FC Bayern gewinnt gegen Freiburg:Nach Schlusspfiff beginnt die Zeit der Bodyguards

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Kurz Ausruhen, bevor es wieder rund geht: Die Ersatzbank des FC Bayern. (Foto: dpa)

Hoeneß, Götze, Barcelona - irgendwie langweilig mutet da das 1:0 des FC Bayern gegen den SC Freiburg an. Doch nach Spielende besucht der Präsident die Spieler in der Kabine und befeuert Spekulationen. Das neueste Gerücht: Nächste Woche wird noch verrückter als diese.

Aus dem Stadion von Lisa Sonnabend

Der FC Bayern hat ein sportliches Problem. Gibt's derzeit nicht? Gibt's doch. Nach dem 1:0-Erfolg gegen den SC Freiburg tauchte die Frage auf: Befindet sich ein Tordieb in der Mannschaft? In der 35. Minute trat Xherdan Shaqiri an zum Freistoß - der Ball landete direkt im Tor. Oder doch nicht ganz direkt? Nachwuchsspieler Emre Can, der erst die zweite Partie in dieser Saison absolvieren durfte, sprang nämlich in die Höhe, reckte sich und berührte den Ball noch mit den Haaresspitzen. Sofort riss er die Arme hoch und ließ sich feiern. Ebenso ein paar Meter entfernt Shaqiri. Wer hatte nun getroffen?

Can reklamierte das Tor nach dem Spiel selbstbewusst für sich. Der Schweizer gab sich da diplomatischer und sagte, er würde sich freuen, wenn es für ihn zählt. "Aber ich würde es auch Emre gönnen." Trainer Jupp Heynckes meinte zur Causa Tordiebstahl: "Die zwei sollen das unter sich ausmachen." Er hat derzeit wahrlich noch andere Probleme zu lösen.

Der FC Bayern steht seit einer Woche im Fokus wie vielleicht noch nie: wegen des überlegenen Auftritts gegen den FC Barcelona im Champions-League-Hinspiel, wegen des Wechsels von Mario Götze - und auch wegen einer nicht sportlichen Angelegenheit: der sich zunehmend verdichtenden Steueraffäre des Präsidenten Uli Hoeneß.

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Auch diesmal war Hoeneß im Stadion. Als Shaqiris Freistoß (beziehungsweise Cans Scheitelstreichler) im Tor landete, blieb er erst wie erstarrt sitzen, dann klatschte er verhalten. Kurze Zeit später skandierten die Freiburger Fans: "Hoeneß in den Knast!" Der Adressierte muss die Botschaft deutlich vernommen haben, er saß nicht allzu weit vom Gästeblock entfernt. Nach der Partie suchte Hoeneß dann die Mannschaft in der Kabine auf. Er blieb eine halbe Stunde. Was er den Spielern sagte, ist nicht bekannt. Ob er sich auf das Spiel gegen Barcelona einschwor - oder Stellung nahm zur Steueraffäre? Es drang kein Wort nach draußen.

Damit er die Arena verlassen konnte, leisteten ihm schließlich die "Bodyguards" Jupp Heynckes und Matthias Sammer Geleitschutz. Der Sportvorstand positionierte sich auf der linken Seite, der Trainer auf der Rechten. Die Journalisten stürzten sich auf die beiden, Hoeneß konnte beinahe unbemerkt hinter Heynckes vorbei zum Ausgang eilen. Die Fragenden, die ihm noch hinterherliefen, wehrte er mit einer Handbewegung ab.

"Er macht einen guten Eindruck", sagte Sammer, während der Präsident entfloh. "Wenn ich was tun könnte, damit es ihm besser gehen würde, dann würde ich das tun. Ich werde immer an seiner Seite sein." Kein anderer wollte sich zur Causa Hoeneß äußern.

Die Spieler verließen wortkarg das Stadion. Manuel Neuer, Arjen Robben, Dante und Bastian Schweinsteiger eilten vorbei, ohne ein Wort zu sagen. Andere hatten gleich den Hinterausgang genommen.

Xherdan Shaqiri immerhin nahm sich Zeit und beteuerte, dass er den Götze-Transfer nicht fürchtet. Was soll er auch anderes sagen. Dem Spiel gegen Barcelona schaut er ebenso recht entspannt entgegen, aller Voraussicht nach wird er nicht in der Startformation stehen. "Das Hinspiel war ein Gala-Abend", sagte der Schweizer. Diesmal reiche "ein gutes Spiel". Franck Ribéry warnte ein bisschen mehr vor der Partie am Mittwoch: "Wir sind noch nicht fertig. In Nou Camp ist es sehr schwierig." Dann schritt er weiter zu den französischen Journalisten, unangenehme Fragen zur Causa Hoeneß hatte er hier nicht zu erwarten.

Das Spiel am Samstag verlief dagegen verhältnismäßig ruhig, ja fast langweilig. Heynckes hatte bis auf Boateng alle Positionen neu besetzt im Vergleich zum Spiel am Dienstag. Die Freiburger agierten jedoch - zumindest bis kurz vor Schluss - so harmlos, dass die Münchner Ersatzmannschaft die Partie sicher, wenn auch nicht hochklassig, kontrollierte.

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Erfolg ohne Spektakel: Der FC Bayern siegt 1:0 gegen den SC Freiburg und stellt selbst damit einen neuen Rekord auf. Jupp Heynckes baut auf zehn Positionen um - und Tom Starke kommt zu seinem nächsten Auftritt.

Das Publikum hatte nach dem Tor von Shaqiri (beziehungsweise Can) nur noch drei Mal Grund zum Jubeln: Immer wenn auf dem Bildschirm eingeblendet wurde, dass Abstiegskandidat Augsburg wieder ein Tor gegen den VfB Stuttgart erzielt hatte. Die Freiburg-Fans beklatschten den 3:0:Erfolg gegen ihren baden-württembergischen Rivalen gleich mit.

In München blieb es beim 1:0. Ein 4:0 oder 6:1 war diesmal nicht drin - zum Ärger der Zuschauer. Es wurde laut gepfiffen, Mario Mandzukic hatte sich nach einem Fehlpass zuvor bereits ein Pfeifkonzert für sich ganz alleine erspielt.

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Die Bayern agierten an diesem Samstag auf Sparflamme. Denn wer weiß: Vielleicht wird die kommende Woche noch verrückter als diese. Es steht ja das Rückspiel im Champions-League-Halbfinale an, weitere Transfergerüchte sind im Umlauf, Hoeneß könnte weiter in die Enge gedrängt werden. Zudem droht neue Unruhe: Medien berichten, der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge soll zwei Rolex-Uhren nicht verzollt haben, als er im Februar aus dem Trainingslager in Katar zurückkehrte. Am Samstag steht dann noch die Bundesliga-Partie gegen Borussia Dortmund an. Champions-League-Final-Generalprobe also höchst wahrscheinlich.

So sind die Bayern froh, wenn sie sich an diesem Samstag nur darüber diskutieren müssen, wer jetzt eigentlich das Siegtor erzielt hat (offiziell wurde es schließlich Can zugesprochen), und wenn sie mit harmloseren Dingen beschäftigen können. Kurz vor Abpfiff rannte eine Flitzerin über den Rasen. Heynckes sagte daraufhin: "Ich habe gesehen, dass sie sehr sportlich war und sehr fit. Sie ist ganz schön gelaufen, die Ordner haben ganz schön Stress gehabt, da hinterherzukommen." Zu so einem Thema antwortet der Trainer bereitwillig. Es soll ja ein ruhiger Tag bleiben. Wenigstens dieser eine.

Hier alle Statistiken zum Spiel:

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