Neuer Geldgeber bei der SpVgg Unterhaching:Für ein paar Dollar aus der Wüste

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Kooperation oder Übernahme? Nach langer vergeblicher Sponsorensuche findet die SpVgg Unterhaching in Abu Dhabi einen finanzstarken Investor. Der arabische Geschäftsmann Khalifa Saif Al Muhairibi soll dem klammen Münchner Vorstadtverein wieder auf die Beine helfen - doch noch ist nicht klar, in welchem Umfang der Scheich einsteigt.

Andreas Liebmann

Beim TSV 1860 München läuft zurzeit ein viel beachtetes Experiment; eines, für das sich nicht nur wegen seines Unterhaltungswerts ganz Fußball-Deutschland interessiert: Ist der Einstieg eines arabischen Investors für hiesige Profi-Klubs ein lohnender Weg? Nach aktuellem Stand sind Zweifel wohl angebracht, doch das schreckt die SpVgg Unterhaching keineswegs ab. Der Nachbar aus der dritten Liga will es vermutlich besser hinkriegen und hat sich mit einem Unternehmer aus den Arabischen Emiraten auf eine "Kooperation" geeinigt.

Derzeit spielt Unterhaching in der 3. Liga, doch mit dem neuen Geldgeber soll sich das ändern.  (Foto: Bongarts/Getty Images)

Khalifa Saif Al Muhairibi heißt der Mann, mit dem sich Hachings Schatzmeister Anton Schrobenhauser offenbar am Montag in Abu Dhabi grundsätzlich geeinigt hat - worauf auch immer. "Die Entscheidung ist bereits gefallen", lässt sich Saif Al Muhairibi, Vorsitzender eines Investmentunternehmens, in The National zitieren, einer in Abu Dhabi erscheinenden Tageszeitung.

Es seien nur noch Formalitäten zu klären. Was genau der 32-Jährige vorhat, ist unklar, er verwendet Begriffe wie "Übernahme" und "neuer Eigentümer". Teammanager Florian Rensch geht von Übersetzungsfehlern ins Englische aus; denn zumindest die Zitate in der englischsprachigen Internetausgabe der Zeitung ("take-over", "ownership change") sind schwer misszuverstehen. "Wir sprechen von einer Kooperation", stellt Rensch klar.

Seit Monaten bringen die Bemühungen um einen Hauptsponsor hierzulande nichts als Absagen. Dabei hätte das aus der Finanznot geborene Jugendkonzept der Hachinger, umgesetzt vor allem durch Trainer Heiko Herrlich und Sportdirektor Manfred Schwabl, durchaus Potential gehabt, Geldgeber zu überzeugen.

Vor allem zu Saisonbeginn brachte es unerwartete Erfolge und damit auch einige Sympathien zurück. Doch weder hier wurde der Vorstand fündig noch in der Türkei, wo sich Vizepräsident Can Cobanoglu auf die Suche begab. Dann wurde Schatzmeister Schrobenhauser durch einen Mittelsmann ein Kontakt nach Abu Dhabi geknüpft.

The National zitiert den Schatzmeister und langjährigen Mäzen so: Ein neuer Eigentümer werde dem Verein neue Ideen und Investitionen bringen. Er sei extrem erleichtert, dass alles so schnell vonstatten gegangen sei. Allerdings sind bisher kaum Inhalte der Vereinbarung bekannt, die Schrobenhauser in dem Wüstenemirat ausgehandelt hat.

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Gegen die wörtliche Auslegung der Auffassung, es werde einen neuen "Eigentümer" geben, sprechen jedenfalls klar die Regularien des Deutschen Fußball-Bunds. Sie verbieten bekanntlich, dass ein Investor die Mehrheit an einem deutschen Klub übernehmen kann. SpVgg-Präsident Engelbert Kupka sagt, die befremdlichen Zitate aus Abu Dhabi werde er nicht kommentieren, da müsse man den Autor fragen.

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Kupka, der in München geblieben ist, vermeidet es, genauere Angaben über das Abkommen zu machen. Erst wenn der Hauptvertrag mit Al Muhairibi unterzeichnet sei, werde man an die Öffentlichkeit gehen: "Wir haben uns zur Geheimhaltung verpflichtet." Vor mehr als einem Jahr war das ähnlich: Damals hatte der Verein angenommen, einen potenten neuen Geldgeber gefunden zu haben, was sich als folgenschwerer Irrtum entpuppte. Auch damals wollte und durfte Kupka nichts sagen.

Nur in drei Punkten wird der Präsident nun konkreter: Der Profibereich soll in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt werden. Dazu werde eine Mitgliederversammlung vorbereitet, kündigt Kupka an, der sein Amt im Sommer nach 38 Jahren abgeben will. Auch bestätigt er, dass es in den Verhandlungen um siebenstellige Beträge geht. Und vor allem betont er, dass der eingeschlagene Weg, auf die eigene Jugend zu setzen, fortgeführt werden soll.

Es scheint, auch wenn sich der Eindruck aufdrängt, kein Alleingang von Kupka und Schrobenhauser zu sein. Teammanager Rensch versichert, im Verein sei über die Option Abu Dhabi in den vergangenen Wochen gesprochen worden - als eine von mehreren Möglichkeiten, an Geld zu gelangen. "Ob es eine Kooperation oder ein Investment wird, werden die weiteren Verhandlungen zeigen", sagt er.

Auch Trainer Heiko Herrlich bestätigt, der Schatzmeister habe ihm gegenüber vor Wochen etwas in der Art angedeutet. "So lange ich das fortführen darf, was Manni Schwabl und ich angefangen haben, ziehen wir das durch", sagt er. "Sonst wird man mich schon informieren." Unabhängig von einem Geldgeber sei der Jugendkurs die einzige Möglichkeit, auf gesundem Weg zum Erfolg zu kommen. Sportdirektor Schwabl hätte das vermutlich nicht recht viel anders formuliert.

Am Dienstag allerdings verweigerte er jeden Kommentar zu den Meldungen aus Abu Dhabi. Es war der letzte Tag der Transferperiode. Scheich hin, Scheich her, Schwabl hatte Wichtigeres zu tun.

© SZ vom 01.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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