FC Barcelona gegen Real Madrid:Von Schwalbenkönigen und Weltfußballern

Lesezeit: 3 min

Rechtzeitig zum Derby wieder fit: Barcelonas Lionel Messi. (Foto: Getty Images)

Der FC Barcelona empfängt Real Madrid am Samstagabend zum berühmtesten Duell des internationalen Fußballs. Madrids Coach Carlo Ancelotti heizt die Stimmung vor dem Clásico schon einmal an - mit Sticheleien gegen Lionel Messi.

Man darf sich nicht wundern, wenn Spanien am Samstag um 18 Uhr stillsteht. El Clásico steht bevor. FC Barcelona gegen Real Madrid. Katalonien gegen Kastilien. Lionel Messi gegen Cristiano Ronaldo.

Zwar ist das Duell der spanischen Topklubs um eine prominente Fehde ärmer, seit die Trainer nicht mehr Pep Guardiola und José Mourinho heißen. Ihre Nachfolger, der Argentinier Gerardo "Tata" Martino bei Barcelona und der Italiener Carlo Ancelotti bei Madrid, gelten im Vergleich als weniger glamourös, ihr Aufeinandertreffen als weniger konfliktträchtig.

Man kann ihnen jedoch nicht vorwerfen, dass sie sich keine Mühe geben, die Stimmung im Vorfeld des Clásico ein wenig anzuheizen - zumindest Carlo Ancelotti nicht. Der Italiener hat sich jetzt für seinen Schützling Cristiano Ronaldo bei der Wahl zum Weltfußballer stark gemacht. "Es ist der Moment für Cristiano, den Goldenen Ball vor Messi und Ribéry zu gewinnen", sagte der Coach in einem Interview mit dem spanischen Fernsehsender Cadena Ser.

Rechtzeitig vor dem Derby kommt Madrids Trainer mit einer kleinen Stichelei gegen Lionel Messi um die Ecke - das gefällt dem spanischen Fußballfan. Ancelotti zeigte sich jedoch darüber hinaus schwer beeindruckt von seinem portugiesischen Angreifer Cristiano Ronaldo: "Er ist nicht nur ein Spieler, der auf dem Platz gut trainiert. Er ist auch außerhalb des Feldes fleißig und professionell."

Champions League
:Ibrahimovic schafft Hattrick in 19 Minuten

Normale Spiele gibt es von Zlatan Ibrahimovic nicht mehr zu sehen. Gegen Anderlecht macht der Schwede vier Treffer, Paris gewinnt 5:0. Cristiano Ronaldo ist mit Real Madrid gegen Juventus Turin doppelt erfolgreich. Manchester United und Manchester City feiern holprige Siege.

Ähnlich äußerte sich ausgerechnet Barcelonas Abwehrspieler Gerard Piqué, der einst bei Manchester United mit Ronaldo zusammengespielt hat, über den Portugiesen: "Ich habe ihn immer bewundert, weil er ein Arbeiter ist, eine Maschine", sagte Piqué, und fügte hinzu: "Ich glaube, neben seiner vielen Arbeit hat ihn vor allem die Rivalität mit Leo Messi noch besser gemacht."

Cristiano Ronaldo gewann den Titel des Weltfußballers im Jahr 2008, seitdem ging die Trophäe jedes Mal an den argentinischen Dribbelkünstler Messi. Im Januar wird der Titel wieder vergeben. Also passt es ganz gut, dass Ronaldo und Messi nun zum ersten Mal in dieser Saison aufeinander treffen.

Barcelona führt die Tabelle in der Primera División mit 25 Punkten aus neun Spielen an, Madrid lauert mit drei Punkten weniger auf Platz drei. Zuletzt mussten sich die Katalanen mit zwei Unentschieden zufrieden geben - einmal in der Liga bei Osasuna, danach in der Champions League beim AC Mailand. Immerhin ist Lionel Messi nach überstandener Oberschenkelverletzung wieder fit, gegen Mailand traf er bereits zum 1:1-Ausgleich.

Zudem steht Abwehrchef Carlos Puyol nach seiner langen Verletzungszeit bei Barcelona wieder im Kader. Gegen Osasuna spielte er bereits. Gleiches gilt auf der anderen Seite für den 91-Millionen-Mann Gareth Bale: Der feierte nach überstandener Rückenverletzung ebenfalls in der Liga sein Comeback, wurde in der 76. Minute eingewechselt und holte prompt einen Elfmeter heraus.

Die Zeitung Mundo Deportivo aus Barcelona spottete unterdessen, Bale sei ein "piscinero" (Schwalbenkönig), und für Carlo Ancelotti "mehr Problem als Lösung." Diese gewagte These kann der Waliser Bale am Samstagabend um 18 Uhr wiederlegen. "Ich fühle mich gut in Form und bereit für einen Einsatz von Beginn an", sagte er dem TV-Sender Sky Sports vor seinem ersten Clásico.

Im direkten Vergleich mit Barcelonas brasilianischem Neuzugang Neymar soll er zeigen, dass er die 34 Millionen Euro, die er teurer war, wirklich wert ist. Der Brasilianer ist bei seinem neuen Klub im Vergleich zu Bale schon angekommen. In 14 Pflichtspielen stand er zehn Mal in der Startelf, erzielte drei Tore und bereitete sechs Treffer vor.

Cristiano Ronaldo
:Feindbild mit Charakter

Übertrieben eitel und schnell beleidigt. Real Madrids Cristiano Ronaldo hat bei den meisten Fußballfans einen schlechten Ruf. Doch ist das gerechtfertigt? Der portugiesische Stürmer zeigt seit einigen Monaten: Hinter seiner Fassade verbirgt sich mehr.

Von Dominik Fürst

Die meisten Augen dürften jedoch auch am Samstag wieder einmal auf Madrids Cristiano Ronaldo gerichtet sein. Und der präsentiert sich in einer starken Verfassung: Beim Champions-League-Erfolg gegen Juventus Turin erzielte er beide Tore, vorher traf er beim Liga-Sieg gegen Malaga zum 2:0.

Die Tendenz spricht also für Real Madrid, auch wenn man die Clasicós der vergangenen Saison in Liga und Pokal betrachtet: Zweimal gewann Madrid, zweimal stand es am Ende Unentschieden. Bei den Wettanbietern ist trotzdem Barcelona Favorit.

Madrids Trainer Ancelotti ist jedenfalls heiß aufs Derby: "Wir müssen gewinnen", sagt er, "und dabei auch noch spektakulär spielen."

© dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: