Es soll tatsächlich noch Tage geben, an denen kein Fußball im Fernsehen läuft. Viele können es aber nicht mehr sein. In dieser Woche folgte dem Bundesliga-Samstag der Bundesliga-Sonntag, dem sich der Zweitliga-Montag, der Champions-League-Dienstag sowie der Champions-League-Mittwoch anschlossen. Via Europa-League-Donnerstag und Bundesliga-Freitag geht es dann am Bundesliga-Samstag wieder von vorne los.
Dem Publikum scheint es in dieser Dauerschleife prima zu gefallen. Deshalb ist es zunächst auch kein völlig abwegiger Gedanke, ihm immer mehr rollende Bälle zu bieten, die Bundesliga mithin auf 20 Vereine und 38 Spieltage aufzustocken. Der Gedanke wäre allerdings noch weniger abwegig, wenn es parallel gelänge, das Jahr auf 380 Tage zu erweitern.
Sicher, man könnte noch die Winterpause streichen und Testländerspiele verbieten, um ein wenig Platz im Kalender zu schaffen. Das Problem an der Idee mit der 20er-Liga, die Frankfurts Vorstandschef Bruchhagen immer mal wieder in die Runde wirft, ist aber gar nicht einmal, dass es zu viele Gegenargumente gäbe. Das Problem ist, dass sich so recht kein Pro-Argument aufdrängen will. Der eindrucksvolle neue Fernsehdeal der Fußball-Liga zeigt ja gerade, dass ihr Produkt in Deutschland bestens funktioniert. Und zwar so, wie es ist.
Engländer, Italiener und Spanier haben aber auch 20 Teams, ist vonseiten der Bruchhagen-Partei stets zu hören. Stimmt. Spannender oder gar finanziell ausgeglichener sind diese Ligen deshalb aber keineswegs. Sie werden auch nicht besser besucht. Die Nachfrage steigt eben nicht automatisch mit, wenn man das Angebot vergrößert. In einer Welt des ständig wachsenden Überangebots erhalten nicht selten diejenigen die meiste Aufmerksamkeit, die mit der Kunst der Verknappung zu spielen wissen.
Der Fußball schien das im Gegensatz zu Sportarten, die zur Not auch jedes Winterwochenende einen Weltmeister küren würden, immer verstanden zu haben. Der Erfolg des WM-Finales der Fifa gründet sich nicht zuletzt darauf, dass es nur alle vier Jahre stattfindet. Und der Reiz der Bundesliga liegt darin, dass sie ihrem Publikum - verhältnismäßig - wenig Spiele vorsetzt, die mit Blick auf die Tabelle reizlos sind. Weltweit gilt: Mehr Fußball bedeutet mehr Geld, aber oft auch mehr Langeweile.
Trotzdem lässt sich neuerdings ein gewisser Vergrößerungswahn konstatieren. Die Europameisterschaft wird ab 2016 auf 24 Teilnehmer aufgebläht. Es gibt Überlegungen, die Champions-League mit der Europa-League zu vereinen - und damit zu verwässern. Die Bundesliga braucht nicht auch noch mehr Termine. Was sie ab und an brauchen könnte, wäre ein gesetzlicher Fußball- Ruhetag, an dem das Publikum ungeduldig darauf warten kann, bis es endlich wieder Samstag ist.