1939-1942: Während des Zweiten Weltkriegs pflegt der TSV 1860 München die Nähe zum nationalsozialistischen Regime, der Präsident Emil Ketterer (1936 bis 1945) war Mitglied der SA. 1942 gewinnen die "Sechzger" gegen den Meister FC Schalke 04 den DFB-Pokal, der damals Tschammer-Pokal heißt. 1964: Unter dem österreichischen Trainer Max Merkel (Foto) gewann 1860 zum zweiten Mal den DFB-Pokal mit einem 2:0-Finalsieg gegen Eintracht Frankfurt. Foto: imago
1965: Der TSV 1860 erreicht das Endspiel im Europapokal. Tausende Fans aus München legten die damalige "Weltreise" zum Finalort nach London zurück. Vor fast 100.000 Zuschauern im Wembley-Stadion unterlag die Mannschaft mit 0:2 gegen West Ham United mit Kapitän Bobby Moore. 1966: Eine hochbegabte Mannschaft spielte mitunter rauschhaften Offensivfußball, gewannt 9:0 gegen den Karlsruher SC, 9:2 gegen den Hamburger SV und 6:1 gegen Borussia Dortmund. Mit 80 Saisontoren gewann der TSV 1860 München seine erste Meisterschaft. Was die Anhänger damals nicht wussten: Es sollte der Höhepunkt in der Vereinsgeschichte bleiben. Von da an ging es bisweilen steil bergab. Merkels berühmtester Satz in dieser Zeit war: "Ich hab im Training die Alkoholiker gegen die Nicht-Alkoholiker spielen lassen, die Alkoholiker haben 8:1 gewonnen. Hob i gsogt: Saufts weiter, Buam" Foto: imago
1970: Ein Jahr nach der Meisterschaft musste Trainer Merkel gehen, nachdem er sich mit dem Star-Torwart Petar Radenkovic (Foto), der gegen den harten Trainer aufbegehrte, ein Handgemenge geliefert hatte. 1967 gelang noch einmal der zweite Platz in der Bundesliga, 1970 stieg der Verein erstmals ab. 1973: Beim Zweitliga-Spiel gegen den FC Augsburg stellte der TSV 1860 einen ewigen Zuschauerrekord im Olympiastadion auf. Schätzungsweise 90.000 Zuschauer drängelten sich in der Arena, bei Tumulten wurden mehr als hundert Menschen verletzt. Foto: imago
1977: In den siebziger und Anfang der achtziger Jahre gerieten die "Löwen" zur Fahrstuhlmannschaft: Meistens zweite Liga, manchmal erste Liga. Am 17. November 1977 jubelten die Anhänger zum letzten Mal für viele Jahre über einen Derby-Sieg gegen den FC Bayern. 1860 gewann mit 3:1, Stürmer Karl-Heinz Rummenigge gab dem Sechzger Erhard Hofeditz eine Ohrfeige. In dieser Szene jubelt Löwe Alfred Kohlhäufl, während Bayern-Stürmer Gerd Müller ernüchtert drein schaut. Foto: imago
1982: Der Niedergang nahm an Rasanz zu: Nach dem Abstieg 1981 schaffte der Verein mit einem Stürmer namens Rudi Völler (Foto) einen respektablen fünften Platz in der zweiten Liga. Dennoch muss der TSV in die Bayernliga absteigen. Grund: Unter dem Präsidenten und späteren Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium Erich Riedl häufte der Klub so hohe Schulden an, dass der DFB die Lizenz für die zweite Liga verweigerte. Foto: imago
1982 bis 1991: Dem Lizenzentzug folgten neun Jahre Bayernliga. Immer wieder scheiterte der Klub knapp an einer Rückkehr in den Profifußball, der Verein war nun wegen der ihm treuen Fanmassen gerne gesehener Gast in Plattling, Helmbrechts, Lohhof oder Weiden. Der Klub verschliss in dieser Zeit zwölf Trainer, den schnellsten Wechsel gab es Ende 1984, als sowohl Oktavian Popescu als auch sein Nachfolger Erich Beer nur jeweils einen Monat lang im Amt waren. 1988 folgte auf den Geschäftsmann Karl Heckl die Turnerin Liselotte Knecht im Präsidentenamt. Dass eine Frau den Verein leitete, war damals eine Sensation. Knecht wurde entsprechend misstrauisch beäugt und belächelt, doch 1990 engagierte sie einen Trainer namens Karsten Wettberg. 1991: Mit dem Trainer Wettberg erlebte der Verein eine euphorische Rückkehr in den bezahlten Fußball. Wettberg (hier bei der Aufstiegsfeier auf dem Rathausbalkon) wurde fortan als "König von Giesing" verehrt. Auch wenn die Mannschaft in der folgenden Saison gleich wieder abstieg. Foto: imago
1992: Der Großgastronom Karl-Heinz Wildmoser übernahm von Knecht das Präsidentenamt und brachte den Trainer Werner Lorant mit. Mit diesem Gespann folgte ein bis zu diesem Zeitpunkt einmaliger Durchmarsch von der dritten Liga in die Bundesliga. Foto: imago
1994: Die Fans des TSV 1860 hatten einen weiten Weg: In Meppen, Emsland, schaffte der Klub durch ein Tor von Peter Pacult nach 13 Jahren die Rückkehr in die Bundesliga. Zehntausende feierten in München am Marienplatz. Foto: imago
2000: Lorant etablierte den TSV 1860 in der Bundesliga und erreichte in der Saison 1999/2000 Platz vier, der zur Teilnahme an der Champions League-Qualifikation berechtigte (was aber nicht klappte). Was für die Fans allerdings wichtiger war: Die Mannschaft gewann zum ersten Mal seit 1977 wieder ein Pflichtspiel-Derby gegen den FC Bayern. In dieser Szene bremst Siegtorschütze Thomas Riedl (rechts) den Bayern-Kapitän Stefan Effenberg. Foto: imago
2004: Nach einer 1:5-Niederlage gegen den FC Bayern war Lorant im Jahr 2001 entlassen worden. Unter dem Trainer Falko Götz (Foto) und dem Feuermann Gerald Vanenburg musste der Verein 2004 wieder in die zweite Liga absteigen. Ein Abstieg mit finanziell schwerwiegenden Folgen. Zuvor hatte bereits Präsident Wildmoser wegen eines Skandals um seinen Sohn Karl-Heinz junior als Präsident zurücktreten müssen. Wildmoser junior wurde wegen Untreue und Bestechlichkeit im Zuge des Baus der neuen Münchner WM-Arena später zu vier Jahren Haft verurteilt. Foto: ddp
2006: Da in den Verträgen des Stadionbaus nicht bis unzureichend berücksichtigt wurde, dass ein Verein in der Zweitklassigkeit die immensen Kosten kaum stemmen kann, stand Stadionmiteigentümer TSV 1860 Anfang 2006 vor dem finanziellen Aus. Der andere Eigner, der FC Bayern, kaufte den Sechzgern die 50 Prozent Anteile für elf Millionen Euro ab und später auch das Rückkaufsrecht. 1860 München musste dem ungeliebten Lokalrivalen für die Stadionbenutzung fortan Miete zahlen. Foto: ddp
2007: Unterstützt von der neuen Fangruppierung Pro 1860 wurde Albrecht von Linde neuer Präsident des Vereins. Von Linde und Geschäftsführer Stefan Ziffzer (Foto) verband allerdings eine tiefe Abneigung, die zu ständigen Possenspielen in der Münchner Presse führte. Höhepunkt war die Aussage Ziffzers nach einem Heimspiel: "Der Fisch stinkt vom Kopf her, und bei uns ist der Kopf der Präsident." Ziffzer wurde fristlos entlassen, aber auch von Linde musste bald gehen. Der Verein saß wegen der hohen Stadionmiete auf einem strukturellen Minus von drei Millionen Euro pro Jahr. Folge waren immer wieder Verkäufe der talentiertesten Nachwuchsspieler. Foto: dpa
2009: Unter dem Präsidenten Rainer Beeck stellt 1860 einen neuen Investor vor, den Berliner Immobilienmakler Nicolai Schwarzer. Er will in den kommenden Jahren Millionen für neue Spieler per nachrangigem Darlehen ausgeben, stellt aber die Bedingung, dass Geschäftsführer Stefan Reuter zugunsten von Ex-Spieler Miroslav Stevic (Foto) entmachtet wird. Reuter wird beurlaubt, Stevic mit großem Trara eingesetzt. Die Deutsche Fußball-Liga ist unglücklich mit der Konstellation und meldet Bedenken an. 1860 München und der Investor legen das Modell wieder "auf Eis". Wenige Tage später folgt mit Manfred Stoffers auch ein neuer Geschäftsführer. Nach der 1:4-Niederlage gegen Duisburg wird am 24. Februar Cheftrainer Marco Kurz entlassen. Foto: imago
Nach einem kurzen Intermezzo von Uwe Wolf wird Ewald Lienen neuer Trainer. Doch auch er verabschiedet sich nach einer ernüchternden Saison (das Ziel war natürlich Wiederaufstieg) auf Platz acht. Der griechische Topklub Olympiakos Piräus hatte angeklopft - und Lienen sagte augenblicklich zu. Hatte er etwa genug von Spielen gegen den FSV Frankfurt und unsicheren Finanzierungsmodellen? Er hätte wohl besser bleiben sollen: Piräus schmiss Lienen nach zwei Monaten wieder raus.
Neuer Trainer wurde Reiner Maurer - jedoch wiederum nach einem Kasperltheater. Geschäftsführer Stoffers dementierte erst, dass Maurer ein ernsthafter Kandidat für die Lienen-Nachfolge sei, verhandelte Gerüchten zufolge sogar mit Lothar Matthäus. Als der Rekordnationalspieler aus dem Rennen war und Peter Pacult absagte, fiel die Wahl doch auf U23-Trainer Maurer. Was für ein Start!
2010: Freiwillig ging ein anderer: der Geschäftsführer Manfred Stoffers. Am Tag, nachdem 1860 eine Klage gegen den FC Bayern wegen rückständiger Catering-Zahlungen verlor, nahm Stoffers seinen Hut. Damit endeten auch Stoffers epische Dramen in den 1860-Stadionheften, in denen er sich mitunter höchst streitbar zur Lage in der Liga äußerte. Sein Nachfolger wurde im August 2010 Robert Niemann. Ein Zeichen für ruhigere Zeiten?
Natürlich nicht. Im Oktober 2010 hält der mehrfache Juniorennationalspieler Savio Nsereko den Münchner Boulevard in Atem: Nsereko, die große Sturmhoffnung des Klubs, war verschwunden. Er wolle seinen ermordeten Stiefbruder in Uganda besuchen, hieß es, wovon seine Familie jedoch zunächst nichts wusste. Auch tauchte er niemals in Uganda auf - stattdessen wurde bald vermutet, Nsereko hätte Geldprobleme. Wegen Verstößen im Lizensierungsverfahren werden 1860 München schon in der laufenden Saison 2010/2011 zwei Punkte abgezogen. Die neue Geschäftsführung weiß offenbar, was Sache ist - und akzeptiert die Strafe widerspruchlos.
Der nächste Akt des Sechzger Skandal-Stadels: Geschäftsführer Robert Niemann (im Bild) legt sich mit den Fans an - und verliert den Machtkampf. Im September 2010 lässt er ein Fanplakat mit der Aufschrift "Raus aus der Arena" von der Tribüne entfernen, weil er seine Versuche torpediert sieht, neue Mietbedingungen mit dem FC Bayern auszuhandeln. Die Fans protestieren, Niemann rudert zurück - und verabschiedet sich.
TSV 1860 München
Robert Schäfer, Geschäftsführer beim TSV 1860 München, soll gehen
2011: Neuer Mann, neue Ideen: Niemanns Nachfolger hieß auch Robert, mit Nachnamen jedoch Schäfer. Seine erste Maßnahme sorgte bereits für Aufsehen: Er wollte bei allen 1860-Angestellten - Profis wie Mitarbeitern der Geschäftsstelle - eine zehnprozentige Gehaltskürzung durchsetzen. Der Grund: 1860 musste finanziell handlungsfähig bleiben. Und: Schäfer wollte die Verhandlungsposition des Klubs gegenüber den Banken und nicht zuletzt dem FC Bayern verbessern. Am 31. Januar 2011 wird bekannt, dass mit Rainer Beeck der vierte Präsident seit der Ära Wildmoser zurücktritt. Vor ihm scheiterten schon Karl Auer, Alfred Lehner und Albrecht von Linde. Neuer starker Mann soll der vorherige Vize Dieter Schneider (Bild) werden. Nach dem Motto: neuer Präsident, neues Glück.
Im Frühjahr 2011 dann der nächste Schock: Der TSV 1860 München stand kurz vor der Insolvenz. Nur der Einstieg des Investors Hasan Ismaik konnte den Verein retten. Die DFL prüfte den Vertrag und gab nach einigen Änderungen grünes Licht. Ismaik gab bei seiner ersten Pressekonferenz an, von der "Weltmarke 1860" und einer Spielphilosophie wie beim FC Barcelona zu träumen - versicherte allerdings, sich im ersten "Übergangsjahr" im Hintergrund halten, erst danach sollen mit Präsident Dieter Schneider Verbesserungsmöglichkeiten diskutiert werden.
Im Juli aber schon wollte der Investor doch mehr Einfluss gewinnen. Es muss wieder gezittert und gebangt werden um den TSV 1860. "Wir haben die Wahl zwischen Pest und Cholera", sagt einer aus der Vereinsspitze. Der Klub könne sich aussuchen, ob er die von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) ausgestellte Lizenz und die Pleite riskieren wolle oder sich lieber in eine offenbar völlige Abhängigkeit vom Investor begebe, die freilich auch das Ende bedeuten könnte.
Eine Woche lang herrscht Mitte Juli Aufregung um einen möglichen Rücktritt von Präsident Schneider (li.) - dem 64-Jährigen ist die Einflussnahme des Investors zu massiv. Gerüchte von Intrigen zwischen Aufsichtsräten und Funktionären machen die Runde. Noch bevor das Pilotprojekt mit dem jordanischen Geldgeber Ismaik richtig gestartet ist, droht das erneute Aus. Auf einer nächtlichen Sitzung gelingt es den Vizepräsidenten Franz Maget und Wolfgang Hauner, Schneider von der Notwendigkeit seines Weitermachens zu überzeugen. Schließlich scheint er doch gewillt, seine wichtige Rolle als Vereinschef zu erfüllen. Von Ismaik erscheint indessen ein offener Brief an die Fans, in dem der Geschäftsmann beteuert, "zu keinem Zeitpunkt etwas diktieren zu wollen".
2012: Während all dieser Unruhe manövriert Trainer Reiner Maurer die Mannschaft relativ gelassen durch die zweite Liga. Die besten Spieler müssen zu Saisonende gehen, der Start in die Saison 2012/13 gelingt trotzdem, dann stellt sich erneut Misserfolg ein. Nach dem Absturz auf Platz acht in der Tabelle muss Maurer am 18. November 2012 gehen. Nachfolger wird U21-Coach Alexander Schmidt.
Zwei Tage später der nächste Aufreger: Hamada Iraki, der mächtige Statthalter von Investor Hasan Ismaik, tritt aus Beirat und Aufsichtsrat zurück. Warum? Zunächst unklar. Iraki gibt neue berufliche Herausforderungen als Grund an. Wie auch immer: Die "Löwen" sind wieder auf der Suche nach neuem Personal.
2013: Im Januar herrscht wieder große Aufregung beim TSV - Ismaik forciert seine Einflussnahme, indem er auf eine Verpflichtung von Sven-Göran Eriksson pocht. Der schwedische Coach soll dem Klub zu mehr internationalem Ruhm verhelfen. Während das Präsidium wenig von der Idee hält, will der Investor seinen Wunsch unbedingt durchsetzen. Es kommt zu einem Krisengipfel, zu dem der Geldgeber extra einfliegt. Erikssons Verpflichtung scheint beschlossen - doch dann sagt der Schwede ab. Mit ihm habe niemand gesprochen, so seine überraschende Erkenntnis. Im März folgt dann der nächste Aufreger: Kurz vor den Wahlen des neuen Präsidiums kündigt Dieter Schneider seinen Rücktritt an. Eigentlich sollte der Aufsichtsrat des Vereins am 8.3. einen Vorschlag unterbreiten, wer künftig im Präsidium den Klub vertreten solle, eine Mitgliederversammlung hätte dann über diesen Vorschlag abgestimmt. Doch Schneider will nicht mehr: "Es ist meines Erachtens nach an der Zeit, dass das unwürdige Schauspiel, das wir in dieser Frage der Öffentlichkeit bieten, beendet wird", sagte er.
Am 1. April 2013 tritt Münchens dritter Bürgermeister Hep Monatzeder das Präsidentenamt an. "1860 München ist kein Sanierungsfall", sagt der 61-Jährige und auch: Es sei kein Neubeginn nötig, man müsse lediglich den begonnenen Weg weitergehen. Mitte April kündigt Investor Ismaik einen radikalen Umbau des Vereins an. Ende April wird Monatzeder nicht im Amt bestätigt. Der Grünen-Politiker wird zum Übergangs-Präsidenten, bis der Aufsichtsrat einen neuen Kandidaten vorschlägt und dieser von der Mitgliederversammlung abgesegnet wird.
Nach dem Debakel bei der Monatzeder-Wahl macht sich der "Löwen"-Verwaltungsrat mit besonderer Sorgfalt auf die Suche nach dem nächsten Kandidaten, wohlwissend, dass das Scheitern eines weiteren Bewerbers den Verein eindgültig ins Chaos stürzen würde. Nach einem wochenlangen Auswahlverfahren bleibt schließlich der 51 Jahre alte Unternehmer Gerhard Mayrhofer übrig. "Wir sind lange genug ein Ausbildungscamp für Funktionäre gewesen", sagt der neue Anwärter bei seiner ersten Rede vor den Mitgliedern. Er habe zuletzt viel gesehen, "aber nicht überall Professionalität". Und tatsächlich scheinen seine Worte anzukommen: Am 14. Juli 2013, eine Woche vor dem Start in die neue Zweitliga-Saison, wählen die Mitglieder den Marketingexperten mit großer Mehrheit zum neuen Vereinspräsidenten. "Das ist ein guter Tag für Sechzig München", sagt Mayrhofer nach der Wahl - und erklärt sogleich den Aufstieg in die erste Bundesliga zum Saisonziel.
Neu-Präsident Mayrhofer ruft bei seiner Antrittsrede nicht nur den Aufstieg zum erklärten Saisonziel aus, sondern kündigt gleichzeitig rasche personelle Konsequenzen an, sollte das Ziel in Gefahr geraten. Diese Gefahr sieht Mayrhofer bereits nach dem sechsten Spieltag, als die Löwen mit einer mittelmäßigen Ausbeute von neun Punkten den Anschluss an die Tabellenspitze gleich zu verlieren drohen. Nach schwachen Auftritten seiner Mannschaft und offenkundiger Ratlosigkeit im Trainerstab reagieren die Verantwortlichen und entlassen Übungsleiter Alexander Schmidt, dessen Vertrag noch im Frühjahr 2013 gegen den ausdrücklichen Willen von Investor Ismaik verlängert worden war. Dieser wollte ursprünglich den ehemaligen englischen Nationaltrainer Sven-Göran Eriksson verpflichten. Die Ablehnung von Ismaiks Wunschkandidaten sorgte von Herbst 2012 an für schwere Verstimmungen zwischen der Vereins- und der Investorenseite.
Um das schwierige Verhältnis zwischen Investor und Vereinsleitung ein wenig zu korrigieren, geschieht die Suche nach einem Schmidt-Nachfolger ausdrücklich in Zusammenarbeit beider Seiten. Während eine Reihe an möglichen Kandidaten von Lothar Matthäus bis Felix Magath diskutiert werden, fällt die Wahl schließlich nach einem Telefonat zwischen Präsident Mayrhofer und Investor Ismaik auf Friedhelm Funkel, wenngleich Ismaik-Statthalter Noor Basha stets eine prominentere Lösung favorisierte. Dabei ist Funkel ein Fachmann in Sachen Aufstieg: Bereits mit Bayer Uerdingen (zweimal), MSV Duisburg, 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt schaffte der Trainer den Aufstieg in die erste Spielklasse.
Unter dem Trainer Funkel gelingt aber ebenso keine sportliche Weiterentwicklung - stattdessen steckt der TSV fast eine ganze Saison im Mittelfeld fest. Zur Karnevalszeit wird bekannt, dass der gebürtige Rheinländer Funkel die närrische Zeit lieber zuhause verbringt als mit seinem Team. Als die Mannschaft im April 2014 auf Platz neun steht, gibt der Verein bekannt, dass man sich zum Saisonende von dem gerade erst verpflichteten Coach trennen wird. "In intensiven Gesprächen zwischen dem Präsidium, der Geschäftsführung und Friedhelm Funkel ist zum Ausdruck gekommen, dass man unterschiedliche konzeptionelle Auffassungen über die Ausrichtung im Sport hat", heißt es in einer Mitteilung. Die Trennung zum Saisonende wird eine Woche später einfach über den Haufen geworfen - Funkel muss sofort gehen. Für ihn übernimmt Co-Trainer Markus von Ahlen (im Bild) die Mannschaft.
Zur Saison 2014/15 planen die Löwen wieder einmal einen sportlichen Neustart. Mit dem Niederländer Ricardo Moniz kommt ein Trainer, dem es nicht an Selbstbewusstsein mangelt. Noch vor dem ersten Spieltag lässt der frühere Hamburger verlauten: "Wir werden Meister!" Sein Konzept einer offensiven Spieweise setzt sich aber überhaupt nicht durch - einige enttäuschende Wochen später ist seine Ära schon Geschichte. Moniz muss bereits am 24. September gehen, weil das Team kaum funktioniert. Wieder hilft Co-Trainer von Ahlen aus.
Längst trudelt der Verein orientierungslos durch die Niederungen der 2. Bundesliga. Vom Aufstieg und großen Plänen ist nicht mehr die Rede - stattdessen heißen die Konkurrenten im Abstiegskampf Aalen, Aue oder St. Pauli. Unter von Ahlen gelingt keine Verbesserung der Situation, das Team spielt schlecht und verliert vor allem zuhause auf fatale Weise wichtige Spiele. Im Februar 2015 ist von Ahlens zweite Amtsperiode vorbei. U21-Coach Torsten Fröhling (im Bild) wird zum Cheftrainer befördert. Die Löwen hängen aber auch unter ihm unten fest.
Am 33. Spieltag der aktuellen Saison gelingt dem Verein dann ein überlebenswichtiger Erfolg: Mit einem 2:1 gegen den 1. FC Nürnberg dürfen die Löwen weiter auf den Klassenerhalt hoffen. Dabei lag man gegen die Franken bereits zurück - und kassierte kurz vor Schluss das vermeintliche Ausgleichstor. Dass Schiedsrichter Drees den Treffer nach einigem Durcheinander nicht gibt, lässt die Fröttmaniger Arena beinahe explodieren. Der TSV 1860 ist noch am Leben, doch schon eine Woche später ...
... folgt der nächste Hieb in die Löwenseele. Beim Saisonabschluss in Karlsruhe unterläuft Verteidiger Kai Bülow schon früh ein Eigentor, von dem sich die Mannschaft nicht mehr erholt. Dem KSC gelingt noch ein Treffer und in der Fankurve des TSV brennen düstere Rauchbomben. Zum Ende einer schlimmen Saison purzeln die Münchner in die Relegation - und müssen froh sein, dass Hauptkonkurrent Aue nicht noch in letzter Minute der Sieg in Heidenheim gelingt. Es folgen zwei überlebenswichtige Ausscheidungsspiele gegen den Dritten der 3. Liga, Holstein Kiel.
Die Relegation schafft der TSV 1860 unter Fröhling zwar, kurzzeitig kommt Euphorie auf - doch der Saisonstart in die neuen Zweitliga-Spielzeit missling völlig. Der Klub hängt am Tabellenende fest, am 6. Oktober 2015 wird Fröhling folgerichtig entlassen - für ihn übernimmt einer der erfahrendsten Zweitliga-Coaches überhaupt: Benno Möhlmann (im Bild). Kann er endlich für ein wenig Ruhe im (sportlichen) Umfeld sorgen?