Umweltbundesamt:Vollversorgung mit Ökostrom ab 2050 möglich

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Eine Studie des Umweltbundesamts zeigt: Deutschland könnte schon relativ bald vollständig auf erneuerbare Energien umsteigen. Längere Laufzeiten von Atomkraftwerken wären demnach unnötig.

Bereits ab 2050 könnte der Strombedarf in Deutschland vollständig durch erneuerbare Energien abgedeckt werden. "Die vollständige Umstellung ist technisch und ökologisch möglich", sagte der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Jochen Flasbarth, in Berlin.

Derzeit wird unser Energiebedarf zu rund 17 Prozent durch erneuerbare Energien, also Wind- und Wasserkraft sowie Sonnenenergie gedeckt. Bis 2050 könnte Deutschland vollständig mit Ökostrom versorgt sein, sagen Wissenschaftler. (Foto: dpa)

Längere AKW-Laufzeiten seien dagegen für die Umstellung auf Ökostrom nicht nötig, sie würden sogar Investitionen in erneuerbare Energien bremsen, sagte Flasbarth.

Derzeit wird unser Energiebedarf zu rund 17 Prozent durch erneuerbare Energien, also Wind- und Wasserkraft sowie Sonnenenergie, gedeckt. Aber bereits mit der heutigen Technik und dem derzeitigen Konsumverhalten ließe sich das Ziel, nur noch regenerative Energien zu nutzen, erreichen. Die Voraussetzung ist laut einer UBA-Studie der Ausbau der Netze und der Stromspeicher.

Mit dem Ausbau des Ökostroms könnten auch die Emissionsziele der Regierung erreicht werden. Bis 2050 sollen diese um 80 bis 85 Prozent unter dem Niveau von 1990 liegen.

Außerdem bringe der Komplett-Umstieg auf Ökostrom auch wirtschaftliche Vorteile: "Die Kosten sind geringer als die Kosten, die bei einem ungebremsten Klimawandel auf uns und kommende Generationen zukommen würden", heißt es in der Studie. Konkrete Summen werden allerdings nicht genannt.

Die Berechnungen für das UBA stammen vom Fraunhofer-Institut für Windenergie- und Energiesystemtechnik. Den nötigen Strom für die Umstellung sollen Windräder an Land und auf hoher See sowie Solarzellen liefern. Besonders die Photovoltaik, die derzeit gerade mal ein Prozent des Stroms liefert, soll dann ein gutes Drittel unserer Energieversorgung ausmachen.

Theoretisch müsste dafür fast jedes zweite geeignete Dach und fast jede zweite verfügbare Freifläche mit Solarzellen bestückt werden. Das jetzt vorgestellte Szenario geht von einem Verbund der Regionen in Deutschland aus, die untereinander Energie austauschen. Strom aus dem Ausland müsse nicht importiert werden, um die Ziele zu erreichen. Allerdings gehen die Experten davon aus, dass unsere Energiesparpotenziale ausgeschöpft werden.

Neben dem Ausbau von deutschlandweiten Netzen, die etwa den Strom von Windparks auf hoher See nach Süden leiten, sind der Studie zufolge neue Speicher nötig. Dabei sollten zum einen neuen Pumpspeicher gebaut werden, die Wasser in stromstarken Zeiten nach oben pumpen und in schwachen Zeiten Strom erzeugen.

Zum anderen sind auch chemische Speicher wie etwa die Gewinnung von Wasserstoff mittels Ökostrom oder die Nutzung von Elektroautos notwendig. Nach Einschätzung von Flasbarth dürfte eine Umstellung auf Ökostrom auch die Markstellung von Großkonzernen schwächen, da die Stromerzeugung dadurch dezentralisier wird.

© sueddeutsche.de/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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