11 im Fokus - das Rückrundenpuzzle:Torwart zweier Klubs

Marc-André ter Stegen FC Barcelona Borussia Mönchengladbach

Derzeit Gladbach, demächst Barcelona? Marc-André ter Stegen

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Einen Torhüter des FC Barcelona hatte die Bundesliga in 50 Jahren noch nicht im Programm. Wird der Wechsel von Marc-André ter Stegen wie erwartet demnächst verkündet, werden die Leistungen des Gladbachers neu bewertet werden. Teil drei unserer Serie von Spielern, auf die Sie in der Rückrunde achten sollten.

Von Martin Schneider

Es wäre interessant zu wissen, ob Marc-André ter Stegen den Namen Udo Steinberg kennt. Wenn ja, hätte sich der Torwart von Borussia Mönchengladbach extrem gut mit der Geschichte seines vermutlich neuen Arbeitgebers auseinandergesetzt. Udo Steinberg war im April 1900 der erste Deutsche, der für den FC Barcelona Fußball spielte. Im ersten Clasico der Geschichte gegen Real Madrid schoss er zwei Tore.

Dass er gegen Madrid zwei Tore schießt, würde von ter Stegen niemand erwarten, dennoch steht der 21-Jährige vor einer der größten Herausforderungen des Weltfußballs.

Erst einmal ist ein Deutscher aus der Bundesliga zu dem Klub gewechselt, der bis zur Halbfinalniederlage in der vergangenen Champions-League gegen den FC Bayern den europäischen Fußball dominiert hat: Bernd Schuster 1980. Außer ihm und Steinberg haben nur zwei weitere Deutsche je bei Barça gespielt: Emil Walter in den 1920er Jahren und Robert Enke, der davor in Lissabon das Tor hütete.

Es ist noch nicht offiziell, dass ter Stegen im Sommer nach Katalonien wechselt. Aber nachdem er verkündet hatte, seinen im Juni 2015 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl: Er gehe davon aus, dass sein Torwart zu dem Verein wechselt, über den alle spekulieren. In spanischen Medien ist von einer Ablösesumme von rund zwölf Millionen Euro die Rede, die WAZ berichtet von einem Vierjahresvertrag. Ter Stegen selbst dementiert eine Einigung.

Und obwohl es noch nicht offiziell ist, wird in der Rückrunde fleißig darüber spekuliert werden, ob der gebürtige Mönchengladbacher, der als Vierjähriger zur Borussia kam, das Format für den großen FC Barcelona hat. Ter Stegen hat mit 21 Jahren die erstaunliche Zahl von 91 Bundesligaspiele hinter sich, er kämpft mit dem Dortmunder Roman Weidenfeller und Ron-Robert Zieler von Hannover 96 um den Platz des dritten Torhüters bei der Weltmeisterschaft in Brasilien.

Patzer erster Güteklasse

Dass ter Stegen gut ist, steht nicht zur Diskussion. Ob er in der absoluten europäischen Spitze mithalten kann und mit dem Druck umgehen kann, muss er zeigen. Bei seinem letzten Auftritt mit der deutschen Nationalmannschaft leistete er sich im Freundschaftsspiel gegen die USA einen Patzer mit erster Güteklasse, als ein Rückpass von Benedikt Höwedes an ter Stegen vorbei ins Tor trudelte. Bei einem weiteren Gegentor sah er nicht gut aus.

Falls der Wechsel nach Barcelona demnächst verkündet wird, würde der Druck auf ihn nicht geringer werden. Ter Stegen wäre Torhüter von zwei Klubs. Er würde zwar noch 17 Spiele für seinen Jugend- und Herzensverein spielen (dem er dabei helfen könnte, sich zum ersten Mal direkt für die Champions-League zu qualifizieren), aber seine Leistungen würden am Maßstab Barcelona gemessen. Bei jedem Fehler, bei jedem unsauberen Pass würde von irgendwem der Satz fallen: "Das sollte er sich bei Barca nicht erlauben".

Es ist bestimmt nicht schlecht, dass zumindest ein Barca-Spieler schon erfahren hat, welche Qualifikationen der junge Deutsche mitbringt. Als Lionel Messi im Freundschaftsspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Argentinien zum Elfmeter antrat, hielt ter Stegen den Ball fest. Im Nationaltrikot hatte Messi zuvor noch nie einen Elfmeter verschossen.

Wer trägt die Hoffnungen der Bundesliga-Klubs in der Rückrunde? Wer startet ein aufsehenerregendes Comeback? Und wer kommt nochmal groß raus, obwohl er schon fast vergessen war? Die Sportredaktion von SZ.de stellt Ihnen elf Spieler vor, auf die Sie achten sollten.

Bislang erschienen: Julian Green (FC Bayern), Josip Drmic (1. FC Nürnberg).

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