Fußball:Entsteht in Franken ein Mini-Red-Bull?

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Zuletzt mit vielen Gründen zum Jubeln: Nejmeddin Daghfous (links) und Rico Benatelli spielen seit dem Sommer mit Würzburg in der zweiten Liga. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

Der österreichische Erstligist Mödling und die Würzburger Kickers haben den gleichen Sponsor - nun wollen sie "eine große Familie" sein. Personal wird bereits munter getauscht.

Von Fabian Swidrak

Amir Shapourzadeh benötigte nicht einmal 48 Stunden, um erstmals einen Trainer zu entlassen. Seit Anfang Januar ist Shapourzadeh, der ehemalige Kapitän der Würzburger Kickers, Manager beim österreichischen Bundesligisten FC Admira Wacker Mödling. Gleich an seinem zweiten Arbeitstag stellte er Trainer Oliver Lederer frei und installierte den Kroaten Damir Buric als dessen Nachfolger.

Buric war in der Vergangenheit als Spieler und Co-Trainer in der deutschen Bundesliga aktiv und machte 2005 zusammen mit Würzburgs Trainer Bernd Hollerbach den Trainerschein. In Shapourzadeh und Buric haben nun also gleich zwei sportlich Verantwortliche bei der Admira gute Kontakte zur sportlichen Führung des unterfränkischen Zweitligisten, der sich aktuell im spanischen Marbella auf den Rückrundenstart am 28. Januar gegen Tabellenführer Braunschweig vorbereitet.

Shapourzadeh kündigt eine Zusammenarbeit der beiden Klubs an

In Würzburg war Shapourzadeh, 34, zuletzt Standby-Profi, assistierte Hollerbach bei der Kaderplanung und schloss sein Sportmanagement-Fernstudium ab. Das Engagement in Mödling kam laut Shapourzadeh durch den gemeinsamen Hauptsponsor beider Vereine zustande, die Online-Druckerei Flyeralarm. Als sein Wechsel Mitte Dezember publik gemacht wurde, kündigte Shapourzadeh eine nicht weiter konkretisierte Zusammenarbeit der Klubs aus Unterfranken und Niederösterreich an. Nach nun knapp zwei Wochen im Amt sagt er: "Wir stehen in einem engen Austausch. Es geht darum, dass man sich hilft, dass man eine große Familie ist." Ähnlich einem "Mini-Red-Bull", wie die Wiener Tageszeitung Kurier es nennt - in Anlehnung an den Brausehersteller, der in Salzburg und Leipzig Klubs finanziert?

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Damit trägt der Bundesliga-Zweite seine Heimspiele weiter in der Leipziger Innenstadt aus. Allerdings soll die Zuschauerkapazität kräftig erhöht werden.

Zum Jahreswechsel gliederten die Österreicher ihren Profi-Spielbetrieb wie in den Statuten der Liga vorgesehen aus dem Hauptverein in eine GmbH aus. Dadurch hat der Klub nun einen Aufsichtsrat, dessen Vorsitzender Gerhard Bügler ist, der Geschäftsführer von Flyeralarm Österreich. Dem Aufsichtsrat der Würzburger Kickers AG sitzt bekanntlich Thorsten Fischer vor, der Geschäftsführer und Gründer von Flyeralarm. Bereits seit 2012 zählt das Unternehmen zu den Sponsoren von Admira Wacker. Mit der Umstrukturierung der Vereinsführung wurde die Partnerschaft laut Vereinspräsident Philip Thonhauser nun langfristig intensiviert.

Der südlich von Wien beheimatete Erstligist zählt weder zu den populärsten noch zu den finanzstärksten Vereinen in Österreich. In erster Instanz wurde Admira Wacker Mödling in den vergangenen Jahren mehrfach die Lizenz verweigert, 2013 wurden dem Klub wegen Verstößen gegen die Lizenzbedingungen fünf Punkte abgezogen. Traditionell hält sich der Verein mit Spielern aus der eigenen Jugend über Wasser. Die Nachwuchsakademie zählt zu den renommiertesten des Landes. Immer wieder wechselten junge Spieler jedoch für wenig Geld zu direkten Konkurrenten.

Gerade Rapid und Austria, die beiden Nachbarklubs aus der Hauptstadt, nutzten die finanziellen Probleme der Admira aus, um günstig an talentierte Spieler zu gelangen. Jetzt, wo das Engagement des Hauptsponsors ausgeweitet wurde, sagt Thonhauser, "haben wir diesen Druck nicht mehr und können unseren Nachwuchsspielern zum Beispiel stattdessen bei den Kickers eine attraktive Perspektive anbieten." Daniel Sauer, Würzburgs Vorstandsvorsitzender, sagt über die Kooperation: "So können die Spieler sozusagen in der Familie bleiben und die Admira hat keine Not mehr, Spieler an Wettbewerber aus der österreichischen Liga abzugeben."

Die Würzburger Kickers sind in absehbarer Zukunft auf die Talente eines anderen Klubs angewiesen. Nach zwei Aufstiegen hintereinander verfügt der Klub im Nachwuchsbereich nicht über die nötige Infrastruktur, um selbst Spieler für die Zweitligamannschaft auszubilden. "Eine so starke Nachwuchsabteilung haben wir in Würzburg noch nicht", sagt Shapourzadeh. Wohlgemerkt: wir. Derzeit deutet bei den Unterfranken nichts auf ein Ende der sportlichen Entwicklung hin. Die Planung weiterer Ausbauten des Stadions hat der Klub ebenfalls in Auftrag gegeben. Ein Wechsel nach Deutschland wäre sicher auch für gestandene Spieler der Admira attraktiv.

"Ein guter Deal ist immer der, bei dem beide Seiten profitieren"

Torhüter Jörg Siebenhandl, 26, wechselte vor der laufenden Saison als erster Spieler von Mödling nach Würzburg. Sportlich spielt er dort bislang eine eher untergeordnete Rolle. Lediglich im DFB-Pokal kam er zweimal zum Einsatz. Interessant aber ist, dass Admira-Sportdirektor Ernst Baumeister im Sommer 2016 sagte, die Ablösesumme für Siebenhandl habe über 500 000 Euro gelegen. Spitzenklubs aus Österreich sollen damals bereit gewesen sein, eine vergleichbare Summe zu bezahlen.

Thonhauser widerspricht nun: "Ein solcher Betrag ist nicht geflossen und wäre zwischen Würzburg und der Admira wohl auch nicht üblich." Die Kickers bekamen Siebenhandl also zu einem Preis, der deutlich unter seinem Marktwert lag. Die Kooperation beider Klubs bahnte sich damals gerade an. Trainer Hollerbach sagte nach dem Wechsel, er sei froh, "dass es aufgrund der guten Beziehungen" zum Firmenableger des Würzburger Hauptsponsors in Österreich "möglich war, diesen Transfer zu tätigen."

Mödlings Präsident Thonhauser hält weitere Transfers in beide Richtungen ebenso für möglich wie Manager Shapourzadeh. "Das ist keine Einbahnstraße. Ein guter Deal ist immer der, bei dem beide Seiten profitieren", sagt Thonhauser. Bei RB Leipzig und Red Bull Salzburg ist es längst üblich, dass regelmäßig Spieler von einem Klub zum anderen wechseln. Thonhauser sagt: "Der Vergleich ehrt natürlich. Aber wir wollen keine Marke großmachen, sondern die beiden Fußballvereine."

© SZ vom 13.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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