Frauen-WM 2011: Gruppe C:Kampf der Systeme: USA siegen 2:0

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Politische Brisanz? Natürlich. Passabler Fußball? Auch. Die USA bezwingen die unbekannten Nordkoreanerinnen 2:0 und sind damit weiterhin WM-Favorit. Auch Schweden gewinnt - Gegner Kolumbien sorgt sich um eine positive Dopingprobe.

Die Partie galt als großes Duell - auf gleich mehreren Ebenen. Zwei vermeintliche Topteams der WM trafen in Dresden aufeinander, über die politische Brisanz eines Länderkampfs zwischen den USA und Nordkorea musste ohnehin kein Wort verloren werden.

Enges Duell: Rachel Buehler (USA, links) im Zweikampf mit Nordkoreas Ra Un Sim. (Foto: dapd)

Am Ende setzte sich der Favorit durch. Der Weltranglisten-Erste USA erspielte sich einen 2:0 (0:0)-Arbeitssieg; vor 21.859 Zuschauern im Rudolf-Harbig-Stadion sorgten Lauren Cheney (54.) und Rachel Buehler (76.) für den glücklichen, aber verdienten Erfolg.

Beide Teams waren zum vierten Mal nacheinander bei einer WM aufeinandergetroffen - über ihre aktuelle Verfassung hatten die Koreanerinnen vorher trotzdem ein großes Geheimnis gemacht. Besser: Das Regime übernahm dies für die ersten Fußballerinnen des Landes.

Wie schon bei der nur mit Ach und Krach geschafften WM-Teilnahme durch Playoffs gegen Italien war der Weltranglisten-Erste weit entfernt von einem souveränen Auftritt. Zwar hatte das US-Team die größeren Spielanteile, doch selbst gut herausgespielte Möglichkeiten wurden teils kläglich vergeben. Zweimal scheiterte Lauren Cheney mit Distanzschüssen. Insgesamt agierte der Mitfavorit auf den Titel zu zaghaft und technisch schwach.

Die Nummer acht der Welt aus Asien hingegen reagierte mehr als sie agierte und spielte abwartend. Erst ab Mitte des ersten Durchgangs kam Nordkorea besser ins Spiel und zu zwingenden Chancen. US-Schlussfrau Hope Solo musste zweimal retten, als erst Su Gyong Ri (35.) und später Yun Mi Jo (43.) jeweils aus Nahdistanz auf die kurze Ecke schossen. Zudem verfehlte Hyon Hi Yun mit einem Distanzschuss nur knapp das US-Tor.

In die zweiten Halbzeit starteten die USA erneut schwungvoll. Die größte Chance vergab Abby Wambach, die in der 51. Minute ihr 118. Länderspieltor verpasste. Kurz darauf leitete die Stürmerin nach sehenswertem Solo mit einer Flanke das 1:0 durch Cheney ein und löste riesigen Jubel aus.

"Das erste Spiel bei einer WM ist immer schwer. Es war klar, dass wir nicht alles überrollen würden. Wir haben gewonnen, jetzt ist es viel einfacher. Deshalb sind wir glücklich mit dem Resultat", sagte US-Trainerin Pia Sundhage. "Wir hatten zwar einen holprigen Weg bis hierher, aber von jetzt an ist das Team voll konzentriert", sagte die einstige US-Nationalspielerin und Rekord-Torschützin Mia Hamm.

Eine gute Leistung bot auch Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus aus Hannover, die bei ihrem WM-Debüt bestimmt und mit Fingerspitzengefühl agierte.

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Lange müssten sie sich ärgern lassen, doch Schwedens Fußballfrauen blieben geduldig. Im ersten Spiel der Gruppe C vor 21.106 Zuschauern in Leverkusen brauchte der Vizeweltmeister von 2003 trotz völliger Überlegenheit und bester Chancen fast eine Stunde, bis Jessica Landström das entscheidende 1:0 gegen Kolumbien erzielte. Der WM-Debütant war von Beginn vor allem eines: überfordert.

Überfälliger Torjubel: Schwedens Fußballfrauen gegen Kolumbien. (Foto: dapd)

So hatten die Schwedinnen bereits in der ersten Viertelstunde drei gute Gelegenheiten: Nach zwei Minuten scheiterte Stürmerin Lotta Schelin an Kolumbiens Kapitän Natalia Gaitan, die für ihre Torhüterin auf der Torlinie rettete. In der zehnten Minute tauchte erneut Schelin frei vor Sandra Sepúlveda auf. Diesmal klärte Gaitan zusammen mit ihrer Kollegin Andrea Peralta vor der Torlinie. Schließlich vergab Schelins Sturmpartnerin Jessica Landström völlig freistehend aus nächster Nähe.

Schweden blieb dominant und baute das Spiel ebenso gekonnt wie geduldig auf, meist über die emsigen Seger und Dahlkvist - die gefährlichen Strafraumszenen wurden jedoch seltener. Bei Kolumbien schaffte es lediglich Carmen Rodallega mit Einzelaktionen hin und wieder in die gegnerische Hälfte.

Die zweite Hälfte begann genau wie die erste mit einer Großchance durch Lotta Schelin, die den Ball am leeren Tor vorbei spitzelte. In der 57. Minute war es dann soweit: Nach einem Fehler im kolumbianischen Aufbauspiel ging Schelin auf rechts bis zur Grundlinie durch, passte scharf an den Fünfmeterraum, wo Jessica Landström den Ball zum höchst verdienten 1:0 über die Linie schob.

Kolumbien versuchte nun mehr für die Offensive zu tun. Rodallegas Schuss in der 66. Minute, der einen Meter über das Tor von Lindahl ging, blieb jedoch die beste Gelegenheit für das Team von Trainer Ricardo Ocampo. Der Sieg geriet für Schweden nie ernsthaft in Gefahr. Im Gegenteil: Therese Sjögran mit einem Schlenzer und die eingewechselte Sofia Jakobsson hätten noch für einen höheren Ausgang sorgen können.

"Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Es läuft alles ziemlich gut für uns", sagte Schwedens Trainer Thomas Dennerby. "Auch gegen Nordkorea sehe ich eine gute Chance, zu gewinnen", sagte der schwedische Coach mit Blick auf das nächste Spiel am Samstag in Augsburg.

Noch während der Partie gab der Fußball-Weltverband Fifa bekannt, dass die Kolumbianische Torfrau Yineth Varon suspendiert wurde. Die 29-Jährige war erst kurz vor dem WM-Turnier nachnominiert worden, weil sich Stammkeeperin Paula Forero verletzt hatte.

Bei der Auswertung der Doping-A-Probe sei ein "von der Norm abweichendes Analyseergebnis" festgestellt worden, hieß es in einer Fifa-Mitteilung. Die Probe sei am Samstag in Leverkusen nach dem Training des kolumbianischen WM-Teams genommen worden. Die Spielerin hat das Recht, eine B-Probe zu verlangen.

© sueddeutsche.de/dapd/dpa/ebc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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