11 im Fokus - das Rückrundenpuzzle:Türsteher des Augsburger Erfolgs

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Kevin Vogt: Stabilisator der Augsburger Defensive (Foto: imago sportfotodienst)

Kevin Vogt hat das Fußballspielen beim VfL Bochum gelernt, er hat Graue-Maus-Fähigkeiten in seiner DNA. Inzwischen stabilisiert er die Defensive des FC Augsburg. Teil sechs unserer Serie von Spielern, auf die Sie in der Rückrunde achten sollten.

Von Benedikt Warmbrunn

Die graue Maus hat zuletzt eine beachtliche Karriere hingelegt. Die graue Maus stand einst sinnbildlich für unauffällige Menschen, und weil sich das wahre Leben in der Bundesliga abbildet, spielte die graue Maus irgendwann auch Fußball, im Trikot des unauffälligen VfL Bochum. Das ging so lange gut, bis sie in Bochum knallbunte Trikots anhatten. Inzwischen tragen sie wieder Trikots in den Vereinsfarben blau und weiß, aber das fällt nicht auf, weil der Verein in der zweiten Liga spielt.

In den Zeiten der modisch taillierten Trikots hat es die graue Maus in der Bundesliga schwer, manche sagen sogar: Es gibt sie nicht mehr. Dabei gehört sie längst zu den Varianten des Konzept-Fußballs. Eine graue Maus zu sein, heißt nun: das Unauffällige zur Strategie zu machen. Die graueste Maus der Hinrunde war demnach der FC Augsburg, der oben dabei ist, und zwar heimlich, so dass es alle erst bemerkt haben, als die Mannschaft in Europa-League-Reichweite angekommen war.

Augsburg ist die Tabelle nach oben gekrochen, indem das Team einen unaufgeregten und doch pfiffigen Fußball gespielt hat. Trainer Markus Weinzierl hat in Daniel Baier einen klugen Strategen, er hat die Außenturbos André Hahn und Tobias Werner, dazu den Schleicher Halil Altintop, der oft nur auffällt, wenn er über ein Tor jubelt. Doch die graue Maus im Team selbst ist Kevin Vogt. Der Mann, den fast niemand kennt. Der Mann, dessen Wert oft unterschätzt wird.

Der 22-Jährige sieht für eine vermeintlich graue Maus aus wie ein Chamäleon, er ist großflächig am Körper tätowiert, allerdings aus demütigen Gründen, und Demut ist bekanntlich die wichtigste Graue-Maus-Eigenschaft: Die Tätowierungen stehen für Vogts Glauben. Zudem zeichnet das mit der Demut Vogt auch auf dem Rasen aus.

Wenn es sein muss, arbeitet Vogt Fußball

Das Fußballspielen hat er beim VfL Bochum gelernt, er hat die Graue-Maus-Fähigkeiten also in seiner fußballerischen DNA. Vogt ist ein ehrlicher Spielertyp, wenn es sein muss, arbeitet er Fußball. Zuletzt stellte ihn Weinzierl vor allem in der Zentrale auf, etwas weiter vorne postiert als Baier.

Wenn Baier der DJ des Augsburger Erfolgs ist, derjenige, der für die Mischung sorgt, der das Tempo vorgibt, dann ist Vogt der Türsteher. "Wir haben ein System, das so ausgerichtet ist, dass mich der Kevin absichert", sagt Baier.

Vogt kann das Spiel durchaus auch mit durchdachten Pässen eröffnen, es ist nicht so, dass er da die gesamte Verantwortung an Baier übergibt. Gleichzeitig gehören aber gerade die unauffälligen Fähigkeiten zum Spiel des 1,94-Meter-Mannes: Löcherstopfen, Dauerlaufen, gelegentlich mal ein rustikaler Zweikampf. Auch der stabilen Defensive ist es zu verdanken, dass Augsburg die beste Hinrunde der eigenen Bundesliga-Geschichte gespielt hat.

Nach der Winterpause wird es für das Team darum gehen, die Überraschung zur Gewohnheit werden zu lassen. Der Kader wurde daher im Winter verstärkt, zuletzt wurde der Südkoreaner Dong-Won Ji bis zum Saisonende verpflichtet.

Eine weitere erfolgreiche Halbserie, und schon wird es für viele Spieler schwer, den Verlockungen der etwas glamouröseren Vereine zu widerstehen. Auch Kevin Vogt gehört zu den Spielern, auf die die Spione aufmerksam geworden sind. Denn die graue Maus ist im modernen Fußball angekommen.

Wer trägt die Hoffnungen der Bundesliga-Klubs in der Rückrunde? Wer startet ein aufsehenerregendes Comeback? Und wer kommt nochmal groß raus, obwohl er schon fast vergessen war? Die Sportredaktion von SZ.de stellt Ihnen elf Spieler vor, auf die Sie achten sollten.

Bislang erschienen: Julian Green (FC Bayern), Josip Drmic (1. FC Nürnberg), Marc-André ter Stegen (Borussia Mönchengladbach), Kyriakos Papadopoulos (Schalke 04), Ilkay Gündogan (Borussia Dortmund)

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