BVB:"So etwas darf uns nicht passieren"

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Roman Bürki klärt gegen Frankfurts Jetro Willems. (Foto: REUTERS)
  • Borussia Dortmund gibt gegen Eintracht Frankfurt eine 2:0-Führung aus der Hand. In der Nachspielzeit hat Nuri Sahin die Riesenchance zum Siegtreffer.
  • Damit bleibt der BVB nach der Niederlage gegen Leipzig und dem Remis auf Zypern seit drei Spielen sieglos.
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Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Am Ende dieser enttäuschenden Woche kam Peter Bosz ein pfiffiger Gedanke für eine neue Trainingsübung. Nach der nächsten Einheit, so tat er kund, schicke er zunächst alle Spieler in die Kabine - um sie dann wieder herauszurufen und zu sagen: Und jetzt üben wir Nachspielzeit.

Drei Spiele hat Dortmund in der zurückliegenden Woche bestritten, kein einziger Sieg gelang. Zuerst gab es ein 2:3 gegen Leipzig, dann ein 1:1 in Nikosia, und an diesem Samstagmittag ein 2:2 in Frankfurt - trotz zwischenzeitlicher 2:0-Führung. In allen drei Spielen hatten die Borussen in der Schlussminute noch eine riesige Chance, das Ergebnis zu verbessern, in allen Spielen vergaben sie diese Chance, diesmal war es ein Schuss von Nuri Sahin, den Frankfurts Makoto Hasebe von der Linie bugsierte. Und so kam Bosz nun auf den Trichter mit der Spezialeinheit.

"Wir hatten echt genügend Chancen, um das Spiel zu killen"

Immerhin, der Niederländer hat seinen Humor noch nicht verloren. Obwohl nach den Resultaten dieser Woche das Vorrundenaus in der Champions League kaum noch abzuwenden und der recht komfortabel wirkende Vorsprung in der Bundesliga zusammengeschmolzen ist. Und obwohl ihn auch die spielerische Tendenz nicht zufrieden stimmt. Nach all den Elogen über das fulminante Angriffsspiel zu Saisonbeginn gab sich der Niederländer schon in den zurückliegenden Tagen kritisch, und auch nach dem Remis in Frankfurt merkte er an: "Wir haben heute nicht den Fußball gezeigt, den wir spielen können." Auch seine Spieler haderten. "So etwas darf uns nicht passieren", kritisierte Sahin. "Wir hatten echt genügend Chancen, um das Spiel zu killen." Rasche Besserung ist anscheinend nicht in Sicht, zumindest hat Bosz die Lösung dafür (noch) nicht parat. "Die Jungs versuchen es ja", sagte er, "ich weiß auch nicht, was wir noch machen sollen."

Dieses 2:2 (0:1) war aber zumindest für den neutralen Zuschauer ein großes Fußballfest. Viel Tempo und viele Torchancen gab es, es ging rauf und runter, beide Teams hatten genügend Gelegenheiten für den Siegtreffer - und keiner hätte sich beschweren dürfen, wenn er verloren hätte. "Wild" und "intensiv", das waren die Begriffe, die nach der Partie am öftesten fielen.

Los ging es nach einer guten Viertelstunde. Frankfurts Ante Rebic brachte den Ball im Tor unter, doch der Treffer zählte nicht - Abseits. Der BVB dagegen kam mit seiner ersten Aktion zum Tor: Marc Bartra versuchte sich an einem Torschuss aus halbrechter Position, aber der missriet so sehr, dass Mitspieler Nuri Sahin in der Mitte einschieben konnte. Doch diese Führung beruhigte die Dortmunder keineswegs. Sie mussten aufgrund ihrer Personalschwierigkeiten mit einer ungewohnten Viererkette (Bartra rechts, Weigl und Subotic innen, Toljan links). In Kombination mit der üblichen offensiven Ausrichtung ergab das einige Lücken in der Defensive, und so kamen etwa Marius Wolf (31.) und Rebic (33.) zu guten Chancen für die Frankfurter.

Dortmunds System sieht zweitweise wie ein 5-0-5 aus

Nach dem Seitenwechsel begann dann die wildeste Phase des Spiels; es waren 20 Minuten, die er in dieser Form normalerweise "nur bei den Alten Herren" sehe, wie Frankfurts Sportchef Fredi Bobic erklärte. Bei Dortmund waren Offensive und Defensive teils so weit voneinander entfernt, dass sich als naheliegende Formationsschreibung ein 5-0-5 anbieten würde, bei Frankfurt war es nur minimal besser. Aubameyang hier, Rebic da, Aubameyang hier, Haller dort, so ging es hin und her, ein Schlagabtausch mit offenem Visier und zahlreichen Chancen, die Frankfurter wirkten dabei stärker als die Dortmunder, und es war klar, dass da bald ein Tor fallen würde - und dann fiel es auch. Für Dortmund, durch Maximilian Philipp (57.).

"Ich glaube, wenn man 2:0 führt, muss man das Spiel gewinnen", sagte BVB-Coach Bosz. "Wenn man 0:2 zurückliegt gegen den BVB, hat man eigentlich keine Chance", ergänzte sein Frankfurter Pendant Niko Kovac. Aber mit Begriffen wie "normal" und "eigentlich" kam man an diesem Nachmittag nicht weiter. Stattdessen begannen die Frankfurter ihre große Phase, und als nach dem Spiel ein Spieler nach dem anderen erklärte, er habe trotz 0:2 noch an die Chance auf einen Punktgewinn geglaubt, da wirkte das nicht wie eine Floskel, sondern wie eine korrekte Abbildung des Geschehens.

Nach 64 Minuten setzte sich Rebic durch und wurde durch BVB-Torwart Roman Bürki gefoult - den Elfmeter verwandelte Haller. Dann parierte Frankfurts Schlussmann Hradecky mal wieder großartig, und fast im Gegenzug markierte Wolf das 2:2. Wundersamerweise beruhigte sich das ganze Drama danach etwas, aber ganz ruhig wurde es nie. Die besseren Chancen hatte zunächst Frankfurt durch einen Kopfball von Mijat Gacinovic (70.). und einen Schuss von Haller (78.) - und dann kam dieser Moment, der Bosz die Idee für eine neue Trainingseinheit brachte.

Der eingewechselte Jadon Sancho schoss aufs Tor, Hradecky hielt zum wiederholten Mal großartig, doch der Abpraller landete genau bei Sahin, der aus fünf Metern draufhielt - und dann in Person von Makoto Hasebe den einzigen Frankfurter traf, der auf der Linie stand.

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