DFB-Elf testet gegen die Niederlande:Freundschaftsspiele gibt es hier nicht

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Obwohl dem Nachbarschafts-Klassiker diesmal die ganz große Brisanz fehlt, wird er nicht nur von Kapitän Mark van Bommel ernst genommen: Auch Bundestrainer Löw setzt gegen die Holländer wieder auf seinen Stammtorhüter und ein einstudiertes Defensivsystem.

Jörg Marwedel, Hamburg

Bundestrainer Joachim Löw fand es prima, dass die Pressekonferenz am Montag im Forschungs- und Entwicklungszentrum eines DFB-Sponsors stattfand. "Wir sind ja auch noch dabei, unser Spiel zu erforschen", sagte er launig vor dem 75. Länderspiel unter seiner Leitung, an diesem Dienstag gegen die Niederlande (20.45 Uhr/ ZDF).

Bundestrainer Joachim Löw setzt gegen die Niederlande wieder auf eine Vierer-Abwehrkette. (Foto: dpa)

So viel ist zwar nach einer der besten Nationalelf-Phasen überhaupt (zehn Siege in zehn EM-Qualifikationsspielen) derzeit kaum zu entwickeln, außer vielleicht der Dreier-Abwehrkette und einer Spieltaktik mit zwei Spitzen. Im Klassiker der Nachbarn kann man aber zum Beispiel erforschen, wie gut eine Elf mit fünf oder sechs neuen Profis gegenüber dem Spiel in der Ukraine (3:3) ihr System findet.

Sicher ist bislang nur, dass Löw - anders als in Kiew - wieder mit einer Vierer-Abwehrkette spielen lässt, Stammkeeper Manuel Neuer ins Tor zurückkehrt und Dennis Aogo noch einmal versucht, den sogenannte Back-Up für den pausierenden Philipp Lahm auf der linken Abwehrseite zu geben. Mesut Özil soll diesmal ohne Assistent Mario Götze das Spiel lenken, allerdings kaum über 90 Minuten.

Und ob Miroslav Klose nach seiner Sehnenreizung im linken Knie mitmischen darf, wollte Löw erst nach dem Abschlusstraining entscheiden. Der Versuch mit der Doppelspitze Klose/Gomez könnte aber ohnehin auf das letzte Spiel vor der EM-Vorbereitung gegen Frankreich im Februar in Bremen verschoben werden.

Es ist ja, wie Mario Gomez weiß, kaum "das System, mit dem wir bei der EM spielen", sondern eines, das nur "für bestimmte Gegner" angewandt würde.

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Gleichwohl wird in diesem "Test" (Löw) oder "Nachbarkrieg" (ein niederländischer TV-Reporter) das Spiel nach vorne Trumpf sein. Nicht nur, weil Löw am Montag bekannte, er spiele lieber 4:2 oder 3:3 als 1:0 oder 0:0, sondern auch, weil die Holländer neben den Spaniern und Deutschen das offensivstärkste Team (37 Tore in der Qualifikation) stellen.

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Auch deshalb hat der Bundestrainer dem Weltranglisten-Zweiten eine wahre Girlande gedreht. "Die haben individuelle Klasse" und seit 30 Jahren "ein System, in dem sie sehr geschult sind und die Automatismen klappen". Und weil sie "ihr Spiel beherrschen", würden sie auch sehr selten unter Druck geraten.

Bei der Partie in Hamburg wird auch nach Löws Erwartung die Brisanz der siebziger und achtziger Jahre nicht mehr gegeben sein. Schon deshalb, weil sich nach seiner Meinung etliche Niederländer in ihren Bundesliga-Klubs sehr wohl fühlen. Manuel Neuer findet sogar: "Die Holländer tun dem deutschen Fußball gut." Bondscoach Bert van Marwijk wiederum sagte jüngst: "Wir müssen uns ab und zu Deutschland als Vorbild nehmen. Die können auch mal schlecht spielen und gewinnen."

Mark van Bommel, einst FC-Bayern-Kapitän, heute "Aggressiv-Leader" des AC Mailand, kündigt ein heißes Derby an - auch ohne Robin van Persie (FC Arsenal), Rafael van der Vaart (Tottenham Hotspur) und womöglich sogar Wesley Sneijder (Inter Mailand), der am Montagabend das Training wegen einer Wadenblessur abbrach.

Freundschaftsspiele gäbe es nicht, sagt van Bommel, nicht gegen die Deutschen. Das sei ein "sehr spezielles Duell mit vielen Emotionen", auf das er sich freue. Und so werden auch die übrigen sechs niederländischen Profis im Kader denken, die in der Bundesliga spielen oder spielten.

© SZ vom 15.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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