BMW hat, man kann es nicht anders sagen, einen Lauf. Schon jetzt beträgt die Wartezeit auf die eigentlich noch sehr neue 5er-Limousine drei Monate, das Vorgängermodell des jetzt vorgestellten Touring wiederum ist seit drei Monaten ausverkauft. Selbst der 5er GT mit seinem problematischen Heck erfreut sich guter Nachfrage - wenn auch überwiegend aus China. Aber: Verkauft ist verkauft. Kein Wunder, dass die BMW-Mannen sichtlich wieder Spaß an ihrem Job haben.
Nur wenige Monate nach dem Start der 5er-Limousine stellt BMW bereits den Touring genannten Kombi vor - für die Freude am Einladen und die schnelle Fahrt zum Baumarkt.
Der neue 5er-Touring also. Überraschungen waren nicht zu erwarten - bis zur B-Säule gleicht der BMW-Kombi ohnehin der Limousine. Der Rest ist mal wieder gelungen, das ideale Maß der Mitte erneut gefunden. Von welcher Perspektive auch immer: Der Touring sieht stets elegant, kraftvoll und dynamisch aus Von hinten unterscheidet er sich - abgesehen vom Kombiheck - nur durch zwei Leuchtbalken von der Limousine (die hat drei).
Der Verkaufserfolg scheint sicher, auch weil sich "rund jeder zweite unserer 5er Kunden für einen Touring entscheidet", so BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Dräger. "Sie nutzen den Wagen für die Freizeit, für die Fahrt zum Golfplatz oder am Wochenende zum Baumarkt." Dabei sind die Vorgaben stolz: Vom Touring der ersten Generation wurden 125.000 Modell verkauft, von der zweiten 266.000 und von der dritten 280.000. Das will erst einmal übertroffen sein.
Wir waren mit dem neuen 520d unterwegs - ein Vierzylinderdiesel mit Schaltgetriebe und mit seinem Einstiegspreis von 42.600 Euro in Zukunft vermutlich auch die populärste Variante bei Flottenkunden. Zudem ist er der einzige 5er, der ab Marktstart eine Start-Stopp-Automatik mit an Bord hat.
Nach der erst kürzlich vorgestellten 5er-Limousine ist auch bereits der Touring genannte Kombi da. Er debütiert zwar erst im April auf der AMI in Leipzig, wir haben aber jetzt schon erste Bilder und erste Fakten.
Asketische Einschränkungen sind damit nicht verbunden, denn mit 135 kW / 184 PS erreicht dieser Einstiegs-5er einen Leistungswert, der bei der ersten 5er-Generation - einzeln gefertigte M-Modelle ausgenommen - die Obergrenze darstellte. Er kann auch nicht nur straff und hart, sondern gerade durch die serienmäßige Luftfederung an der Hinterachse (die er vom 5er-GT übernimmt) und die sinnvolle elektronische Dämpferregelung (1300 Euro Aufpreis) auch sehr komfortabel.
Flacher, gestreckter, konsequenter: Der neue Fünfer bündelt alle guten BMW-Eigenschaften. Und setzt noch einiges drauf. Die erste Ausfahrt
Besonders rasant ist der 520d Touring dennoch nicht unterwegs, dafür ist der Verbrauch günstig: Im Zyklus stehen 5,1 Liter pro 100 Kilometer, sechs bis 6,5 Liter sind realistisch, und selbst beim Ausreizen der Leistungsreserven werden es kaum mehr als neun Liter sein. Mit derartigen günstigen Verbrauchswerten kann das Umweltgewissen selbst bei Hochgeschwindigkeits-Exzessen auf der Autobahn entspannt bleiben. Eine Einschränkung müssen wir dabei machen: Wir waren natürlich nicht vollbesetzt samt Gepäck unterwegs. Dann könnte es mit Sprtzigkeit und Verbrauch ein bisschen anders aussehen.
Eine sportliche Gangart gehört eigentlich zu den Domänen eines BMW. Deswegen waren wir überrascht, wie frühzeitig sich der Grenzbereich durch gequälte Reifengeräusche ankündigt - obwohl unser Testwagen mit 18-Zoll-Felgen auf 245er-Reifen der Serie 45 ausgerüstet war. Auch das Schalten macht weniger Spaß als erwartet.
Das Sechsgang-Getriebe will BMW-typisch mit leichtem Nachdruck betätigt werden, und die relative Anfahrschwäche im unteren Drehzahlbereich - im Zusammenspiel mit der entschlossen zupackenden Kupplung - verlangt auch routinierten Fahrern einige Anfahr-Übungseinheiten ab, die nicht unbedingt vor kritischem Publikum absolviert werden sollten.
Endlich ist BMW wieder ein großer Wurf gelungen. Der neue 5er wird die Münchner auf die Erfolgsspur der achtziger und frühen neunziger Jahre zurückführen.
Wer packen muss, und dafür ist ein Touring da, dem stehen 560 bis 1670 Liter Kofferraum zur Verfügung, eine 40:20:40 teilbare Rückbank ("einzigartig in dieser Klasse", so 5er-Projektleiter Josef Wüst), das Heckfenster öffnet separat, die Heckklappe gegen Aufpreis auch elektrisch (schade, bei der Konkurrenz ist das serienmäßig). Wer will, kann sogar zwei Mountainbikes verstauen.
Nur das polarisierend gezeichnete T-Modell der Mercedes-Benz E-Klasse könnte dem 5er-Touring moment ein wenig Konkurrenz machen. Spannend wird es wohl wieder erst, wenn Audi seinen ein wenig in die Jahre gekommen A6 Avant in den Ruhestand schickt und den Nachfolger präsentiert. Aber das dauer noch ein bisschen.
Zum Marktstart ist der 5er Touring als 520d, 530d (180 kW / 245 PS, ab 51.950 Euro) sowie als 523i (150 kW / 204 PS; ab 44.550 Euro) und 535i (225 PS / 306 kW; ab 52.950 Euro) zu bekommen. Alle Modelle sind serienmäßig mit einem Sechsganggetriebe ausgestattet, die Achtgang-Automatik kostet 2350 Euro Aufpreis.
BMW 520d Touring: 135 kW / 184 PS; max. Drehmoment 380 Nm bei 1900-2 750 U/min; 0-100 km/h: 8,3 sec.; Vmax 222 km/h; Testverbrauch 6,9 l (Werksangabe: 5,1 l); Euro 5, CO2: 137 g/km; Preis: ab 42.600 Euro