Audi A3 Sportback:Hightech mit Hochpreisgarantie

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Die Hälfte der A3-Kunden entscheidet sich für den viertürigen Sportback. Der wird durchschnittlich knapp 40.000 Euro kosten. Allein Audis Multimediaschaltzentrale hat daran einen Anteil von 3575 Euro - und hat trotzdem Schwächen. Eine erste Ausfahrt.

Sascha Gorhau

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Audi präsentiert beim Pariser Autosalon den A3 als Sportback-Version. Das Aussehen des Dreiers aus Ingolstadt ist keine Überraschung und das Platzangebot nach wie vor kaum größer als beim Standard-A3. Wichtigste Neuerung: Er wird deutlich leichter als sein Vorgänger werden.

Stefan Grundhoff

Kennen Sie Graake Kehlie? Ich hatte von der Person bis zur ersten Ausfahrt im neuen Audi A3 Sportback bisher nichts gehört. Der Kompaktwagen indes kennt die Dame. Genauer gesagt ist es die im Auto verbaute Multimediaeinheit MMI, die mir von ihr berichtet. Im Testwagen ist diese in ihrer höchsten Evolutionsstufe verbaut. Laut Audi sollen sich knapp 40 Prozent der Käufer dafür entscheiden.

Ob es einen Menschen Namens Graake Kehlie gibt ist nicht bewiesen. Audis MMI-System meint jedenfalls die 1982 tödlich verunglückte Fürstin Gracia Patricia von Monaco, ihr bürgerlicher Name war Grace Kelly. Die Dame vom Band hat dank Internetverbindung und Zugriff auf Daten von Google viel zu erzählen, wenn der Fahrer an Informationen zur Umgebung des Fahrzeuges interessiert ist. Den Namen von Grace Kelly kann Audis Infotainmenteinheit aber nicht aussprechen, generell tut es sich schwer mit Eigennamen und Fremdwörtern. Das führt zu manch unfreiwilligem Lacher während der Fahrt. Der Flughafen von Nice etwa (auf deutsch: Nizza) trägt plötzlich den Namen von Nike, der griechischen Göttin des Sieges.

Sinn macht das System ohnehin nur mit der Funktion Audi Connect. Es sorgt für die Verbindung des Fahrzeugs zum Internet. Damit ist allerdings nur die technische Voraussetzung geschaffen, denn zusätzlich muss der Fahrer ein Datenpaket bei einem Mobilfunkanbieter buchen. Audi nutzt den UMTS-Standard, verspricht allerdings, bald auch den Daten-Turbo LTE zu unterstützen. Wann, ist noch unbekannt.

Wenn es so weit ist, wird es bestimmt mehr Spaß machen, die vielen Möglichkeiten der Connect-Funktion zu nutzen. Der Audi wird beispielsweise zum WLAN-Hotspot. Bis zu acht mobile Endgeräte können andocken. An Bord ermöglicht Connect beispielsweise die Nutzung von Facebook oder Twitter. Informationen über Flüge und Züge können online eingeholt werden. Nachrichteninteressierten steht die Vorlesefunktion ihrer bevorzugten Nachrichtenquellen zur Verfügung. Die RSS-Feeds können von zuhause aus über das Steuerungstool myAudi.de konfiguriert werden. Es lassen sich damit unter anderem auch bestimmte Routen vom Schreibtisch aus planen und ins System des Fahrzeugs spielen. Doch die Stimme klingt blechern und holprig. Es macht keinen Spaß, sich die Kurznachrichten vorlesen zu lassen. Zumal stehen etliche bekannte Informationsradioangebote zur Verfügung, die ebenfalls im Viertelstundentakt die aktuellsten Nachrichten verkünden. Das klingt auf jeden Fall angenehmer als die metallische Stimme des Audi.

Sieben Zoll misst das Display im Audi A3. (Foto: WGO)

Die aktuelle Connect-Generation im Audi A3 Sportback bindet konsequent die Internet-Dienste von Google ins Fahrzeug ein. Die Point-of-Interest-Suche sendet den jeweiligen Ort und den Begriff an die Suchmaschine, die dann auf dem Sieben-Zoll-Display die Antwort abbildet. "Flughafen München" beispielsweise erkennt das System, zeigt den Ort auf dem Display und bietet außerdem Funktionen wie Bilder oder eine direkte Navigation dorthin. Connect nutzt dabei Googles Street-View-Funktion. In der sogenannten Picturebook-Navigation lassen sich Bilder mit GPS-Daten direkt ins System laden und als Navigationszielen übernehmen und speichern.

Auch über die MMI-Touch-Funktion lassen sich Ziele eingeben. Das Berührfeld befindet sich dabei auf dem Dreh- und Drückschalter in der Mittelkonsole. Der Fahrer kann darüber Buchstaben und Zahlen mit Zeichenbewegungen eingeben, was allerdings nicht immer klappt. Aus dem Buchstaben "G" etwa machte das System neun- von zehnmal die Zahl "9".

Funktionierte im Test nicht immer: das Touchpad von Audis Multimediazentrale. (Foto: WGO)

2735 Euro kostet das große Navi. Wer es ordert, muss zusätzlich 340 Euro für den Informationsbildschirm im Cockpit ausgeben. Die beiden Optionen sind ausschließlich zusammen erhältlich. Zusätzlich sind noch 500 Euro für die Connect-Funktion zu bezahlen. Die Kosten einer SIM-Card samt anschließendem Datentarif muss der Fahrer zusätzlich einkalkulieren.

3575 Euro beträgt damit die Rechnung für eine zeitgemäße Online- und Kommunikationsfunktion des A3 Sportback. 50 Prozent der Sportback-Kunden entscheiden sich in Deutschland für den 2.0 TDI mit 150 PS. Sein Preis beginnt bei 27.200 Euro. Mit der standesüblichen Zusatzausstattung liegt der Preis schnell jenseits der 35.000-Euro-Marke. Wer Wert auf zeitgemäße Kommunikation und Webanbindung legt, kann noch einmal 3575 Euro addieren. Damit kommt der Wagen auf fast 40.000 Euro. Das wird ein Durchschnitts-A3-Sportback von Audi kosten. Allein seine Multimedia-Ausstattung hat dann einen Anteil von knapp zehn Prozent des Neupreises.

Immerhin: Vom Audi-typisch hohen Preis abgesehen leistet sich auch die dritte Generation des A3 Sportback kaum Schwächen. Sein Aussehen ist wie gewohnt streng und sportlich. Der Innenraum wirkt im Gegensatz zum Vorgänger aufgeräumter und ist klarer gestaltet. Die Qualität der Verarbeitung und die Materialien sind auf sehr hohem Niveau. Sie schaffen es, den Wagen deutlich als Premium-Alternative zum konzerneigenen Konkurrenten VW Golf zu positionieren. Denn dessen siebte Generation war mit einem bis dahin ungekannt hochwertigen Innenraum nahe an den kompakten Bruder herangerückt. Der Sportback hält ihn auf Abstand, auch im Hinblick auf Fahrkomfort und Fahrverhalten.

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Neben den hohen Preisen ärgern die gefahrenen Testwagen jedoch mit einem hohen Verbrauch. Das Einstiegsmodell kostet 22.500 Euro. Der Benziner leistet 105 PS, Audi verspricht einen Durchschnittsverbrauch von 4,6 Litern, im Testbetrieb waren es 8,2 Liter. Der Einstiegsdiesel (1,6 Liter Hubraum, 105 PS) soll laut Hersteller nur 3,8 Liter Diesel verbrennen, im Test waren es 5,9. Das macht den A3 Sportback zu einem noch teureren Vergnügen. Wenigstens können Sie Graake Kehlie kennenlernen, wenn Sie einmal in Monaco vorbeifahren sollten. Das Treffen allerdings ist erst vom 15. Februar 2013 an möglich - dann beginnt die Auslieferung des Sportback.

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