Bundesliga:"Eigentlich haben wir die beste erste Halbzeit der Saison gespielt"

Borussia Mönchengladbach - Bayer Leverkusen

Gladbachs Nico Elvedi (l) und Oscar Wendt blicken nach der Partie zu Boden.

(Foto: Marius Becker/dpa)

Mit bittersüßer Miene gratulierte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl seinem Kollegen Rudi Völler zu einem kuriosen und spektakulären Sieg. "Sie haben mit gnadenloser Effizienz gespielt und uns mit ihren schnellen Leuten den Arsch aufgerissen", kommentierte Eberl das 1:5 (1:0) gegen Bayer Leverkusen. Die zweite deftige Saisonniederlage nach dem 1:6 bei Borussia Dortmund rief vor allem beim Verlierer Kopfschütteln hervor. "Eigentlich haben wir die beste erste Halbzeit der Saison gespielt", befand Borussen-Trainer Dieter Hecking.

Doch mit zwei, drei taktischen und personellen Wechseln sorgten die zuvor auswärts sieglosen Leverkusener für die Wende. "In den letzten Wochen hatten wir dieses Spielglück nicht, da war es umgekehrt. Heute waren wir total effektiv", meinte Bayer-Sportchef Völler, nachdem seine Mannschaft nach 0:1-Rückstand durch Fabian Johnson (7.) das Spiel im zweiten Abschnitt komplett gedreht hatte.

Vor 53 053 Zuschauern im Borussia-Park trafen Sven Bender (48.), Leon Bailey (59.), Julian Brandt (61.), Kevin Volland (69.) und Joel Pohjanpalo (81.) für die Gäste. Bayer rückte damit zunächst auf den neunten Rang vor, während die Gladbacher den Sprung unter die besten vier Teams verpassten.

Knackpunkt der Partie war der Ausgleichstreffer durch Sven Bender, nachdem die Gladbacher zuvor den zweiten Treffer verpasst hatten. "Das war für uns der Dosenöffner nach einer nicht so guten ersten Halbzeit", sagte der Torschütze. Zuvor hatte Bayer-Trainer Heiko Herrlich Brandt für Lucas Alario gebracht und die Rollen im Angriff neu verteilt. "Das hat der Trainer gut gemacht. Auch die Ansprache in der Halbzeit war gut", befand Völler.

Die Gastgeber, bei denen ohnehin schon eine Reihe Langzeitverletzter fehlte, mussten kurzfristig auch noch auf den früheren Leverkusener Christoph Kramer verzichten. Der Mittelfeldspieler hatte sich am Donnerstag im Training eine Oberschenkelverletzung zugezogen und wurde von dem erst 18 Jahre alten Michael Cuisance ersetzt.Im 71. Bundesligaduell beider Teams hatten die Gladbacher den besseren Start. Nach einem Angriff über die rechte Seite schlug Thorgan Hazard eine Flanke auf den zweiten Pfosten, wo Johnson in seinem 180. Ligaspiel Bayers Rechtsverteidiger Panagiotis Retsos überraschte und aus kurzer Entfernung das 1:0 erzielen konnte. Neun Minuten später hatte Hazard das 2:0 auf dem Fuß, scheiterte aber aus drei Metern an Leverkusens Torhüter Bernd Leno.

Ein Doppelschlag von Bailey und Brandt innerhalb von zwei Minuten brachte die Gäste auf die Siegerstraße. Die Gastgeber hatten sich zweimal überraschen lassen und verloren völlig den Faden. Bailey traf per Linksschuss aus gut 18 Metern, Brandt erzielte das 3:1 aus halblinker Position. Volland setzte nach einem Konter sogar noch einen drauf und markierte das 4:1, ehe Pohjanpalo den Schlusspunkt setzte. Damit erzielten die Leverkusener auch im 14. Spiel in Serie mindestens einen Treffer.

Leipzig siegt ausnahmsweise ohne Spektakel

Auch ohne ein spektakuläres Offensiv-Feuerwerk hat sich RB Leipzig in der Fußball-Bundesliga seinen vierten Erfolg in Serie gesichert. Der Vize-Meister mühte sich am Samstag zu Hause gegen Aufsteiger VfB Stuttgart zu einem 1:0 (1:0) und feierte zumindest ergebnistechnisch eine gelungene Generalprobe für die anstehenden Top-Duelle gegen den FC Bayern München. Vor 42 558 Zuschauern in der ausverkauften Red-Bull-Arena markierte Marcel Sabitzer in der 23. Minute das Siegtor für die Hausherren. Der österreichische Nationalspieler war erst nach dem Aufwärmen kurzfristig für den angeschlagenen Bruma in die Startelf gerückt.

Mit dem sechsten Saisonerfolg rücken die Sachsen bis auf einen Punkt an Borussia Dortmund heran. Die Schwaben hingegen konnten auch im fünften Auswärtsspiel der Saison keinen Punkt holen.Die Leipziger gehen nun mit einem weiteren Erfolgserlebnis in die anstehende Hammer-Woche: Am Mittwoch kommt es in der zweiten Runde des DFB-Pokals zu Hause zum Top-Duell gegen den FC Bayern, ehe es am Samstag in der Liga nach München geht.

Die Augen richteten sich nicht nur wegen seines ersten Startelf-Einsatzes seit dem 26. September vor allem auf Nationalstürmer Timo Werner. Denn der 21-Jährige spielte 14 Jahre für seinen Heimatverein VfB. Es war nach seinem Wechsel 2016 zu RB das erste Duell gegen seinen Ex-Club. Bei seinen Ballkontakten und der Auswechslung in der 61. Minute pfiffen die VfB-Fans den zuletzt angeschlagenen Nationalstürmer aus.Nach den beiden 3:2-Hochgeschwindigkeitssiegen von RB gegen Dortmund und Porto ließen sich die Schwaben wie erwartet nicht auf einen Offensiv-Schlagabtausch ein. Vielmehr machten sie die Räume dicht. Folgerichtig war Werner abgemeldet. Außer wenigen Ballkontakten kam er nicht zum Zug. Bis zur 41. Minute, als er vor dem Strafraum aus gut 20 Metern einen Fernschuss um Zentimeter am rechten Pfosten vorbei setzte. Auch der gegen Porto überragende Top-Vorlagengeber Emil Forsberg konnte sich nur phasenweise in Szene setzen.

Angesichts der Defensivtaktik der Schwaben mussten die Sachsen Geduld beweisen. Und das taten sie. Trotz der im Vergleich zum Porto-Spiel auf vier Positionen veränderten Startformation hatte RB ein erdrückendes Übergewicht an Ballbesitz von 63 zu 27 Prozent. Zudem hieß es am Ende der ersten Halbzeit in der Torschuss-Statistik 7:2 für die Leipziger, die nach dem Tod ihres langjährigen Nachwuchsmitarbeiters Thomas Albeck mit Trauerflor spielten.Die spielerische Überlegenheit zahlte sich dann in der 23. Minute aus. Weil VfB-Defensivmann Benjamin Pavard zu spät angriff, schlenzte Sabitzer das Leder aus 22 Metern sehenswert über Weltmeister Ron-Robert Zieler hoch ins linke Eck. Die Stuttgarter hingegen hatten im ersten Durchgang keine einzige Chance.

Das änderte sich in der zweiten Hälfte. Die Stuttgarter taten nun auch einiges für die Offensive. So musste RB-Keeper Peter Gulacsi gegen Takuma Asano (50.) retten. Der Japaner scheiterte wenig später am Pfosten. Die Gastgeber wirkten nun nicht mehr so souverän. Stuttgart war dem Ausgleich näher als Leipzig dem zweiten Tor. RB kämpfte jedoch verbissen und kam noch zu guten Chancen durch Sabitzer (81.), Jean-Kevin Augustin (83./90.) und Kevin Kampl (90.+1).

Füllkrug schießt Hannover zum Sieg

Niclas Füllkrug hat den überraschend starken Aufsteiger Hannover 96 mit einem Doppelpack zum 2:1 (0:1) beim FC Augsburg geführt. Der 24-Jährige drehte mit seinen Treffern in der 76. und 89. Minute den Rückstand aus dem ersten Abschnitt. Nach zuletzt vier Spielen ohne Sieg stellte Hannover den Anschluss an die Top-Teams wieder her. Augsburg wartet nun seit vier Partien auf einen Dreier.Eine Bogenlampe von Michael Gregoritsch (33.), dem damit sein drittes Saisontor gelang, hatte die in der ersten Halbzeit überlegenen Gastgeber in Führung gebracht, die bis zu Füllkrugs Einwechselung hielt. 96 enttäuschte in den ersten 45 Minuten in jeder Hinsicht, rappelte sich aber auf. Die Vielzahl technischer Mängel bei den Niedersachsen war zwar frappierend, Füllkruks Treffer aber übertünchten dies.

Vor 25.971 Zuschauern in der WWK Arena bestimmte der FCA zunächst das Geschehen nach Belieben. Mit hohem Pressing weit in der gegnerischen Hälfte zwangen die Schwaben den Gegner immer wieder zu Fehlern im Aufbau. Hannover fand dagegen kein Mittel und verlor auch zweite Bälle viel zu oft, weil Augsburg deutlich schneller umschaltete. Nach nur zehn Minuten hatte der FCA seine fünfte Ecke, zur Pause neun (zu eins!).Vor dem Tor war Augsburg aber unkonzentriert. Caiuby (3.), Alfred Finnbogason alleine vor 96-Torhüter Philipp Tschauner (6.) und Gregoritsch (10.) vergaben gute Möglichkeiten. Bei der Führung hatte der Österreicher Gregoritsch Glück, dass Julian Korb seinen Schuss aus 20 Metern unhaltbar für Tschauner abfälschte.

Die Gäste kamen in der gesamten ersten Hälfte nicht einmal gefährlich vor das gegnerische Gehäuse. Der beschäftigungslose Augsburger Keeper Marwin Hitz musste sich in der Halbzeit sogar erneut warmschießen lassen.Mit der Hereinnahme von Marvin Bakalorz und der Umstellung auf ein 4-2-3-1-System war Hannover in Hälfte zwei kompakter, gestaltete die Begegnung ausgeglichener. Ihlas Bebou scheiterte mit dem ersten echten Torschuss an Hitz (67.).Augsburg beschränkte sich jetzt auf gelegentliche Nadelstiche. Die wenigen gelungenen Konter spielten die Hausherren allerdings zu schlampig zu Ende, was Füllkrug aus dem Gewühl heraus und kurz vor dem Abpfiff bestrafte.

Für eine unrühmliche Szene sorgten die Augsburger Fans, als sie in der 23. Minute Hannover-Boss Martin Kind mit beleidigenden Gesängen schmähten. Auf einem Plakat hieß es: "Unbequem bleiben, Szene Hannover!"

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: