Mögliche Zinssenkung der Fed:US-Banken drohen mit Negativzinsen

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Noch können Banken ihr Geld mit schmalem Gewinn bei der US-Notenbank Fed parken. Das könnte sich aber ändern: Die Fed denkt über eine weitere Zinssenkung nach. Amerikanische Banken drohen nun damit, nicht nur keine Zinsen auf ihre Spareinlagen mehr zu zahlen - sondern von Kunden sogar Geld dafür zu verlangen.

Die US-Finanzbranche ist beunruhigt. Die Notenbank Federal Reserve denkt darüber nach, den Einlagenzins weiter zu senken. Anders als in der Euro-Zone, wo die Europäische Zentralbank den Leitzins erst kürzlich, Anfang November, auf ein neues Rekordtief von 0,25 Prozent festgelegt hat, bewegen sich die Zinsen in den USA schon seit Jahren auf extrem niedrigen Niveau. Fed-Chef Ben Bernanke hat kaum noch Handlungsspielraum.

Doch nun schicken die amerikanischen Banken eine deutliche Warnung an die Notenbanker: Sollten sie den Zins, zu dem die Institute Geld bei der Fed parken, weiter senken, würden sie die Verluste an ihre Kunden weitergeben. Im Klartext heißt das: Verbrauchern und Unternehmen drohen Negativzinsen, sie müssten dafür bezahlen, dass sie ihr Geld bei der Bank anlegen. Schon jetzt bekommen Kunden kaum Zinsen auf ihr Geld, berücksichtigt man die Inflationsrate, machen sie sogar Verluste.

Die Banken erklären den ungewöhnlichen Schritt so: Wenn die Fed ihnen keine Zinsen mehr auf ihre Einlagen zahlt, dann würden die Geldhäuser Verluste machen. Der Grund: Banken müssen eine Versicherungsgebühr dafür bezahlen, dass sie Geld bei der Fed parken.

Manche Banker fürchten nicht nur negative Folgen für die Institute und ihre Kunden - das ganze Finanzsystem könnte darunter leiden, warnen sie. "Die Gefahr besteht, dass Banken in riskantere Anlagen getrieben werden, um Gewinne zu machen", sagte einer von ihnen der FT.

Die Angst vor Negativzinsen hatte die Fed bislang davon abgehalten, die Zinsen weiter zu senken. Doch bei ihrem Treffen im Oktober sollen die meisten der Notenbanker diese Idee zumindest in Betracht gezogen haben. Etwa die Hälfte der Reserven bei der Fed stammen allerdings von nicht-amerikanischen Banken, die keine Versicherungsgebühr zahlen müssen. Die Begünstigung ausländischer Institute soll aber nach Ansicht der Notenbanker wegfallen.

Bernanke und Co. sind sich der möglichen Folgen negativer Zinsen bewusst. Deshalb arbeiten sie offenbar an einem neuen Werkzeug, mit dem die US-Banken ihr Geld trotz der Zinssenkung mit leichten Gewinnen bei der Fed parken könnten. Dann, so die Hoffnung, drohen den Bankkunden auch keine Negativzinsen.

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