Der FC Bayern in der Einzelkritik
Tom Starke
Nachwuchsspieler Emre Can klaut sich fast ein Tor, Diego Contentos Körper ziert das Stadionheft, Mario Mandzukic wird ausgepfiffen und Ersatz-Kapitän Daniel Van Buyten hat die völlig neu zusammengewürfelte Truppe nicht wirklich im Griff: Der FC Bayern beim 1:0 gegen den SC Freiburg in der Einzelkritik. Aus dem Stadion von Lisa Sonnabend. Tom Starke: Schon vor zwei Wochen beim 4:0 gegen Nürnberg durfte Starke für Manuel Neuer ins Tor - und fiel duchaus auf. Er wehrte einen Elfmeter ziemlich kurios mit Kopf ab und trug orange Schuhe zu neongrünen Strümpfen. Die Schuhe und Strümpfe hatte er auch gegen Freiburg an, sonst hatte er keine Gelegenheit gegen die harmlosen Freiburger zu glänzen. Spazierte in bester Neuer-Manier gelangweilt vor seinem Kasten auf und ab. Nur ein Kopfball landete direkt in seinen Armen, einmal hielt er beim Kuddelmuddel nach einem Eckball das Bein dazwischen, eine Ecke fing er gleich selbst ab und bekam Applaus.
Der FC Bayern in der Einzelkritik
Rafinha
Rafinha: Immer dann, wenn Philipp Lahm geschont wird, darf Rafinha ran und zeigt dann meist eine sehr solide Leistung. Hätte es verdient, auch mal in der Champions League zu spielen. Die Chancen stehen gar nicht so schlecht für ihn: Lahm droht eine Gelbsperre fürs Finale. Gegen Freiburg agierte der 27-Jährige jedoch eher auf sportlicher Sparflamme. Immerhin: Er war der Münchner mit den meisten Ballkontakten.
Der FC Bayern in der Einzelkritik
Daniel Van Buyten
Daniel Van Buyten: Gegen die flinken Barça-Spieler wurde der große, langsame Van Buyten kurzzeitig ausgemustert, nun stand er gemeinsam mit Boateng auf dem Platz. Weil Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger nicht mitspielten, wurde ihm als Dienstältesten die Ehre zu teil, die Kapitänsbinde zu tragen. Musste sich allerdings ein bisschen für seine Mannschaft schämen und hat wahrscheinlich in der Pause ein paar mahnende Worte gesprochen. Das war eher Drittliga- als Barça-Niveau. Van Buyten tat jedoch nicht allzu viel, um die Klasse zu heben. Brachte aber Ruhe rein, wenn es mal brenzlig wurde.
Der FC Bayern in der Einzelkritik
Jérôme Boateng
Jérôme Boateng: Er war der einzige, der auch schon am Dienstag beim Spiel der Spiele gegen Barcelona auf dem Platz war. Muss sich vorgekommen sein, als habe er zwischenzeitlich in einem neuen Verein angeheuert, der Klassen tiefer steht. Boateng selbst lieferte eine solide Partie: Er warf sich in den einzigen gefährlichen Torschuss der Freiburger in der ersten Hälfte und tauchte auch ab und an vorne auf beim Versuch, sein drittes Bundesligator zu erzielen. Das klappte aber nicht.
Der FC Bayern in der Einzelkritik
Diego Contento
Diego Contento: Von seinen Eltern, die aus Neapel stammen und Maradona-Anhänger sind, hat er den Vornamen Diego verpasst bekommen. Als er in der ersten Halbzeit von Luiz Gustavo bedient wurde und vor dem Tor zum Schuss kam, verhielt er sich jedoch gar nicht maradona-haft. Einen Erfolg erzielte er jedoch trotzdem: Sein Körper ziert das Poster in der Mitte der aktuellen Ausgabe des Stadionheftes.
Der FC Bayern in der Einzelkritik
Luiz Gustavo
Luiz Gustavo: Durfte mitspielen, weil Bastian Schweinsteiger und Javi Martínez geschont wurden. Trabte 90 Minuten lang am lässigsten von allen Sparflamme-Bayern über das Spielfeld. Gab einmal ein Schüsschen aufs Tor ab. Sonst fiel er nur mit seinen hellblauen Schuhen auf - mit denen er herrlich zum anderen Münchner Verein passen würde. An diesem Nachmittag auch spielerisch eher Zweitliganiveau. Aber da war er ja nicht der einzige auf dem Platz.
Der FC Bayern in der Einzelkritik
Anatoli Timoschtschuk
Anatoli Timoschtschuk: Stammt aus einer Zeit, in der die Bayern noch Spiele verloren. Kam im Juli 2009 nach München - kurz nach dem traumatischen 0:4 gegen Barcelona. Wird kurz nach dem glorreichen 4:0 gegen Barcelona wohl den Verein verlassen müssen. Zuvor durfte der 34-Jährige gegen Freiburg noch einmal als Schweinsteiger-Ersatz in der Schaltzentrale ran. Timoschtschuk wirkte dabei durchaus stabilisierend und ballkontaktfreudig, aber längst nicht so cheffig wie das Original. Schoss beim 2:0 im Hinspiel gegen Freiburg sein einziges in der Bundesliga-Saison, es wird wohl sein letztes für den FC Bayern bleiben.
Der FC Bayern in der Einzelkritik
Emre Can
Emre Can: Spielte bei seiner zweiten Bundesligapartie in der Saison schon sicherer und mutiger als noch vor zwei Wochen gegen Nürnberg. Can gelangen mehrere gute Weitergaben in Tornähe. Zu Beginn interessierten sich die Freiburger nicht sonderlich für ihn, seine Bayernkollegen allerdings auch nicht. Klaute sich ein Tor, in dem er beim Freistoß von Shaqiri seinen Scheitel hinhielt. Es wurde auch nach dem Spiel lange gerätselt, wem der Treffer zustehe, schließlich bekam ihn Can. Setzte zudem mehrere Schüsse aufs Tor ab, bekam Applaus aus den Rängen - auch wenn der Abschluss noch deutlich verbesserungswürdig ist.
Der FC Bayern in der Einzelkritik
Xherdan Shaqiri
Xherdan Shaqiri: Dürfte nicht so erfreut sein, dass ihm in der kommenden Saison seine Rolle als kleinster und quirligster Münchner von einem gewissen Mario Götze streitig gemacht wird. Konnte an seine beeindruckende Leistung vom DFB-Pokal-Halbfinale gegen Wolfsburg nicht ganz anknüpfen. Ist dennoch vorerst der quirligste und trickreichste Münchner: Sein Freistoß in der 35. Minute führte zum 1:0.
Der FC Bayern in der Einzelkritik
Mario Mandzukic
Mario Mandzukic: Nach guten Auftritten von Mario Gomez und Pizarro ist er im Sturm nicht mehr so ganz selbstverständlich gesetzt. Im Hinspiel gegen Barcelona fehlte er gesperrt, im Rückspiel darf er wohl auflaufen - auch wenn er gegen Freiburg nicht glänzte. In der zweiten Hälfte kam er freistehend im Strafraum zum Schuss, doch Oliver Baumann reckte sich, der Ball ging an die Latte und segelte weiter ins Toraus. Nach einem untypisch verkorksten Fehlpass wurde er sogar ausgepfiffen. Schnelle Fußballwelt.
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Claudio Pizarro
Claudio Pizarro: Thomas Müller ist wahrscheinlich noch heiser, nachdem er nach seinem 1:0 gegen Barcelona einen Urschrei ausstieß, und zudem noch damit beschäftigt, die zahlreichen Lobeshymnen, die internationale Zeitungen in den vergangenen Tagen auf ihn geschrieben haben, durchzulesen. Jupp Heynckes brauchte deswegen Ersatz im Mittelfeld und griff mal wieder auf Stürmer Pizarro zurück. Der ist mittlerweile ja schon gewohnt, nicht auf seiner Lieblingsposition spielen zu dürfen. Er sorgte mit dafür, dass das Mittelfeld kompakt stand und legte mehrere Tormöglichkeiten auf. Einer der besten Bayern an diesem Nachmittag.
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Franck Ribéry
Franck Ribéry: Kickte sich beim Aufwärmen mit Dante den Ball wie beim Häckisack hin und her und grinste. Durfte in der 73. Minute dann für Can aufs Feld. Hatte aber auf der Ersatzbank ein wenig an Spielfreude verloren. Als ein weiblicher Flitzer auf den Platz kam, tat er so, als sei er erschöpft, stützte sich mit den Händen auf die Knie und sah zu Boden.
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Mario Gomez
Mario Gomez: Kam in der 73. Minute für Mandzukic und hätte beinahe beim ersten Ballkontakt ein Tor erzielt. In der 84. Minute lenkte er den Ball dann noch einmal nur knapp rechts am Tor vorbei. In der 87. Minute dribbelte er im Strafraum - der Ball landete aber im Außennetz. Hatte deutlich bessere Szenen als Mandzukic.
Der FC Bayern in der Einzelkritik
Javier Martínez
Javier Martínez: Kam in der 83. Minute für Timoschtschuk, als gerade der Gewitterregen in der Arena einsetzte. Hatte dann auch nicht mehr so richtige Lust auf das Spiel.