Initiative von DGB und DFB:WM-Organisatoren in Katar weisen Kritik zurück

Lesezeit: 1 min

So soll es 2022 aussehen: Das Stadion Al Rayyan in Katar, hier in einer Computer-Animation. (Foto: dpa)

"Es gibt viele positive Beispiele und Initiativen": Das Organisationskomitee der Fußball-WM 2022 in Katar wehrt sich gegen die Kritik des DGB und des DFB an den unmenschlichen Arbeitsbedingungen auf den Baustellen. DGB-Chef Sommer mahnt Mindeststandards an und übt erheblichen Druck auf den Weltverband Fifa aus.

Katar wehrt sich gegen die Initiative des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen bei Bauprojekten für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022. Das WM-Organisationskomitee (OK) sagte am Freitag dem Sportinformationsdienst, es gebe erhebliche Fortschritte, die "in den Medienberichten jedoch nicht erwähnt werden".

Das OK verwies auf "viele positive Beispiele und Initiativen" von staatlicher Seite, aber auch von Unternehmen. "Wir wollen keinen Schnellschuss, der zerbröselt, wenn das Rampenlicht der Medien-Welt 2023 weiterwandert, sondern wir wollen nachhaltige Veränderungen, die das Leben der Gastarbeiter in Katar verbessern", teilte das WM-OK mit.

Es sei eine Arbeiter-Charta verabschiedet worden, die Entwicklung von "Standards, zu denen sich alle Vertragspartner bekennen müssen", stehe kurz vor dem Abschluss. Dabei stehe Katar in stetem Austausch mit Menschenrechtsorganisationen. Es sei "noch einiges zu tun".

Dass sich vor allem die Gewerkschaften mit dieser Aussage zufrieden geben, ist unwahrscheinlich. DGB und DFB haben den Druck auf den Weltverband FIFA massiv erhöht. Die Botschaft eines Schreibens, das am Freitag an Gewerkschaftsverbände in Ländern mit einem Sitz im FIFA-Exekutivkomitee ging, lautet: Entweder Katar handelt - oder die FIFA muss dem Wüstenstaat die WM 2022 entziehen.

"Es wird weiterhin gequält und gestorben", sagte der DGB-Vorsitzende Michael Sommer, in Personalunion Präsident des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB), der Süddeutschen Zeitung: "DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und ich haben nun verabredet, dass jeder seine Leute mobilisiert. Wir haben uns maximal sechs Wochen gegeben. Dann sichten wir die Ergebnisse unserer Aktion und gehen auf die FIFA los."

Niersbach schreibe zudem die 25 Mitglieder im FIFA-Exekutivkomitee an. "Die FIFA soll auf die Kataris einwirken, dass sie entweder die Mindeststandards der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) garantieren und Zwangsarbeit beseitigen sowie Gewerkschaften zulassen", sagte Sommer: "Oder ihnen wird die WM weggenommen."

Berichte über Todesfälle und sklavereiähnliche Zustände auf den Baustellen der WM hatten im September für Aufsehen gesorgt. Innerhalb von zwei Monaten (Juni bis August) seien allein 44 Arbeiter aus Nepal gestorben, berichtete die englische Zeitung Guardian. IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow (Australien) prophezeite daraufhin 4000 tote Gastarbeiter in den neun Jahren bis zur WM.

© SZ.de/SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: