verhalten. Mein linkes Bein fing an zu zittern, mir steckte ein dicker Kloß im Hals, die Tränen musste ich mir echt verkneifen. Ich war geschockt. Ich saß zwei Minuten im Auto und wurde auf eine Art und Weise behandelt, die ich mir nicht hätte träumen lassen. Ja, vielleicht habe ich zu lang gewartet. Das rechtfertigt trotzdem nicht, wie mit mir umgegangen wurde. Das Zittern hat die folgenden 35 Minuten, die ich dann noch fahren musste, nicht aufgehört. Als mir dann mitgeteilt wurde, dass ich durchgefallen bin, konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich war eher wütend als traurig. Ich war wütend auf mich selbst. Dass ich nicht den Mut dazu hatte, nachdem ich so angeschrien wurde, rechts ranzufahren und zu sagen, dass unter diesen Bedingungen die Prüfung für mich beendet ist. Ich bereue es manchmal heute noch, dass ich es nicht getan habe." Kira N., 22 Jahre
"Ich habe meine Führerscheinprüfung im ersten Anlauf bestanden, obwohl ich 40 km/h zu schnell unterwegs war. Dabei neige ich eigentlich nicht zum Rasen. In der Prüfung wurde ich, eine eher schlechte Fahrschülerin, vom Prüfer sofort auf die Autobahn geschickt. Trotz aller Nervosität gelang das Einfädeln problemlos und in einem plötzlichen Anfall von Mut beschloss ich zu zeigen, was ich konnte. Ich zog auf die mittlere Spur und begann mit Tempo 120 eine Kolonne Lkw zu überholen. Bei der nächsten Abfahrt bat mich der Prüfer, die Autobahn zu verlassen. Er ließ mich noch eine gute halbe Stunde lang durch Wohngebiete kurven, ehe wir wieder vor der Fahrschule anhielten. Mein Fahrlehrer machte, wie üblich, keinen Hehl aus seiner schlechten Laune und grummelte vor sich hin. Plötzlich meldete sich der Prüfer von hinten: 'Wie war das eigentlich mit der 80er-Begrenzung auf der Autobahn?' Ich schluckte. Ich hatte kein 80er-Schild gesehen, der Prüfer offenbar schon. Verlegen stammelte ich irgendetwas von 'hab mich dem fließenden Verkehr angepasst'. Da grinste der Prüfer und reichte mir den Führerschein nach vorn. Mein Fahrlehrer wetterte noch, als wir alle ausgestiegen waren." Katrin F., 35 Jahre
Schweißnass vor jeder Fahrprüfung
"Bei meinem Pkw-Führerschein bin ich aufgrund eines - im Nachhinein sehr peinlichen, weil extra gelernten - Schusselfehlers durch die Theorieprüfung gefallen, und habe im Anschluss die praktische Prüfung zweimal wiederholen müssen, weil ich viel zu aufgeregt war. Im dritten Anlauf habe ich es dann geschafft, aber seitdem sind Fahrprüfungen ein rotes Tuch für mich, und ich bin bereits Tage vorher schweißnass. Als ich ein paar Jahre später den Lkw-Führerschein machte, bestand ich zwar die Theorie beim ersten Versuch, musste aber wieder dreimal zur praktischen Prüfung antreten. Da der Führerschein zu meiner Grundausbildung als Feuerwehrmann gehörte, hing meine berufliche Zukunft daran, was den Stresspegel noch mal deutlich erhöhte. Erst als ich einige Jahre später auf die Führerscheinklasse CE erweiterte, bestand ich alles im ersten Anlauf. Das hat mein Selbstbewusstsein jetzt immerhin so gestärkt, dass ich mich dieses Jahr vielleicht sogar noch an den Motorrad-Führerschein herantraue." Volker R.
"Da ich schon von klein auf eher der Theoretiker war, war die Theorieprüfung für mich kein Problem. Bei der Praxis habe ich mich jedoch extrem schwergetan. Bereits nach wenigen Fahrstunden wurde deutlich, dass dies ein längeres Vergnügen werden sollte. Ich habe ganz oft Rechts-vor-links-Kreuzungen sowie Fußgänger und Radfahrer übersehen und ständig Stoppschilder missachtet. Insgesamt habe ich über ein Dreivierteljahr Fahrstunden nehmen müssen, bis mein Fahrlehrer der Meinung war, dass ich nun bereit sei für die praktische Prüfung. Als der besagte Tag kam, war ich ziemlich nervös. Jedoch war der Fahrprüfer relativ nett, sodass meine Nervosität recht schnell verflog. An der ersten Kreuzung angelangt, passierte es: Ich missachtete wieder einmal ein Stoppschild. Der Prüfer sagte, ich solle umdrehen und zum Parkplatz zurückkehren. Ich war ganz verwundert, da mir mein Fehler noch gar nicht aufgefallen war. Zu Hause habe ich dann heftig geweint, weil ich endlich diesen Führerschein haben wollte. Nach langen zwei Wochen durfte ich dann erneut antreten. Dieses Mal waren die Voraussetzungen anders. Der Fahrprüfer war grimmig und wollte mir nicht mal die Hand geben. Dies steigerte natürlich meine Nervosität. Jedoch habe ich dann die Prüfung bis auf ein bis zwei Kleinigkeiten gut gemeistert. Endlich hatte ich diesen Lappen." Gil S., 24 Jahre