Milliardenschwere Übernahme von McAfee:Intel erfindet sich neu

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Der Name Intel stand bislang für vor allem für Halbleiter. Doch dem weltgrößten Chiphersteller wird diese Monokultur zu eng. Nun macht er einen Riesenschritt in Richtung mobiles Internet.

Der weltgrößte Chiphersteller Intel blättert beachtliche 7,7 Milliarden Dollar für den Antiviren-Spezialisten McAfee auf den Tisch. Es ist der bisher größte Schritt bei Intels Versuchen, die Abhängigkeit von den Prozessoren zu reduzieren.

Intel kauft McAfee: Das Logo des Antiviren-Spezialisten McAfee ist auf einem Monitor in Berlin zu sehen. Der Halbleiter-Primus Intel übernimmt das Softwareunternehmen für 7,7 Milliarden Dollar. (Foto: dpa)

Intel ist eine Gelddruckmaschine. Als ob es nie eine Wirtschaftskrise gegeben hätte, schreibt der Halbleiter-Hersteller schon wieder Rekordergebnisse. Das Geld werfen die Prozessoren ab. In vier von fünf Computern steckt ein Herz von Intel.

Doch den Kaliforniern wird ihre Monokultur zu eng - sie stoßen in neue Felder vor. Jetzt lassen sie sich die Übernahme des Antiviren- Spezialisten McAfee satte 7,7 Milliarden Dollar kosten. Wind River, Havok und jetzt McAfee - die Liste der Softwarefirmen, die Intel in der jüngeren Vergangenheit geschluckt hat, wird immer länger und die Namen klingen immer besser.

"Ein immer größerer Teil unseres Lebens spielt sich online ab", betont Intel-Chef Paul Otellini. Darauf will Intel vorbereitet sein.

Randfigur - trotz aller Anstrengungen

Das Unternehmen drängt mit Macht vor allem ins mobile Internet. Mit massiven Investitionen entwickelt der Computerspezialist derzeit Prozessoren, die klein sind, wenig Strom verbrauchen und somit auch in die beliebten Smartphones passen.

In diesem Markt sind derzeit vor allem Nischenanbieter wie die britische Chipschmiede ARM stark. Intel blieb bisher trotz aller Anstrengungen eine Randfigur.

Derzeit schraubt Intel zusammen mit dem unter Druck geratenen Handy- Marktführer Nokia zudem an dem Mobilfunk-Betriebssystem MeeGo. McAfee soll künftig den Schutz für die mobilen Anwendungen liefern, so der Plan.

Liefert der deutsche Halbleiter-Konzern Infineon bald die grundlegende Hardware? Seit Wochen wird darüber spekuliert, dass Intel das Mobilfunk-Geschäft der Münchener übernehmen könnte, um so endlich einen Fuß in die Tür zu kriegen.

AMD kommt kaum zum Zuge

Infineon stellt fast das komplette Innenleben eines Handys her. Noch streiten sich die Parteien bei Infineon aber über den Preis. Geld wäre bei Intel genug da: Alleine im ersten Halbjahr verdiente der Konzern 5,3 Milliarden Dollar.

Mit der wirtschaftlichen Erholung schlagen die Computerkäufer wieder in Scharen zu - und setzen dabei auf Intel-Technik. Der kleinere Rivale AMD kommt kaum zum Zuge.

Diese monopolartige Stellung hatte Intel in der Vergangenheit auch ausgenutzt, um mit seiner Marktmacht die Konkurrenten zu gängeln. Von den europäischen und den amerikanischen Wettbewerbshütern bekamen die Kalifornier dafür die Quittung in Form milliardenschwerer Strafen und Auflagen.

Ob Intel unter diesen Umständen auch in der Zukunft noch derartig große Gewinne mit seinen Prozessoren einfahren kann? Bisherige Ausflüge in "die Welt da draußen" erwiesen sich allerdings eher als Flop, so bei der Unterhaltungselektronik. Auch im Auto dominieren die klassischen Zulieferer das elektronische Geschehen.

Doch der Konzern gibt nicht auf. Intel werde weiter ins mobile Internet vorstoßen, verkündete Software-Spartenchef Renee James. "McAfee ist der nächste Schritt."

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