Die laufende Bundesligasaison ist keine gnädige für Trainer: sechs haben bereits ihren Job verloren, in dieser Woche erst der Trainer des Jahres 2016, Dirk Schuster. So ist das Geschäft. Die laufende Bundesligasaison, das ist bislang die des reichen Aufsteigers RB Leipzig, der bis vor einer Woche die Tabelle anführte. Und damit ist sie die Saison von Ralph Hasenhüttl. Der Österreicher, 49, ist ein Trainer, auf den die Branche künftig wohl nicht mehr verzichten wird. Denn er hat das Geschäft verstanden. Das lernen gerade nicht nur seine Kollegen.
Am ersten Dezemberwochenende, eine Woche vor der Niederlage in Ingolstadt, der ersten der Saison, taut langsam das Eis am Leipziger Trainingsgelände, der Funktionsbau glänzt im Sonnenlicht noch sauberer als sonst. Es wird an diesem Sonntagmorgen wieder bundesweit geschimpft auf den Red-Bull-Klub. Diesmal hat Stürmer Timo Werner beim Sieg gegen Schalke einen Elfmeter geschunden. Hasenhüttl hat seinen Spieler draußen in der Kälte gegen die Kritik verteidigt.
Er könnte also genervt sein, doch das lässt er sich nicht anmerken, als er in den Presseraum der Geschäftsstelle tritt, jetzt eine halbe Stunde Interview, "bitte vor dem Mittagessen", sagt er. Denn am Nachmittag will er Zeit mit der Familie verbringen, die am Wochenende aus München nach Leipzig kommt. Und er will ein bisschen joggen, seine Fitness reicht für lockere fünf Kilometer. Am Montag wird er um acht Uhr wieder der erste im Büro sein.
Was seinen Erfolg ausmacht? Er sagt: "Man darf es nicht akzeptieren, wenn etwas nicht funktioniert."
Die Geschichte des Sportlers Hasenhüttl ist die eines trotzigen Wettkämpfers. Glaubt man Menschen, die ihn lange kennen, dann ist er privat nicht deutlich anders als vor der Kamera: höflich und fröhlich. Doch sein Antrieb ist großer Ehrgeiz. Die letzten Topspiele des Jahres gegen Berlin und in München, den Dritten und den Ersten der Tabelle, werden in der kommenden Woche viel verraten über die weiteren Leipziger Ambitionen in dieser Saison. Sie werden vielleicht auch Dinge über Hasenhüttl verraten, die niemand kannte. Sportler offenbaren ihr Wesen in der Niederlage. Die Bundesliga kennt Hasenhüttl bisher nur als Gewinner.
Lesen Sie mit SZ Plus das Porträt eines Trainers, dem gerade jeder eine große Karriere voraussagt. Und der mit RB Leipzig noch sehr viel vorhat.