DFB-Pokal:Bielefeld schrammt an Sensation vorbei

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Bayer Leverkusen bezwingt den Drittligisten erst in der Verlängerung und muss selbst da noch zittern. Gegen einen harmlosen FC St. Pauli gelingt Stuttgart ein müheloser Sieg. Wolfsburg schlägt Frankfurt. Das Pokalaus gibt es für zwei Zweitligisten - jeweils gegen niederklassigere Klubs.

im Überblick

Trotz frühem Tor missglückte die Bielefelder Überraschung: Tim Jerat ärgert sich, Leverkusen jubelt. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Drei Tage nach dem Coup bei Bundesliga-Spitzenreiter Bayern München hat sich Bayer Leverkusen mit viel Mühe ins Achtelfinale des DFB-Pokals gekämpft. Die Werkself kam beim starken Drittligisten Arminia Bielefeld zu einem 3:2 (2:2, 1:1) nach Verlängerung und hat nach vier Jahren wieder das Cup-Achtelfinale erreicht. Für die finanziell angeschlagene Arminia, aktuell Tabellenzweiter der Dritten Liga, hat sich dagegen die Hoffnung auf weitere Einnahmen von mehr als einer halben Million Euro zerschlagen.

Vor 24.771 Zuschauern in der Schüco Arena fiel die Entscheidung erst in der Verlängerung, als Nationalspieler Andre Schürrle (94.) den Leverkusener Sieg herausschoss. In der regulären Spielzeit hatten Jens Hegeler (23.) und Manuel Friedrich (56.) für Bayer getroffen. Für Bielefeld waren Sebastian Hille (11.) und Tom Schütz (82.) erfolgreich.

Die Arminia lieferte dem Europa-League-Teilnehmer den erwarteten Pokalfight. Mit großem Einsatz ging der Außenseiter von Beginn an zu Werke und brachten Bayer in der ersten Halbzeit ein ums andere Mal mit schnell vorgetragenen Kontern in Verlegenheit. Dabei erwischten die Gastgeber einen Start nach Maß. Nach Pass von Tim Jerat ließ Hille zwei Leverkusener aussteigen und bezwang mit seinem Schuss aus rund 18 Metern ins linke Eck (11.) Keeper Michael Rensing, der sein erstes Pflichtspiel im Bayer-Dress bestritt. Stammtorhüter Bernd Leno fehlte wegen einer Schleimbeutelentzündung im Ellbogen, die operativ beseitigt wurde.

Insgesamt rotierte Teamchef Sami Hyypiä vier Spieler aus der Münchner Siegerelf. Und die kam nur zwölf Minuten nach dem Rückstand etwas überraschend durch Hegeler, der am schnellsten schaltete, zum Ausgleich. In der zweiten Halbzeit kam Bayer deutlich besser ins Spiel. Die Bielefelder verstanden es immer seltener Nadelstiche zu setzen. So fiel der Führungstreffer der Rheinländer fast folgerichtig. Zunächst wurde ein Schuss von Lars Bender noch abgeblockt, das anschließende Durcheinander nutzte jedoch Friedrich per Kopf. Als keiner mehr damit rechnete, kam Bielefeld noch einmal zurück. Ein abgefälschter Freistoß von Schütz brachte den umjubelten Ausgleich. Doch der nächste Nackenschlag folgte zu Beginn der Verlängerung durch eine starke Einzelaktion von Schürrle. Kurz vor Ende der Verlängerung sah dann auch noch der Bielefelder Christian Müller nach Foulspiel die Gelb-Rote Karte (117.).

Ein Spiel gewonnen, drei Spieler verloren: Bei Leverkusen verletzten sich Lars Bender, Ömer Toprak und Daniel Schwaab. Bender wurde mit Prellungen im Gesicht und am Fuß behandelt, Toprak brach sich die Nase. Für Aufregung sorgte das Foul an Außenverteidiger Schwaab. Dennis Riemer grätschte den Leverkusener in der ersten Halbzeit um, Schwaab musste mit einer Sprunggelenksverletzung ausgewechselt werden. "Das war Wahnsinn, eine klare rote Karte", sagte Bayers Sportdirektor Rudi Völler.

Torschütze zum 2:0 gegen St. Pauli: Vedad Ibisevic.  (Foto: dapd)

Der VfB Stuttgart hat den Schwung aus der Bundesliga mitgenommen und problemlos das Achtelfinale des DFB-Pokals erreicht. Die Schwaben fertigten den chancenlosen Zweitligisten FC St. Pauli auch in der Höhe verdient mit 3:0 (3:0) ab. Ibrahima Traore und VfB-Toptorjäger Vedad Ibisevic hatten Stuttgart mit einem Doppelschlag früh auf die Siegerstraße gebracht (21./22.), Tamas Hajnal erhöhte noch vor der Pause auf 3:0 (41.).

Stuttgart, in der Liga mit zehn Punkten aus den vergangenen vier Spielen stark im Kommen, war vor 26.100 Zuschauern von Beginn an überlegen und kontrollierte früh die Partie. Traore brachte den VfB mit einem Distanzschuss aus 25 Metern in Führung. Eine Minute später verlängerte St. Paulis Innenverteidiger Markus Thorandt eine Flanke von Cristian Molinaro unfreiwillig, Ibisevic traf am langen Pfosten zum 2:0. Kurz vor der Pause besorge Hajnal mit einer Direktabnahme das 3:0.

Auch in der zweiten Halbzeit war Stuttgart, bei dem Trainer Bruno Labbadia drei Veränderungen in der Startelf vorgenommen hatte, klar überlegen. Der zur Pause eingewechselte Zdravko Kuzmanovic zirkelte einen Freistoß knapp über das Tor (56.). Ein Schuss von Traore wurde von Gäste-Keeper Philipp Tschauner per Fußabwehr geklärt, den Nachschuss setzte Ibisevic aus spitzem Winkel ans Außennetz (63.). Auf der Gegenseite hatte Fin Bartels die erste wirkliche Torchance der Gäste. Antonio Rüdiger kratzte den Ball aber für den geschlagenen VfB-Keeper Sven Ulreich von der Linie (69.). Beste Spieler bei Stuttgart waren Ibisevic und Traore, St. Pauli enttäuschte auf ganzer Linie.

Der Duisburger Goran Sukalo erhält von Schiedsrichter Tobias Stieler die Gelb-Rote Karte.  (Foto: dpa)

Durch ein 2:0 (0:0) gegen den Zweitligisten FSV Frankfurt zog das der VfL Wolfsburg ins Achtelfinale des DFB-Pokals ein und gewann auch das zweite Spiel nach der Trennung von Felix Magath. Diego, der beim ersten VfL-Heimsieg der Saison mit dem Treffer zum 1:0 (51.) und der Vorbereitung des 2:0 von Bas Dost (61.) glänzte, erhöhte damit auch die Chancen von Interimstrainer Lorenz-Günther Köstner auf eine Weiterbeschäftigung.

Vor nur 7538 Zuschauern setzte Köstner zu Beginn auf einen unter Magath nicht für möglich gehaltenen Schachzug: Er schickte die gleiche Elf wie im Spiel zuvor aufs Feld. Zum ersten Mal stand damit in dieser Saison zweimal dieselbe Wolfsburger Startformation. Und unter anderem wohl auch dafür wurde Köstner schon vor dem Anpfiff von den VfL-Fans mit Sprechchören gefeiert. Zwar übernahm der VfL gleich die Kontrolle über das Spiel, schaffte es aber dennoch zunächst nicht, sich gegen den defensiv eingestellten Gast Torchancen zu erspielen.

Erst in der 19. Minute hätte Diego zum verdienten 1:0 einschießen können. Doch der brasilianische Spielmacher verwertete ein Zuspiel von Ivica Olic aus kurzer Distanz nicht. Auf der Gegenseite verfehlte Edmond Kapllani per Kopf das Tor von Diego Benaglio (22.). Erst gegen Ende der ersten Hälfte hatten die Gastgeber innerhalb von nur weniger Minuten gleich dreimal die große Chance zur Führung.

Diego war es dann auch, der kurz nach Wiederanpfiff nach einer Traumkombination das verdiente 1:0 erzielte (51.). Einen Pass in den Strafraum von Makoto Hasebe nahm Olic in vollem Lauf mit der Brust an und spielte direkt auf den mitgelaufenen Brasilianer, der grätschend den Ball über die Linie bugsierte. Auch beim zweiten Tor hatte Diego entscheidenden Anteil. Mit einem feinen Pass bediente er Dost, der mit einem Schuss Patric Klandt erneut überwand. Anschließend wurde der Außenseiter zwar offensiver, fanden aber meist keine Mittel gegen die sicher wirkende VfL-Abwehr.

Unterdessen hat Fußball-Drittligist Kickers Offenbach seine Erfolgsserie auch im DFB-Pokal fortgesetzt und das Achtelfinale erreicht. Das Team besiegte den Zweitligisten Union Berlin mit 2:0 (0:0). Mathias Fetsch brachte die Hessen mit einem abgefälschten Schuss in Führung (75.). Für die Entscheidung sorgte der eingewechselte Stefan Vogler (85.). Es war der 13. Pflichtspielsieg in Folge.

Von einem Klassenunterschied war vor 12.000 Zuschauern am Bieberer Berg nichts zu sehen. Die "Eisernen" enttäuschten auf der ganzen Linie und kamen erst in der 29. Minute durch einen 20-Meter-Schuss von Torsten Mattuschka zu ihrer ersten Chance. Berlin hatte zwar mehr Ballbesitz, kam aber nur selten gefährlich vor das Offenbacher Tor. Die Gastgeber beschränkten sich in der zweiten Halbzeit lange auf die Defensive, ehe sie zwei Konter zum Sieg nutzten. Beste Spieler beim Drittligisten waren Torhüter Robert Wulnikowski und Verteidiger Marc Stein, bei Union gefielen einzig Stuff und Marc Pfertzel.

Das finanziell angeschlagene Zweitliga-Schlusslicht MSV Duisburg hat im DFB-Pokal einen weiteren Rückschlag hinnehmen müssen. Der Finalist von 2011 verlor das Zweitrunden-Spiel beim Drittligisten Karlsruher SC 0:1 (0:0). Das Tor des Tages erzielte Dennis Kempe per Kopf in der 88. Minute. Acht Minuten zuvor hatte der MSV Goran Sukalo verloren, der Kapitän sah wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte. Nach dem Karlsruher Siegtreffer brannten MSV-Torwart Felix Wiedwald die Sicherungen durch. Er sah Rot, nachdem er den Ball in Richtung Schiedsrichter Tobias Stieler geworfen hatte.

In einem schwachen Spiel war nie ein Klassenunterschied zu erkennen. Karlsruhe hielt vor 14.921 Zuschauern im Wildpark von Beginn an gut mit und hatte sogar die besseren Chancen. Der ehemalige Junioren-Nationalspieler Rouwen Hennings vergab für den KSC, Pokalsieger von 1955 und 1956 sowie Uefa-Cup-Halbfinalist von 1994, gleich zweimal in aussichtsreicher Position (18., 41.). Der MSV, der sich in der ersten Runde beim Drittligisten Hallescher FC mit 1:0 durchgesetzt hatte, offenbarte spielerische Defizite und ging recht rustikal zu Werke. Nach der Pause agierten beide Teams weiter abwartend, immerhin kamen die Gäste dem KSC-Tor näher. In der 64. Minute vergab Adli Lachheb per Kopf aus kurzer Distanz. Bei den Karlsruhern ragten Dominic Peitz und Philipp Klingmann heraus. Beim MSV konnte kein Spieler überzeugen.

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